RENTENBANK

Regulierungsunsinn

Wer sich am Bankenplatz Frankfurt auf die Suche nach einem Hort der Stabilität begibt, kommt nicht an der Hochstraße vorbei. Dort sitzt in einem unscheinbaren Altbau die Landwirtschaftliche Rentenbank. Das Förderinstitut für die Agrarwirtschaft muss...

Regulierungsunsinn

Wer sich am Bankenplatz Frankfurt auf die Suche nach einem Hort der Stabilität begibt, kommt nicht an der Hochstraße vorbei. Dort sitzt in einem unscheinbaren Altbau die Landwirtschaftliche Rentenbank. Das Förderinstitut für die Agrarwirtschaft muss in den 69 Jahren seit seiner Gründung ziemlich viel richtig gemacht haben. Aus dem einst von der Land- und Forstwirtschaft aufgebrachten Grundkapital von umgerechnet 135 Mill. Euro ist über die Jahrzehnte inklusive des mit 3,2 Mrd. Euro gefüllten Fonds für allgemeine Bankrisiken ein Eigenkapital von 4,4 Mrd. Euro geworden. Das neben der Anstaltslast mit einer expliziten Garantie des Bundes ausgestattete Haus, dessen Bonität von Ratingagenturen mit Triple A bewertet wird, gilt als äußerst risikoavers. Die Aktivseite ist weitestgehend besichert, die Quote der notleidenden Kredite beträgt 0,0 %. Die Bank erfüllt ihren Förderauftrag, und ihr wenig komplexes – manche meinen: langweiliges – Geschäftsmodell ist erkennbar intakt.Dieses Institut, das nicht insolvent werden kann (es sei denn, der Bund ginge pleite), aber wie andere Förderbanken dennoch Bankenabgabe zahlen muss, gibt unfreiwillig ein Musterbeispiel für die Exzesse und den Unsinn in Teilen der Bankenregulierung und Aufsichtspraxis in Reaktion auf die Finanzkrise. Ist es blühende Fantasie, Prinzipienreiterei oder Borniertheit, wenn eine Kontrollinstanz auf die Idee kommt, mit dem Verwaltungsrat der Rentenbank könnte etwas im Argen liegen? Die EZB hat ja in dem 18-köpfigen Gremium Finanzexpertise vermisst, weil diesem nur drei gelernte Banker angehören. Einmal davon abgesehen, dass etwa Vertreter der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die im Übrigen wie alle Aufsichtsräte Schulungen zu kreditwirtschaftlichen Themen durchlaufen, keine heurigen Hasen sind: Hätte die Aufsicht lieber mehr ehemalige Investmentbanker im Kontrollorgan, die auf dem Fahrersitz saßen, als ihre Bank gegen die Wand fuhr?Ein anderes Problem hat sich die Rentenbank nun vom Hals geschafft, ohne dass die EZB sie daran hindern konnte: Die freiwillige IFRS-Rechnungslegung ist nach zehn Jahren passé. Es zählt nur noch das HGB. Erhoffte Vorteile wie mehr Transparenz hätten die – in ihren Ergebnissen allzu oft absurd anmutenden – internationalen Bilanzierungsregeln (Beispiel: Bewertung eigener Verbindlichkeiten) nicht gebracht. Derweil stört der Verzicht darauf hier offenbar weder Investoren noch Ratingagenturen. Die irreführende Ergebnisvolatilität der Bank wird in der Tat niemand vermissen.