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Raumfahrtexperte als MPS-Präsident

Von Thesy Kness-Bastaroli, Mailand Börsen-Zeitung, 8.11.2016 Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) holt Board-Mitglied Alessandro Falciai, 55-jähriger Unternehmer, Raumfahrtingenieur und Großaktionär von MPS, an die Spitze der...

Raumfahrtexperte als MPS-Präsident

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDie italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) holt Board-Mitglied Alessandro Falciai, 55-jähriger Unternehmer, Raumfahrtingenieur und Großaktionär von MPS, an die Spitze der Bank. Die für den 24. November einberufene HV soll die Entscheidung des Verwaltungsrates, Falciai zum neuen Präsidenten zu ernennen, absegnen.Sämtliche Großaktionäre der Bank, von Axa über das Schatzamt bis zur Stiftung MPS, zeigten sich am Wochenende mit der Ernennung des aus Livorno (Toskana) gebürtigen “Ingegnere” einverstanden. Bekanntlich hat der erst seit 15 Monaten amtierende MPS-Präsident Massimo Tononi kürzlich das Handtuch geworfen. Angeblich war er nicht mit der Art einverstanden, wie der ehemalige Bankenchef Fabrizio Viola im Sommer geschasst wurde. Nachdem die MPS-Kurse in den letzten Tagen neuerdings auf rasanter Talfahrt waren, hat der Board beschlossen, möglichst rasch einen neuen Präsidenten zu bestellen.Alessandro Falciai absolvierte nach seinem Ingenieurstudium als Raumfahrtspezialist an der Universität von Neapel einen Master in Business Administration am Insead in Fontainebleau. Kurz danach wurde er von der Europäischen Raumfahrtagentur engagiert und kooperierte beim Projekt einer Internationalen Raumfahrtstation. Für die damalige Telekom Gruppe Stet (Vorgänger von Telecom Italia) baute er in den neunziger Jahren die Südamerika-Aktivitäten aus. 1997 trat er in Berlusconis Mediaset-Gruppe ein und avancierte dort zum CEO der Technologietochter Elettronica Industriale. Zur Jahrtausendwende gründet er sein eigenes Unternehmen “Dmt” mit dem Ziel, das Geschäft mit Sendemasten auszubauen. 2011 wurde seine Dmt mit den Sendetürmen von Mediaset zu EI Towers fusioniert. Falciai stieg aus dem Unternehmen aus, um 2012 die Holding Millenium Partecipazioni zu gründen. Diese ist im Immobilienbereich, bei Private Equity und Finanzierungen engagiert. Als Großaktionär und Board-Mitglied von MPS (1,7 % Anteile) kennt er auch die Bank in- und auswendig. Dies ist bei der bevorstehenden Kapitalerhöhung von bis zu 5 Mrd. Euro, der Ausgliederung von 27 Mrd. Euro an faulen Krediten und der Wandlung von bis zu 5 Mrd. Euro an Anleihen in Aktien dringend nötig.Ing. Falciai, ein passionierter Fan von Schiffsjachten, hat auch beste Beziehungen zur Politik: Nicht nur zu seinem einstigen Arbeitgeber Silvio Berlusconi, sondern auch zu Regierungschef Matteo Renzi. Zweifellos können ihm diese Beziehungen bei der weiterhin fraglichen Sanierung der weltweit ältesten Bank nutzen. Erst kürzlich hieß es, dass der Erfolg der MPS-Kapitalerhöhung vom Ausgang des Referendums über die Verfassungsreform abhänge. Denn der auf Roadshow befindliche MPS-CEO Marco Morelli ließ wissen, dass zahlreiche Investoren ihre Entscheidung auf nach dem 5. Dezember, nach dem Ausgang der Volksabstimmung, verschoben haben.