Raiffeisen Bank hat Luft für Zukäufe
Reuters Wien – Das Wiener Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) sieht nach dem breiten Konzernumbau der vergangenen Jahre nun wieder Spielraum für Zukäufe. “Wir haben jetzt eine Kapitalquote nach dem Verkauf von Polen, wo wir auch die Kapazität hätten, um das eine oder andere anzusehen”, sagte Bankchef Johann Strobl am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Wenn der Preis passe, wäre das eine Alternative zum organischen Wachstum, sagte er. Die harte Kernkapitalquote lag zuletzt bei 12,8 %. Zudem stellte der RBI-Chef eine höhere Gewinnausschüttung in Aussicht. Für 2017 wurde nach einer dreijährigen Durststrecke wieder eine Dividende von 62 Cent je Aktie gezahlt.Generell sei im osteuropäischen Bankensektor derzeit eine Konsolidierung im Gange, sagte er. Marktteilnehmer und Private-Equity-Fonds würden sich von Anteilen trennen, aber auch Privatisierungen stünden in der Region an. Wachsen wollen die Österreicher in ihren bestehenden Märkten – bevorzugt in Tschechien, der Slowakei oder Rumänien. Interesse an weiterem Wachstum zeigte der RBI-Chef aber auch für Bulgarien oder Serbien. “Wenn es uns gelingt, in einem Markt, wo wir tätig sind, unsere Position zu verstärken, dann ist uns das lieber, als in einen Markt zurückzukehren, wo wir schon waren.” In Serbien bereitet die Regierung derzeit den Verkauf ihres Staatsanteils an der Komercijalna Banka vor.Aus Polen sei die RBI ausgestiegen, weil die Marktposition im Vergleich zu den führenden Banken schwächer war. Nach mehreren Anläufen wurde die polnische Tochter Raiffeisen Bank Polska (Polbank) im April für 775 Mill. Euro an die französische BNP Paribas verkauft. Das rund 3,0 Mrd. Euro schwere Fremdwährungskredit-Portfolio – der Großteil davon in Schweizer Franken – musste die RBI nach einer Auflage des polnischen Regulators behalten. Die RBI habe daher noch eine Filiale in Polen, in der rund 200 Mitarbeiter die Rückzahlung dieser Kredite bearbeiten würden. Neugeschäft werde keines mehr gemacht. Ein Verkauf des Portfolios müsse vom Regulator genehmigt werden und wäre derzeit nur mit hohen Abschlägen verbunden. Die Abwicklung werde noch viele Jahre dauern, erwartet Strobl.In Russland, dem wichtigsten Einzelmarkt der RBI, und in der Ukraine verdiene die Bank trotz der politischen Spannungen gut. Um die Ertragslage fürchtet Strobl nicht. “In keinem dieser Länder muss man damit rechnen, in ein sehr niedriges Zinsniveau zu fallen.” Die Zinsen seien dort höher als in Europa, in der Ukraine etwa derzeit bei 17 %. “Da bleibt eine ordentliche Zinsspanne.”