Raiffeisen-Fusion auf der Zielgeraden

Zusammengehen von RBI und RZB soll komplexe Struktur vereinfachen

Raiffeisen-Fusion auf der Zielgeraden

Reuters Wien – Keine andere Bankengruppe in Österreich verfügt über so eine unübersichtliche und verschachtelte Struktur wie die Raiffeisen-Gruppe. Internationale Investoren blicken da kaum durch. Das könnte sich demnächst ändern. Die auf Osteuropa fokussierte Raiffeisen Bank International (RBI) wälzt seit Monaten Fusionspläne mit ihrer Mutter Raiffeisen Zentralbank (RZB). Eine Verschmelzung der beiden Institute gilt als so gut wie ausgemacht.”Wenn ich mir nicht ziemlich sicher wäre, dass wir das zusammenbringen, hätten wir das nicht angezettelt”, gab sich RZB-Boss Walter Rothensteiner, der auch RBI-Aufsichtsratschef ist, schon vor einigen Wochen zuversichtlich. Offiziell wird eine Entscheidung für die zweite Septemberhälfte erwartet. Das Projekt, das intern “R 2” genannt wird, soll die derzeit dreistufige Struktur der Gruppe um eine Ebene vereinfachen. Schneller reagierenExperten zufolge ist dieser Schritt dringend notwendig, um in Notsituationen rascher reagieren zu können. “Es würde die Bank krisenfester machen, wenn die Strukturen entscheidungsfreudiger gestaltet werden”, sagte Bankenexperte Thomas Url vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung. Das “derzeitige Geflecht” mache ein gegenseitiges Blockieren wahrscheinlich.Der europaweite Stresstest hat ergeben, dass eine neue Wirtschaftskrise die RZB kräftig durchschütteln würde. Die harte Kernkapitalquote der Bank würde in einem Stressszenario auf 6,1 % von 10,2 % Ende 2015 schrumpfen. Die RZB landete damit unter den Schlusslichtern in Europa. Die RZB-Gruppe müsse nun rasch ihren Kapitalplan abarbeiten, sagte der Chef der österreichischen Finanzaufsicht FMA, Helmut Ettl, der Nachrichtenagentur Reuters. Radikale KehrtwendeDie RZB und die Landesbanken hatten jahrelang von hohen Dividenden der Tochter RBI profitiert, die in Osteuropa neben der Unicredit-Tochter Bank Austria und der österreichischen Erste Group zu den größten Kreditgebern zählt. Seitdem die RBI wegen hoher Abschreibungen in Russland 2014 einen Verlust von knapp 0,5 Mrd. Euro einfuhr, schüttet sie keine Dividende mehr aus.Um ihre Kapitaldecke zu stärken und für die immer strengeren Vorschriften der Aufseher gerüstet zu sein, vollzieht die RBI nach ihrem jahrzehntelangen Wachstumskurs nun eine radikale Kehrtwende und trennt sich von Teilen ihres Auslandsgeschäfts.Geplant ist unter anderem der Verkauf der polnischen Tochter Polbank. Anteilseigner kritisieren, dass die RBI die Fusion gar nicht brauche und nur die RZB profitieren würde. RBI-Chef Karl Sevelda wies dies zurück: Eine Fusion würde zu mehr Transparenz, einer effizienteren Kapitalplanung und einer besseren Kapitalisierung der gesamten Gruppe führen.Einige Börsianer haben noch die Teilfusion von 2010 in schlechter Erinnerung. Das Osteuropa-Geschäft wurde einst von der RZB abgespalten und unter dem Namen Raiffeisen International Bank-Holding (RI) 2005 an die Wiener Börse gebracht. 2010 wurde dann das Firmenkundengeschäft der RZB mit der RI fusioniert und das verschmolzene Institut auf den heutigen Namen Raiffeisen Bank International umbenannt. Aus Sicht vieler Anleger wurde die RBI damals zu gering bewertet, und diese Befürchtung gibt es diesmal auch.Die österreichische Raiffeisen-Gruppe sticht durch ihre verschachtelte Struktur hervor. Die acht Landesbanken befinden sich im Besitz von 483 selbstständigen, lokal tätigen Raiffeisenbanken. Die Landesbanken sind zu rund 90 % die Eigentümer des Spitzeninstituts RZB. Die RZB wiederum hält 60,7 % an der RBI. Zudem besitzt die RZB Anteile an Firmen aus den Bereichen Industrie, Medien und Lebensmittel.