Restemenü statt Cash-Boni

Von Björn Godenrath, Frankfurt Börsen-Zeitung, 27.10.2016 Steter Tropfen höhlt den Stein: Nachdem Deutsche-Bank-Chef John Cryan von der Öffentlichkeit über Monate aufs Butterbrot geschmiert wurde, dass die Boni sinken müssen, hat er nun ausreichend...

Restemenü statt Cash-Boni

Von Björn Godenrath, FrankfurtSteter Tropfen höhlt den Stein: Nachdem Deutsche-Bank-Chef John Cryan von der Öffentlichkeit über Monate aufs Butterbrot geschmiert wurde, dass die Boni sinken müssen, hat er nun ausreichend Handhabe für entsprechende Maßnahmen. Statt Cash-Boni sollen einige Mitarbeiter des Instituts entweder Deutsche-Bank-Aktien erhalten oder aber Anteile an der Non-Core Operations Unit (NCOU). Ein solches Modell dürfte nicht bei allen Betroffenen auf Begeisterung treffen, aber die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme ist mit Blick auf das regulatorische Eigenkapital und die von den Aufsehern zu genehmigenden ausschüttungsfähigen Mittel (MDA) geeignet, um das Vertrauen in die verbliebene Finanzkraft des Konzerns zu stärken. Volle AgendaCryan wird seine Boni-Pläne dem Aufsichtsrat gestern vorgestellt haben. Nach Informationen der Börsen-Zeitung werden die Kontrolleure auch noch den Donnerstag und den Freitag zusammen verbringen, um eine Fülle von Themen und die sich daraus ergebenden Szenarien für die Bank eingehend zu analysieren. Denn John Cryan braucht eine kohärente Vorwärtsstrategie, wie die Deutsche Bank aussehen soll, wenn er, wie es wohl unvermeidlich ist, noch einmal an Aktionäre herantreten muss – bei konstanten Risikoaktiva (RWA) von gut 400 Mrd. Euro müsste die Bank bis 2019 rund 6,75 Mrd. Euro an Gewinnen thesaurieren, um die Anforderungen für systemrelevante Großbanken zu erfüllen. Und da der Konzern die Rückstellungen für Rechtsrisiken wohl weiter aufstocken muss, könnte der Bank die Luft bis dahin ausgehen.Ob von einer üppigen Agenda (Postbank, Veräußerung eines Teils des Assetmanagements, Verschärfung des Sparkurses) etwas beschlussfähig wird, war am Mittwoch noch nicht abzusehen. Das Boni-Thema ist aber ein heißer Kandidat für eine schnelle Umsetzung. Bei 2015 um 6 % auf 13,3 Mrd. Euro ausgeweitetem Personalaufwand wurden allein 2,4 Mrd. Euro an Boni ausgekehrt, während ein Fehlbetrag von 6,8 Mrd. Euro anfiel. Das ist selbst dem geduldigsten Aktionär, der bereits den Dividendenverzicht schlucken muss, mit einer maximalen Dosis Baldrian nicht mehr zu vermitteln – zumal sich für 2016 erneut ein Fehlbetrag konturiert, der die Milliardengrenze überschreiten könnte. Modell der Credit SuisseVorbild für die variable Form der Boni-Vergütung ist die Credit Suisse, die ein solches Modell unter Einbeziehung illiquider Wertpapiere bei Einsetzen der Finanzkrise fuhr. Die Beschäftigten sollen damit gar nicht schlecht gefahren sein. Die Schweizer Bank hatte auch in diesem Jahr schnell reagiert: Als CEO Tidjane Thiam im Februar einen Verlust von 2,9 Mrd. sfr berichtete, verknüpfte er dies mit der Verkündung von Boni-Kürzungen. Die Bezüge im Investment Banking werden um 36 % rasiert – da legt Thiam eine Entschlossenheit an den Tag, die der ebenfalls in der Schweiz als Banker sozialisierte Cryan nun nach Frankfurt trägt.Für dieDeutsche Bank könnte sich mit einem solchen Schritt angesichts der Boni-Dimension eine Eigenkapitalentlastung von bestenfalls 2 Mrd. Euro ergeben, allerdings erfolgt diese variable Vergütung nicht komplett in Cash. 1,45 Mrd. Euro der Boni gingen an das Investment Banking, rund die Hälfte wurde sofort in Cash ausgezahlt, mit dem Rest wurden langfristige Komponenten gefüllt.Was die Boni-Empfänger der Deutschen Bank dann womöglich eingebucht bekommen, sind Papiere aus der fortlaufend Verluste produzierenden NCOU, die zur Jahresmitte noch Risikoaktiva von gut 27 Mrd. Euro hatte. Bis Jahresende sollen diese Posten auf unter 10 Mrd. Euro schrumpfen. Diese Non-Core-Reste haben es an sich, dass die am schwersten zu verkaufenden und damit risikoträchtigsten Positionen immer erst am Ende auf die Rampe kommen, was für die Boni-Empfänger ein schlechtes Omen ist.John Cryan und seine Vorstandskollegen haben ihren eigenen Boni-Verzicht bereits signalisiert. Der Brite hatte sich wiederholt von der üblichen Praxis distanziert, wofür ihm zumindest im Ausland ein Stück Kulturwandel bescheinigt wird. ——–Die Deutsche Bank nimmt die Vergütung der Mitarbeiter ins Visier.——-