Royal Bank of Scotland überrascht mit Gewinn
gho London – Die britische Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres überraschend einen Gewinn ausgewiesen. Das dürfte auch Schatzkanzler George Osborne freuen. Das Finanzinstitut, das immer noch zu knapp 80 % in den Händen des britischen Staates liegt, erwirtschaftete einen Reingewinn von 293 Mill. Pfund (414 Mill. Euro), nachdem die RBS im Vorquartal einen Verlust von 446 Mill. Pfund eingefahren hatte. Unlängst hatte Osborne angekündigt, die Anteile verkaufen zu wollen, auch wenn für die Steuerzahler daraus ein Verlust resultieren würde.2008 war die in Schwierigkeiten geratene Bank verstaatlicht worden. Eine verbesserte Ertragslage würde den Aktienkurs verbessern und damit auch mehr Einnahmen für die Staatskasse bedeuten. Die Quartalszahlen führten aber nur zu einem kurzen Anstieg des Börsenwertes, der Kurs drehte nach einem anfänglichen Plus während des Tages ins Minus. Die Bank profitierte im zweiten Quartal von einem verbesserten Kreditportfolio, dem Anziehen des Hypothekenmarktes und einer Höherbewertung der Beteiligung am amerikanischen Institut Citizen Financial Group, die bis Ende des Jahres vollständig abgestoßen werden soll. Für das erste Halbjahr ergab sich aber immer noch ein Reinverlust von 153 Mill. Pfund. Das Ergebnis war vor allem durch hohe Rechts- und Restrukturierungskosten belastet. Im Gegensatz zur ebenfalls während der Finanzkrise vom Staat aufgefangenen Bank Lloyds Banking Group ist die Restrukturierung der RBS noch in vollem Gange. Im Februar hatte Konzernchef Ross McEwan eine radikale Verschlankung der Investmentbank und einen Rückzug aus vielen Ländern angekündigt. Bis 2017 könnte die Investmentbank bis zur Bedeutungslosigkeit verkleinert worden sein. RBS richtet sich vor allem auf den Kredit- und Privatkundenbereich am britischen Markt.Das Unternehmen kommt dabei voran, die Kapitaldecke zu stärken. Die harte Kernkapitalquote konnte im zweiten Quartal um 0,8 Prozentpunkte auf 12,3 % erhöht werden. Bei einem Wert von 13 % kann das Unternehmen um Erlaubnis für Kapitalausschüttungen an die Aktionäre bitten. Ein solcher Schritt würde aber wohl nicht vor 2017 unternommen, hieß es von der RBS. Auch beim Abbau der risikogewichteten Aktiva macht sie Fortschritte: Derzeit stehen diese bei 326 Mrd. Pfund, vor einem Jahr waren es noch 392 Mrd. Pfund gewesen. Mit dem Abstoßen von Citizen dürfte dieser Prozess noch beschleunigt werden. Zwar liegt die Reduktion der Kosten im Plansoll, die Kostenstruktur ist aber immer noch hoch und die Profitabilität gering. RBS kündigte auch an, die Kapitaldecke durch die Ausgabe von Pflichtwandelanleihen, Coco-Bonds, im Wert von bis zu 2 Mrd. Pfund zu stärken. Mit Hilfe von Coco-Bonds können sich Unternehmen – wenn auch relativ teuer – refinanzieren, ohne die Verschuldungsquote zu erhöhen.