Raisin startet Softwareangebot für US-Banken

Berliner Fintech-Unternehmen will mit Technologie für individualisierbare Einlagenprodukte punkten

Raisin startet Softwareangebot für US-Banken

sp Berlin – Das Fintech-Unternehmen Raisin, das in Deutschland unter der Marke Weltsparen.de tätig ist, wagt trotz Coronakrise den Sprung in die USA. Anders als im Heimatmarkt richtet sich das Start-up nicht an den Endverbraucher, sondern bietet US-Finanzinstituten Bankensoftware für das Einlagengeschäft an. Das hat unter anderem den Vorteil, dass Raisin für den Markteinstieg in den USA keine Banklizenz benötigt. Als Softwareanbieter stehen die Berliner ab sofort aber in direkter Konkurrenz mit US-Firmen wie Synapse, die den Banken ganze Softwareplattformen im Servicemodell anbieten. Zu den Investoren hinter Raisin zählt unter anderem die US-Investmentbank Goldman Sachs, die sich im vergangenen Sommer mit 25 Mill. Euro zu einer Bewertung oberhalb von 500 Mill. Euro engagiert hatte.”Mit einer speziellen Savings-as-a-Service-Bankensoftware können US-Finanzinstitute kosteneffizient Einlagen generieren und ihren Kunden individualisierbare Sparprodukte anbieten”, wirbt Raisin in einer Mitteilung für das neue Angebot und verspricht Banken individualisierbare Einlagenprodukte. Im Januar hatte das 2012 gegründete Unternehmen den US-Softwareanbieter Choice Financial Solutions übernommen, der mittlerweile als Raisin Technology firmiert.Die erste US-Bank ist bereits als Kunde gewonnen, wie Raisin-Mitgründer und CEO Tamaz Georgadze Bloomberg sagte. Die Corona-Pandemie könnte die Geschäftsaussichten für das neue Angebot nach Einschätzung von Raisin sogar beflügeln, weil viele US-Institute angesichts des unsicheren Marktumfelds gesteigertes Interesse an ihrem Einlagengeschäft zeigen, während das Volumen des US-Einlagenmarktes nach Angaben der US-Notenbank seit dem Jahresbeginn fast um ein Zehntel auf rund 15 Bill. Dollar gestiegen ist. “Angesichts der zuletzt steigenden Kosten für Anleihen entwickeln sich Spareinlagen für US-Banken zu einem attraktiven Refinanzierungsinstrument”, heißt es bei Raisin. Die eigene Software soll auch kleineren US-Instituten, die im Wettbewerb mit Branchenschwergewichten wie J.P. Morgan, Bank of America oder Citi stehen, die Möglichkeit geben, “ohne lange Entwicklungs- und Integrationszeiten auf diese Markttrends zu reagieren und dabei ihre Refinanzierungskosten kosteneffizient” auszusteuern, wirbt das Unternehmen.In Europa, wo die Vergleichsplattform für Einlagen von Endverbrauchern im Mittelpunkt von Raisin steht, haben seit 2013 mehr als 250 000 Kunden Spareinlagen in der Größenordnung von 23 Mrd. Euro bei 90 Partnerbanken angelegt. Raisin vermittelt gegen Provision Sparprodukte und inzwischen auch ETF-basierte Investmentprodukte. Einer der größten Konkurrenten in diesem Bereich ist das Hamburger Fintech Deposit Solutions, an dem die Deutsche Bank beteiligt ist. Start-up auf EinkaufstourDie US-Tochter Choice Financial Solutions war für Raisin laut eigenen Angaben die vierte Übernahme innerhalb von zwölf Monaten. Im August des vergangenen Jahres hatte die Firma die Akquisition von Fairr, einem auf Angebote der Altersvorsorge spezialisierten Fintech, gemeldet. Im März 2019 wurde die Frankfurter MHB-Bank akquiriert.