US-Broker

Robinhood führt Handel rund um die Uhr ein

Robinhood will Privatanlegern an fünf Tagen pro Woche rund um die Uhr den Handel ausgewählter ETFs und Aktien ermöglichen. Über die Maßnahme sucht der Broker verloren gegangenes Momentum zurückzugewinnen.

Robinhood führt Handel rund um die Uhr ein

Robinhood führt 24-Stunden-Handel ein

US-Broker weitet Trading-Angebot aus – Erlössteigerung überrascht positiv – SEC-Untersuchung dämpft Stimmung

Robinhood will Privatanlegern an fünf Tagen rund um die Uhr den Handel bestimmter ETFs und Einzelwerte ermöglichen. Damit setzt sich der Broker an die Spitze eines breiteren Trends in der US-Finanzbranche. Die Wall Street goutiert dies, doch eine Untersuchung der Börsenaufsicht SEC lastet auf der Stimmung.

xaw New York

Der US-Broker Robinhood erweitert in einem volatilen Marktumfeld sein Trading-Angebot. Wie der Finanzdienstleister am Mittwochabend mitteilte, sollen Nutzer 43 ausgewählte Exchange Traded Funds (ETFs) und Aktien künftig an fünf Tagen die Woche rund um die Uhr handeln können. Unter den Einzelwerten sind Tesla, Amazon und Apple. Der Broker will das Angebot zur kommenden Woche starten, ab Juni sollen dann alle Nutzer darauf Zugriff erhalten. Mit der Zeit sollen laut Robinhood-CEO Vlad Tenev weitere Indexfonds und Aktien rund um die Uhr handelbar werden.

Der Schritt des Brokers reiht sich in einen Trend innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche ein. Terminbörsen wie die CME Group betonen schon seit längerer Zeit, dass es für Investoren in einer globalisierten Welt zunehmend wichtiger wird, jederzeit auf Ereignisse zu reagieren und Risiken managen zu können. “Dies gilt insbesondere angesichts der gestiegenen Unsicherheit, die wir über das vergangene Jahr hinweg gesehen haben”, sagt Paul Woolman, globaler Leiter für Aktienindexprodukte bei dem Chicagoer Marktbetreiber. So hätten im Zuge der jüngsten Bankenkrise außerbörslich binnen weniger Stunden 686.000 Aktienindex-Optionen den Besitzer gewechselt.

Während sich die Angebote der Terminbörsen eher an institutionelle Investoren richten, haben mehrere Broker auch die Handelszeiten für Privatanleger erweitert. Bei TD Ameritrade und der 2020 von Morgan Stanley übernommenen E-Trade können Investoren beispielsweise zwischen 20 Uhr und vier Uhr morgens New Yorker Zeit rund zwei Dutzend ETFs handeln, bestimmte Fondsprodukte sind auch länger verfügbar. Doch ein so breites, auf Einzelaktien ausgeweitetes Angebot wie das von Robinhood geplante bietet kein anderer US-Handelsdienstleister.

Dünne Volumina

Ein Problem dabei: Die außerbörslichen Trading-Volumina fallen in der Regel gering aus, einzelne Kauf- und Verkaufsangebote können deshalb für stärkere Kursausschläge sorgen als im regulären Handel. Robinhood will dies bedacht haben: Als Schutzmaßnahme gegen die hohe Volatilität können Investoren über Nacht lediglich Limit Orders platzieren, die im Gegensatz zu riskanteren Market Orders nicht zum nächstmöglichen Zeitpunkt, sondern zu einem vorher festgelegten Wunschpreis realisiert werden.

Die außerbörslichen Orders routet Robinhood an die Plattform Blue Ocean. Auf der Gegenseite stehen dort Wholesaler wie Virtu Financial, die auch zu den üblichen Börsenzeiten mit den Brokern interagieren. Diese verdienen an kleinen Differenzen zwischen den Kauf- und Verkaufspreisen von Wertpapieren und Investmentprodukten und zahlen Brokern deshalb Vergütungen, um Aufträge ausführen zu dürfen – das umstrittene Payment for Orderflow, das für Robinhood eine gewichtige Einnahmequelle darstellt.

Der kalifornische Finanzdienstleister setzt nun darauf, über sein Rund-um-die Uhr-Angebot verloren gegangenes Momentum zurückzugewinnen. Während der Hochphase der Corona-Pandemie profitierte Robinhood noch von einer deutlich steigenden Handelsaktivität vieler Privatanleger. Doch seit dem Börsengang im Juli 2021 hat die an der Nasdaq notierte Aktie des Brokers nahezu drei Viertel ihres Wertes eingebüßt.

Zinseinnahmen klettern

Am Mittwoch legte der Titel im frühen New Yorker Handel indes zu, wobei die Anleger auch stärker als erwartet ausgefallene Zahlen zum ersten Quartal goutierten. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahr um 47% auf 441 Mill. Dollar, wozu insbesondere ein Sprung der Zinseinnahmen beitrug. Analysten hatten im Konsens mit 425 Mill. Dollar gerechnet. Der Verlust fiel mit 57 Cent pro Aktie niedriger aus als an der Wall Street befürchtet.

Auf der Stimmung lasten allerdings Untersuchungen wegen möglicher Compliance-Verstöße. So prüft die US-Börsenaufsicht SEC, ob Robinhood Aufzeichnungspflichten verletzt hat. Im Fokus steht die Nutzung inoffizieller Nachrichtenkanäle durch Robinhood-Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr einigten sich Regulatoren mit einer Gruppe von Banken, deren Angestellte unautorisiert private Messenger-Dienste für die geschäftliche Kommunikation genutzt haben sollen, auf einen Milliardenvergleich.