Regionale App soll gegen Bigtechs schützen

Sparkasse in Mannheim baut Community-Plattform

Regionale App soll gegen Bigtechs schützen

fir Frankfurt – Die Sparkasse Rhein Neckar Nord mit Sitz in Mannheim baut eine Online-Plattform auf, die Menschen in der Region Kurpfalz vernetzt, informiert und Angebote mittelständischer Firmen vor Ort unterbreitet. Die App “Community-Plattform Kurpfalzerleben” soll gegen Ende des Jahres in Betrieb gehen und die verschiedensten Lebensbereiche wie Ausgehen, Wohnen, Sport, Familie, Mobilität, und Gesundheit abdecken. Ziel sei es, Menschen zusammenzubringen, Informationen auszutauschen und Freizeittipps zu liefern.”Damit wollen wir Kaufkraft, Arbeitsplätze und Aufmerksamkeit in der Region halten, anstatt sie an die Großen zu verlieren”, sagte Sparkassen-Vorstandschef Stefan Kleiber am Montag bei der Vorstellung des Projekts auf einer Konferenz in Frankfurt. Gemeint sind Technologiekonzerne wie Amazon oder Facebook. “Bigtechs haben wenig bis kein Interesse, regionale Bedürfnisse zu erfüllen.” Der Mittelstand müsse sich immer mehr gegen Amazon erwehren. Die App biete beispielsweise Einzelhändlern die Möglichkeit, sich und ihre Angebote zu präsentieren und Vorteile etwa in Form von Bonusprogrammen und Rabattaktionen zu gewähren. Zudem könnten Mitglieder an exklusiven Veranstaltungen teilnehmen wie Shopping nach Ladenschluss oder Sonderführungen in Museen.Unternehmen, aber auch Vereine finanzieren mit Werbung die Kosten der Plattform. “So entsteht für die Sparkasse eine kostendeckende Kundenbindungsplattform mit nutzenstiftenden Kundenangeboten”, hieß es bei der Sparkasse. Deren Kunden erhalten die App kostenfrei, Nichtkunden zahlen 1,99 Euro pro Monat, um Mitglied zu werden. Das Projekt sei bislang ohne Beispiel, sagte Kleiber. Die Sparkasse Rhein Neckar Nord steuere zwar die App, halte sich ansonsten aber eher im Hintergrund. Es sei nicht beabsichtigt, eigene Produkte und Dienstleistungen offensiv zu bewerben. Gleichwohl ermöglicht die Plattform nach Angaben der Sparkasse, Daten aus dem Lebensumfeld der Kunden systematisch zu erheben und zu nutzen. Das Wissen über ihre Verhaltensweisen im Alltag, ihre Kauf- und Reisegewohnheiten oder darüber, welche Veranstaltungen oder Restaurants sie besuchen, lasse sich so monetarisieren. Denkbar sei, sich etwa dann als Finanzier ins Spiel zu bringen, wenn Interesse für einen Autokauf erkennbar sei, oder auch als Anbieter einer Reiseversicherung, erklärte Kleiber. Zudem lassen sich die Daten zur Neukundengewinnung nutzen. Partner liefern ContentUm dem Anspruch zu genügen, die Vielzahl lokaler Angebote in einer App zu bündeln, wollen die Mannheimer Akteure wie die Stadtwerke einbinden, die zum Beispiel Inhalte über Elektromobilität einbringen, oder die Tageszeitung “Mannheimer Morgen”. Dass sie sich um Zulieferung und Aktualisierung der Inhalte kümmert und diese Tätigkeiten nicht selbst erledigt werden, sei intensiv diskutiert worden, berichtete Kleiber. Doch die Gründung einer Tochtergesellschaft, die Redakteure einstellt, sei nicht Kernaufgabe der Sparkasse. Sie wolle die Plattform aber auch anderen interessierten Sparkassen zur Verfügung stellen. Die Mannheimer Sparkasse hat nach zwei Jahrzehnten gerade erst ihre Sanierung abgeschlossen. Ausfälle von Krediten, die lasch geprüft worden waren, hatten sie 1998 in die Pleite getrieben.