DEUTSCHE BANK

Rein und Raus

James von Moltke ist seit dem 1. Juli 2018 Vorstandsmitglied und Chief Financial Officer (CFO) der Deutschen Bank. So steht es - falsch - im Geschäftsbericht des Instituts. Von Moltke bekleidet seine Ämter bei den Blauen seit dem 1. Juli 2017. Warum...

Rein und Raus

James von Moltke ist seit dem 1. Juli 2018 Vorstandsmitglied und Chief Financial Officer (CFO) der Deutschen Bank. So steht es – falsch – im Geschäftsbericht des Instituts. Von Moltke bekleidet seine Ämter bei den Blauen seit dem 1. Juli 2017. Warum erwähnen wir diesen kleinen Fehler, zumal doch eine Zeitungsredaktion auch alles andere als perfekt arbeitet? Weil er gewissermaßen symbolisch dafür steht, dass auch intern schon mal der Überblick verloren geht, wenn der Vorstand eines Unternehmens einem Taubenschlag gleicht. 2014 war das letzte Jahr ohne personelle Veränderungen im Vorstand der Deutschen Bank. An der Spitze folgte auf die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain das Duo John Cryan/Fitschen, dann Cryan allein, im April 2018 schließlich Christian Sewing. Mehr Vorsitzende verschleißt in so kurzer Frist nur die SPD. Von Moltke ist in dieser Zeit der dritte Finanzchef der Bank nach Stefan Krause und Marcus Schenck. Für die Darstellung des weiteren Rein und Raus, das ganz offenkundig ein konstitutives Element des Problemfalls Deutsche Bank ist und nicht etwa ein positiver Beitrag zu dessen Lösung, reicht hier der Platz nicht aus.Nun soll also auch von Moltke angezählt sein: der Mann, der bisher durch einen untadeligen Ruf und hohe fachliche Kompetenz angenehm auffiel und – auch wenn er “schon” bald zwei Jahre im Amt ist – noch gar keine Chance hatte, wirklich gravierende Fehler zu machen (anders als Vize-CEO und Investmentbankchef Garth Ritchie und Chief Regulatory Officer Sylvie Matherat, an deren Sesseln schon länger gesägt wird – teils eigenhändig). Das spricht für schwerwiegende Differenzen im Vorstand. Einem CFO muss es ja auch nicht gefallen, wenn im Zuge des absehbaren neuerlichen Konzernumbaus sein Renditeziel zur Disposition gestellt wird. Oder wenn eine Kapitalerhöhung notwendig wird?Von Moltke kann eigentlich ab heute zu Hause bleiben. Sicher muss ein Aufsichtsratsvorsitzender nicht auf jedes Gerücht und jeden unter Berufung auf Insider verfassten Medienbericht reagieren; da hätte er viel zu tun. Aber in diesem Fall bedeuten das ungerührte Laufenlassen der Spekulation und der Verzicht auf ein klares und hartes Dementi, dass der Finanzchef vor den Augen aller Stakeholder desavouiert und demontiert wird.Und wenn es einfach einer der vielen Testballons war, die man in diesen Tagen im Umfeld der Bank steigen lässt? Dann spricht die Kursavance von 3,6 % nicht gerade für von Moltke. Den Investoren scheint das Rein und Raus zu gefallen. Erstaunlich.