Provinzial-Zeitplan wackelt

Landschaftsverband Rheinland hat bei Versicherer-Fusion Beratungsbedarf

Provinzial-Zeitplan wackelt

Der Fusionsprozess der beiden Provinzial-Versicherer in Nordrhein-Westfalen verzögert sich um ein paar Wochen. Sechs von sieben Eigentümern haben das Memorandum of Understanding unterzeichnet, der Landschaftsverband Rheinland braucht länger. Das Bewertungsgutachten soll Deloitte liefern.Von Antje Kullrich, DüsseldorfDer Zeitplan für die geplante Fusion der beiden Provinzial-Versicherer in Nordrhein-Westfalen wackelt. Eigentlich sollten bis zum Freitag alle sieben Eigentümer grünes Licht gegeben haben, den Zusammenschluss weiter voranzutreiben. Doch einer verzögert den Prozess: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat noch Beratungsbedarf angemeldet.Ursprünglich hatte der Landschaftsausschuss des LVR Anfang der Woche seine Zustimmung zu dem im Sommer verhandelten Memorandum of Understanding geben sollen. Doch der Tagesordnungspunkt sei gar nicht beraten, sondern geschoben worden, sagte eine Sprecherin. Der LVR hat jetzt eine Sondersitzung für den 29. Oktober anberaumt.”Grundsätzliche Bedenken bestehen nicht”, sagte Jürgen Rolle, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im LVR, auf Anfrage. “Wir hatten jedoch nur 14 Tage Zeit, über das Memorandum of Understanding zu beraten. Das war uns zu wenig.” Immerhin gehe es um eine Beteiligung in der Größenordnung zwischen 800 Mill. Euro und 1 Mrd. Euro.Die anderen Eigentümer von Provinzial Nordwest und Provinzial Rheinland, die gerade den fünften Anlauf zur Fusion unternehmen, haben den erarbeiteten Vorschlag von ihren Gremien in den vergangenen Tagen absegnen lassen. Nach den Verbandsversammlungen der fünf beteiligten Sparkassenverbände beschloss am Freitag auch der Landschaftsausschuss des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), die Willenserklärung zur Provinzial-Ehe zu unterzeichnen. “Wir begrüßen den Einstieg in den Fusionsprüfungsprozess, erwarten jedoch eine engmaschige Begleitung durch die politischen Gremien während des gesamten Prozesses, inklusive festgelegter Haltelinien”, betonten die Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU im LWL in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Fusionsanlauf davor war 2013 noch am Widerstand der Westfalen gescheitert.Doch im aktuellen Prozess sind die meisten der strittigen Fragen und Knackpunkte bereits geklärt. Der LWL spricht von einem fairen Interessenausgleich. Der Sitz der neuen gemeinsamen Holding soll in Münster sein, als Rechtsform haben sich die Beteiligten auf eine Aktiengesellschaft verständigt. Die größte operativ tätige Tochter, der Schaden- und Unfallversicherer, wird in Düsseldorf angesiedelt, eine Lebensversicherung sowie die weiter existierende Tochter Provinzial Nord Brandkasse werden in Kiel firmieren. Auch über die Grundsätze der Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat haben sich die Eigentümer verständigt.Noch nicht geklärt sind die Bewertungen der beiden Provinzial-Versicherer. Durch den verzögerten Beschluss des LVR kann die Due Diligence erst im November starten. Mit dem Bewertungsgutachten sind nach Informationen der Börsen-Zeitung die Wirtschaftsprüfer von Deloitte beauftragt worden.Ob die Fusion der beiden Provinzial-Versicherer im fünften Anlauf Realität wird, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Bis zur Vorlage unterschriftsreifer Verträge wird es noch einige Monate dauern. Der Zusammenschluss ist rückwirkend zum 1. Januar 2019 geplant.