Robert Restani 60
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtRobert Restani ist nicht nur ein erfolgreicher Sparkassenmanager, sondern auch Frankfurts ungekrönter Metaphernkönig. Das Schiff Frankfurter Sparkasse will der Vorstandsvorsitzende seefest machen, in der rauen See der Niedrigzinsen sich nicht vom Kurs abbringen lassen, sondern sicher navigieren, die Segel hissen und optimistisch in neue Gefilde aufbrechen, dabei auch digitale Gewässer erobern, wie er vor einem Jahr kundtat. Wiewohl er einen Segelschein hat und im Fragebogen der FAZ die Frage, was er kaufen würde, wenn Geld keine Rolle spielte, mit “Eine Südseeinsel für alle meine Freunde” beantwortete, wechselte er auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz das Element: Man sei stark genug, den Weg an Land fortzusetzen, möge die Strecke auch bergig und steinig werden. Mit Boden unter den Füßen fühlt sich der frühere 400-Meter-Läufer doch wohler.Der Diplom-Kaufmann, dem der Ruf eines Spezialisten für Umstrukturierungen beziehungsweise für den Aufbau völlig neuer Strukturen vorauseilt, verbrachte nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim die ersten 17 Jahre seines Berufslebens von 1982 an bei der Deutschen Bank. Im Archiv der Börsen-Zeitung taucht sein Name erstmals im Jahrgang 1999 auf. Restani war Mitglied der neuen Führungsmannschaft, die die durch hohe Kreditwertberichtigungen in die Bredouille geratene Taunus Sparkasse stabilisieren musste. Doch schon Ende 2002 verließ er Bad Homburg vorzeitig, weil höhere Aufgaben warteten: Im Vorstand der WestLB, die damals in einen privatrechtlichen Teil und einen öffentlich-rechtlichen Förderteil, die heutige NRW.Bank, aufgespalten wurde, übernahm er die Verantwortung unter anderem für das wichtige Sparkassengeschäft. Mit Speed auf neuer StreckeDoch da hatte er sich vielleicht nicht ganz an den Grundsatz “Augen auf bei der Berufswahl” gehalten. Bei den Düsseldorfern und in ihrem Umfeld ging es phasenweise drunter und drüber. Restani wurde, wie unser Korrespondent seinerzeit notierte, “ohne eigenes Verschulden in seinem Amt verschlissen”. 2004 schied er bei der WestLB aus, drehte eine Schleife bei der KarstadtQuelle-Bank und wurde schließlich 2007 Chef der Sparkasse Hanau, die in der öffentlich-rechtlichen Finanzgruppe als ein Vorzeigeinstitut gilt.Im November 2015 stieg Restani als Nachfolger des an die Spitze der Muttergesellschaft Helaba gewechselten Herbert Hans Grüntker zum Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Sparkasse auf. Hier macht er angesichts von Null- und Negativzinsen, Regulierung und Digitalisierung – “Die Herausforderungen können mit uns rechnen”, lautet einer seiner Lieblingssätze – ziemlich viel Wirbel und vor allem Tempo. “Speed” heißt das Fitnessprogramm der viertgrößten deutschen Sparkasse, mit dem sie sich in Form von Kostensenkungen und Ertragssteigerungen, schlankeren Strukturen und beschleunigten Prozessen – es spricht wieder der Metaphernkönig – ohne Scheuklappen auf neue Strecken wagen und gesund ans Ziel kommen will. “Speed” steht übrigens für “Sparkasse einfach und ertragreich denken”.Restani gehört nicht zu denen, die im Angesicht von Problemen vor Schreck erstarren oder Klagelieder auf hohem Niveau absingen. Aus seiner Sicht gilt es, Lösungen zu finden und zügig umzusetzen. Die Ideen dürfen dabei durchaus unorthodox sein. Schon vor langer Zeit propagierte er Kooperationen von Sparkassen und Volksbanken, zumindest in Gestalt gemeinsamer Geldautomaten. Bei der Taunus Sparkasse warb er für eine banknahe Adaption des “Tchibo-Modells” und ließ in den Filialen Strom der Main-Kraftwerke verkaufen, um neue Kunden zu gewinnen und alte zu binden sowie die Schließung von Zweigstellen zu vermeiden. Auch heute sucht er externe Partner für eine Zusammenarbeit. Der Kern des Geschäftsmodells Sparkasse bleibe, aber die Schale werde konsequent und kontinuierlich erneuert, ist ein anderes gern gebrauchtes Sprachbild Restanis. Historischer Pokalsieg?Wenn es um Fußball geht, ist der MSV Duisburg – in der Rhein-Ruhr-Metropole wurde der Arbeitersohn geboren – seine erste Wahl. Und da hat er als Fan und Mitglied gerade richtig Grund zur Freude, gelang der “Fahrstuhlmannschaft” doch soeben der direkte Wiederaufstieg in die Zweite Liga.Beim Jubeln über Tore der Frankfurter Eintracht muss sich der passionierte Golfspieler aber auch nicht verstellen. Nur gab es in der Bundesliga-Rückrunde nicht allzu viele Gelegenheiten dazu. Aber vielleicht schenkt die Eintracht dem verheirateten Vater zweier Kinder ja am Samstag zum 60. Geburtstag, den er mit seinen Gästen im Historischen Museum feiert, einen historischen Pokalsieg.