Raiffeisen Schweiz will den Neuanfang
dz Zürich – Die führende Schweizer Hypothekenbank Raiffeisen hat die Konsequenzen aus einem lang erwarteten Untersuchungsbericht über die Ära des früheren Chefs Pierin Vincenz gezogen und drei Geschäftsleitungsmitglieder per sofort verabschiedet. Im Rahmen der Diversifikationsstrategie des Instituts sei es zu “gravierenden Mängeln in der Akquisition und dem Management von Beteiligungen gekommen”, heißt es in dem Bericht, der unter Leitung des früheren Schweizer Wirtschaftsprofessors Bruno Gehrig erstellt wurde. Darin werden Beteiligungsgeschäfte in den Jahren 2005 bis 2015 beleuchtet, in denen Vincenz an der Spitze des Instituts gestanden hatte.Für die drei letzten Geschäftsleitungsmitglieder Paulo Brügger, Gabriele Brun und Beat Hodel die seit jenen kritischen Jahren noch an Bord waren, bedeutet der Bericht das sofortige Ende ihrer Tätigkeit. Es brauche einen Neuanfang mit einer ausgeprägten Verantwortungskultur, erklärte der im vergangenen Herbst neu gewählte Verwaltungsratspräsident Guy Lachapelle. Schon im November hatte Vincenz` langjähriger Stellvertreter und Nachfolger als CEO, Patrik Gisel, das Handtuch geworfen. Neuer Chef ist der frühere Leiter der Thurgauer Kantonalbank, Heinz Huber. “Personenzentrierte Kultur”In Übereinstimmung mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht stellt der Bericht grobe Mängel auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung bei der Umsetzung der Diversifikationsstrategie fest. Zwischen 2012 und 2015 hatte die Bank durch Zukäufe neue Geschäftsbereiche im Wert von über 1 Mrd. sfr aufgebaut. Dazu gehörte auch die Akquisition des Schweizer Geschäfts der ehemaligen Bank Wegelin, das nach der Liquidierung im Zusammenhang mit US-Steuervergehen auf den Namen “Bank Notenstein” umgetauft worden war. Bei einigen Geschäften habe sich in der Organisation eine Überforderung der Strukturen, Abläufe und Ressourcen gezeigt. Durch mangelnde Führung und Kontrolle und organisatorische Versäumnisse und der personenzentrierten Kultur um Vincenz seien dem Institut finanzielle Nachteile und ein Reputationsschaden erwachsen. Klare und eindeutige Nachweise für ein strafrechtlich relevantes Verhalten habe man aber nicht gefunden. Die Untersuchung der Züricher Staatsanwaltschaft gegen Vincenz läuft derweil weiter. Es wird erwartet, dass die Behörden den Fall demnächst zur Anklage bringen werden. Vincenz hat während mehrerer Monate in Untersuchungshaft gesessen.