Sparkassenpräsident beim ICFW

Reuter bläst zur Kundenoffensive

Der frischgebackene Sparkassenpräsident Ulrich Reuter will die Marktführerschaft der Verbundinstitute ausbauen. Den Vorwurf, den Zinsanstieg zu zögerlich an die Kunden weiterzugeben, lässt er abperlen.

Reuter bläst zur Kundenoffensive

Reuter bläst zur Kundenoffensive

Sparkassen sollen Marktanteile gewinnen, fordert der neue DSGV-Präsident – Zu etwaigen Fusionen in der Finanzgruppe legt er sich nicht fest

lee/jsc Frankfurt

Der neue DSGV-Präsident Ulrich Reuter ruft die Sparkassen dazu auf, ihre Marktführerschaft auszubauen. Den Vorwurf, den Zinsanstieg zu zögerlich an Kunden weiterzugeben, lässt er abperlen. Dem Ruf nach einem Zentralinstitut, das sein Vorgänger Helmut Schleweis ins Spiel gebracht hatte, schließt er sich nicht an.

Der frischgebackene Sparkassenpräsident Ulrich Reuter will sich mit der marktführenden Stellung der öffentlich-rechtlichen Institute nicht zufriedengeben. „Auch Marktführer müssen Marktanteile hinzugewinnen“, sagte er am Donnerstagabend auf einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).

Nachdem das Augenmerk vieler Sparkassen in den Jahren niedriger und negativer Zinsen auf ihren Kostenstrukturen gelegen habe, sei es Zeit für einen Paradigmenwechsel. „Wir haben in den vergangenen Jahren Filialen geschlossen und Mitarbeiter verloren“, konstatierte Reuter, der seit Jahresbeginn an der Spitze des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) steht. Es müsse darum gehen, die Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt zu stellen.

Kundenzufriedenheit messbar machen

Um neue Kunden zu gewinnen und die bestehenden zu halten, werden die Sparkassen nach Reuters Darstellung die Fortschritte in Sachen Kundenzufriedenheit auch messbar machen. Einen gruppenweiten Standard gebe es dafür nicht. „Das liegt in der Entscheidung der einzelnen Institute, wir als DSGV können nur die Richtung vorgeben“, sagte er.

Den Marktanteil der Sparkassen bezifferte Reuter auf etwa 40%. „Bei den Handwerkerkrediten liegt er sogar bei etwa 70%“, ergänzte der 61-Jährige, der bis zur Jahreswende noch Präsident des Sparkassenverbands Bayern war. „Wenn es uns auf diesem hohen Niveau gelänge, in den kommenden fünf Jahren fünf Prozentpunkte hinzuzugewinnen, wäre das ein schöner Erfolg.“

Es ist charakteristisch für den DSGV, dass er nicht wie ein privatwirtschaftlicher Finanzkonzern eine gruppenweite Kampagne zur Steigerung der Kundenzufriedenheit lanciert, etwa den automatisierten Einsatz des sogenannten Net Promotor Score (NPS). Wie auch die Genossenschaftsbanken halten die Sparkassen das Subsidiaritätsprinzip hoch, das die Autonomie der Mitgliedsinstitute garantiert. Angesichts ihrer dominanten Marktstellung sind sie damit auch kartellrechtlich auf der sicheren Seite.

Zögerliche Zinsweitergabe

Seit der Zinswende sind die Sparkassen in die Kritik geraten, weil sie die höheren Zinsen nicht im gleichen Maße an ihre Einleger weiterreichen wie etliche andere Banken. Reuter rechtfertigte dies damit, dass viele Sparkassen einen hohen Anteil ihres Kapitals in Form von niedrig verzinsten Darlehen gebunden hätten. „Wir haben einfach ein anderes Geschäftsmodell als eine Direktbank wie die ING oder DKB.“

Die zögerliche Weitergabe der steigenden Zinsen habe jedoch nicht dazu geführt, dass die Kunden im großen Stil Einlagen abgezogen hätten. „In der Gruppe ist der Einlagenbestand nahezu stabil geblieben“, betonte Reuter: „Es hat aber eine deutliche Umschichtung innerhalb der Einlagen gegeben.“ Abflüsse bei den Sichteinlagen, also Giro- und Tagesgeldkonten, hätten Zuflüssen bei Festgeldkonten und weiteren Zinsprodukten gegenübergestanden.

Anderer Akzent als Schleweis

Ein gemeinsames Sparkassen-Zentralinstitut unter Einbindung der Landesbanken fordert Reuter nicht – anders als sein Vorgänger Helmut Schleweis. Mit Blick auf die BayernLB hebt er vielmehr die fehlende Unterstützung in der bayerischen Landesregierung unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hervor. So würde der Freistaat, der 75% an der Landesbank hält, nach einer Fusion nur noch einen Minderheitsanteil besitzen, wie Reuter hervorhob: „Mir fallen nicht viele Argumente ein, mit denen ich den Ministerpräsidenten davon überzeugen könnte, dass er diese Landesbank einbringt.“

Ansonsten zeigte sich Reuter bemüht, weder für noch gegen Fusionen einseitig Stellung zu beziehen. Landesbanken sollten etwa guten Service für Sparkassen erbringen, solide Ergebnisse zeigen und möglich wenig Risiken auf ihre Bücher nehmen. „Dann ist es egal, wie viele es sind“, sagte Reuter. Auch hob er die drei Fusionen unter Landesbausparkassen hervor, die sich dadurch von acht auf fünf Adressen verkleinern. „Verordnen kann man das nicht.“

Lob für Fusion in Aschaffenburg

Unter Sparkassen dürfe Größe allein kein Ziel sein. Es müsse alles dafür getan werden, um kleineren Häusern weiterhin die Eigenständigkeit zu ermöglichen. Zugleich seien Zusammenschlüsse mitunter sinnvoll. Als Beispiel nannte der gebürtige Aschaffenburger und ehemalige CSU-Landrat der Region die laufende Fusion der Institute Aschaffenburg-Alzenau und Miltenberg-Obernburg zur Sparkasse Aschaffenburg Miltenberg. Die Region sei wirtschaftlich wie organisatorisch zusammengewachsen, die fusionierte Sparkasse könne diese Entwicklung abbilden.

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