„Problemzonen liegen ganz woanders“
„Problemzonen liegen ganz woanders“
„Problemzonen liegen ganz woanders“
Sparkassen in Hessen und Thüringen wünschen sich regulatorische Vereinfachungen im Reporting und weniger Klein-Klein statt Fokus auf Kapitalvorgaben
Der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen nimmt mit Wohlwollen wahr, dass Aufseher sich verstärkt der Proportionaliät und Entbürokratisierung widmen. Die wahren Aufwandstreiber blieben dennoch weitgehend unberücksichtigt. Weniger Klein-Klein und mehr Ruhe in der Regulierung seien geboten.
fir Frankfurt
Die hessischen und thüringischen Sparkassen begrüßen von der Aufsicht angedachte Entlastungen wie das Kleinbankenregime, sehen diese aber an den falschen Stellen angesetzt. Viel mehr als Erleichterungen bei den Kapitalanforderungen wäre ihnen mit weiteren bürokratischen Vereinfachungen geholfen, sagte der Geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), Stefan G. Reuß, am Dienstag bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Der Verband vertritt die 47 Sparkassen in Hessen und Thüringen und ihre kommunalen Träger.
Aufseher machen Vorschläge zur Entlastung
Die Aufseher von BaFin und Deutscher Bundesbank haben in den vergangenen Wochen Vorschläge unterbreitet, die auf Entlastungen gerade kleinerer Banken und Sparkassen abzielen. Demnach sollen unter anderem Institute mit einer Bilanzsumme bis zu 10 Mrd. Euro die Möglichkeit erhalten, sich für Eigenmittelanforderungen in Form der Leverage Ratio, die risikounabhängig das Eigenkapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme setzt, zu entscheiden, statt risikogewichtete Eigenmittelanforderungen anzuwenden.
„Kein Kapitalproblem“
Er nehme positiv wahr, dass die deutsche Aufsicht Proportionalität und Verhältnismäßigkeit aktiv angehe, erklärte Reuß, doch würden die wahren Probleme der kleinen und mittelgroßen Institute nicht ausreichend berücksichtigt. Der Vorschlag zum Kleinbankenregime bedenke nämlich nur die Mindestkapitalanforderungen. „Die daraus resultierenden materiellen Anforderungen waren aber in der Vergangenheit auch für kleine Sparkassen stets tragbar. Unsere Sparkassen haben kein Kapitalproblem“, führte Reuß aus. Aktuell liegt ihm zufolge die Kernkapitalquote der Verbandsparkassen bei 18,0%.
Viele Änderungen, wenig Zeit
„Die tatsächlichen Problemzonen liegen aus unserer Sicht ganz woanders“, sagte er und zählte unter anderem folgende auf: zunehmende Kleinteiligkeit der Regulatorik, mangelnde Verknüpfung von Regelungen, hohe Granularität und Frequenz des Reportings sowie häufige Aktualisierungen und Änderungen, für deren Umsetzung zudem wenig Zeit verbliebe. All das verursache erheblichen Arbeitsaufwand und Kosten.
Die Komplexität laufe zunehmend aus dem Ruder, konstatierte Reuß. So habe die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA in den vergangenen zehn Jahren etwa 8.000 Questions & Answers (Q&A) herausgegeben, das seien durchschnittlich vier pro Arbeitstag, rechnete er vor. Q&As erläutern Regulierungsvorgaben und sollen zu ihrer einheitlichen Anwendung beitragen. Auch wenn sie keinen rechtsverbindlichen Charakter haben, ist die Erwartung der Aufseher, dass Finanzinstitute sie einhalten.
Jahresprognose bekräftigt
Mit Blick auf das erste Halbjahr zeigte sich Reuß zufrieden. In einem herausfordernden Umfeld sei die Geschäftsentwicklung der Sparkassen der beiden Bundesländer „erfreulich stabil“ verlaufen. Für das Gesamtjahr bekräftigte er seine Prognose aus dem März, dass von einem etwas niedrigeren, aber weiterhin auskömmlichen Betriebsergebnis auszugehen sei. Im vergangenen Jahr hatten die hessischen und thüringischen Sparkassen ein Rekordergebnis von 1,67 Mrd. Euro vor Bewertung erzielt, das waren 3% mehr als 2023.

Konkret rechnet der Verband für 2025 mit 1,51 Mrd. Euro vor Bewertung, das wären 9% weniger als im vergangenen Jahr. Das Betriebsergebnis nach Bewertung wird auf 1,4 Mrd. Euro taxiert. Der erwartete Rückgang ist demnach auf höhere Aufwendungen zurückzuführen. Um gut 7% würden diese insgesamt zulegen, zum einen wegen der bereits in diesem Jahr wirksam werdenden Tariferhöhungen, zum anderen vor allem aber wegen Investitionen, so in IT-Infrastruktur.
Zinsüberschuss legt voraussichtlich minimal zu
Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft wird laut Prognose in diesem Jahr mit 154 Mill. Euro unauffällig ausfallen, der Zinsüberschuss auf 2,86 Mrd. Euro abermals zulegen, wenn auch nur minimal. Angesichts der Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank bezeichnete der Sparkassenpräsident das als „beachtliches Ergebnis“.