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Quereinsteiger soll ABN Amro leiten

Von Anna Sleegers, Frankfurt Börsen-Zeitung, 10.1.2020 Der niederländische Finanzkonzern ABN Amro hat sein Nachfolgeproblem gelöst. Wie die Bank bekannt gab, soll Robert Swaak den Vorstandsvorsitz übernehmen, wenn sich der 64-jährige Kees van...

Quereinsteiger soll ABN Amro leiten

Von Anna Sleegers, FrankfurtDer niederländische Finanzkonzern ABN Amro hat sein Nachfolgeproblem gelöst. Wie die Bank bekannt gab, soll Robert Swaak den Vorstandsvorsitz übernehmen, wenn sich der 64-jährige Kees van Dijkhuizen nach der Hauptversammlung im April wie angekündigt zurückzieht. Die Suche hatte sich offenbar nicht einfach gestaltet. Niederländischen Medienberichten zufolge hatte sich die Suche nach einem neuen Spitzenmanager über mehr als ein halbes Jahr hingezogen.Zwar ist die ABN Amro als drittgrößte niederländische Bank nach der ING Groep und der Rabobank grundsätzlich ein namhafter Arbeitgeber, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1765 zurückreichen. Nachdem das Institut 2007 von den drei Wettbewerbern Royal Bank of Scotland, Fortis und Banco Santander übernommen und zerschlagen wurde, führten deren Schieflagen jedoch dazu, dass sich kurze Zeit später der niederländische Staat des traditionsreichen Hauses annehmen musste. Per Börsengang wurde das Institut 2015 dann zwar wieder teilprivatisiert, doch der Staat ist nach wie vor Mehrheitseigner – und hält den Top-Manager mit einem Jahressalär von zuletzt 722 358 Euro ohne variable Vergütungsbestandteile eher knapp. Das mag dazu beigetragen haben, dass die Bewerber aus der Bankbranche nicht gerade Schlange standen.Nachdem ABN Amro nach der Verstaatlichung zunächst vom früheren Finanzminister Gerrit Zalm und dann von van Dijkhuizen geleitet wurde, der lange Jahre in Spitzenposten für das niederländische Finanzministerium tätig war, soll nun mit Swaak ein Manager das Ruder übernehmen, der weder über Branchen- noch über Politikerfahrung verfügt.Der 59-Jährige kommt von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die er unter anderem als Niederlande-Chef tätig war, bevor er in den internationalen Mutterkonzern wechselte. Derzeit ist er als Global Relationship Partner für eine Reihe internationaler Kunden verantwortlich.Eine ausgeprägte Dienstleistungsorientierung wird Swaak brauchen. Laut Pressemitteilung soll der Top-Staatsbanker nicht nur “Auge und Ohr” für die Anliegen von Kunden, Mitarbeitern und Investoren haben, sondern auch ein Gespür dafür haben, was in der Gesellschaft vor sich geht. Als ehrenamtlicher Vorsitzender des privaten Kinderhilfswerks Van Leer Group Foundation scheint Swaak zwar gut geeignet, um den gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, den sich die Niederländer offenbar von ihrem Top-Staatsbanker wünschen. Wie gut dies im aktuellen Zinsumfeld mit dem Auftrag vereinbar ist, ABN Amro zu einer zukunftssicheren Bank machen, muss jedoch die Zeit weisen.Die vielleicht dringendste Aufgabe, der sich der neue Chef stellen muss, ist es jedoch, das Institut unbeschadet durch den Geldwäscheskandal zu führen. Seit vergangenem Herbst ermitteln die niederländischen Behörden auch gegen ABN Amro. Das Institut soll in das Bankennetzwerk verwickelt sein, über das bis 2014 verdächtige Geldströme aus Russland flossen. Swaak bringe umfangreiche Beratungserfahrung aus dem Bereich der Geldwäschebekämpfung mit, sagte ABN-Chairman Tom de Swaan in einem Bloomberg-Interview. Dies habe bei seiner Berufung eine wichtige Rolle gespielt.