Russland-Rückzug der RBI zieht sich hin
Russland-Rückzug der RBI zieht sich hin
Raiffeisen Bank wartet auf Genehmigungen – Quartalsgewinn schrumpft um ein Fünftel
Reuters Wien
Die wegen ihres Russland-Geschäfts unter Druck stehende Raiffeisen Bank International (RBI) hat im dritten Quartal einen Gewinnrückgang um etwa ein Fünftel verbucht. Unter dem Strich sank das Ergebnis um 19% auf 879 Mill. Euro, wie das Institut am Freitag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang auf 630 Mill. Euro gerechnet.
Der geplante Russland-Rückzug zieht sich hin. "Wir arbeiten weiterhin an Optionen, die zur Dekonsolidierung führen. Dabei sind wir auf zahlreiche regulatorische Genehmigungen von russischen und europäischen Behörden angewiesen und können somit das Tempo nur sehr bedingt beeinflussen", sagte Bankchef Johann Strobl. Im Sommer hatte er eine mögliche Abspaltung bis Jahresende in Aussicht gestellt.
Etwas mehr Zinserträge
Im operativen Kerngeschäft zeigt sich ein gemischtes Bild: Der Zinsüberschuss legte dank gestiegener Zinsen in vielen Ländern auf 1,44 Mrd. Euro von 1,39 Mrd. Euro zu. Die RBI ist einer der größten Kreditgeber in Osteuropa und darüber hinaus in Russland und Belarus aktiv.
Auch im Gesamtjahr erwartet das Geldhaus stärkere Zuwächse beim Zinsüberschuss. Der Ausblick wurde daher auf 4,2 bis 4,3 Mrd. Euro angehoben, nach zuletzt 3,8 bis 4,0 Mrd. Euro. Inklusive Russland und Belarus werde ein Zinsüberschuss zwischen 5,6 und 5,7 Mrd. Euro erwartet.
Schwaches Devisengeschäft
Der Provisionsüberschuss verringerte sich hingegen auf 667 Mill. Euro von 1,12 Mrd. Euro. Grund dafür seien niedrigere Erträge aus dem Fremdwährungsgeschäft in Russland. Das Ergebnis aus dem Wertpapiergeschäft erhöhte sich dagegen um 11 Mill. Euro in Russland.
"Wir sind mit dem Verlauf der ersten drei Quartale sehr zufrieden. Die gute Ertragsentwicklung hat sich auch im dritten Quartal fortgesetzt. Gleichzeitig kommt die Rückführung unseres Russland-Geschäfts weiter gut voran", sagte Strobl.
Seit Januar ging das Kreditvolumen in Russland um 30% zurück. In den ersten drei Quartalen wurden die Kredite an Kunden auf 6,3 Mrd. Euro von 13,0 Mrd. Euro mehr als halbiert. Damit sei die Raiffeisenbank Russland mittlerweile nur noch die viertgrößte Tochterbank der RBI, erklärte die Bank. Zudem sei das Zahlungsverkehrsgeschäft mit Russland reduziert und alle Geschäftsbeziehungen mit russischen Korrespondenzbanken beendet worden.
Druck von der EZB
Die RBI steht wegen des Russland-Geschäfts in der Kritik von Investoren, Bankenaufsicht und US-Sanktionswächtern. EZB-Bankenaufseher Andrea Enria sagte erst kürzlich erneut, dass weiterhin Druck auf die in Russland tätigen Banken ausgeübt werde, das Geschäft dort zu verkleinern oder auszusteigen. Neben den Österreichern sind etwa auch die italienische Großbank Unicredit sowie amerikanische Institute dort aktiv.
Das Institut hat nach eigenen Angaben rund 45.000 Mitarbeiter, die 17,8 Millionen Kunden in Österreich, Zentral- und Osteuropa betreuen. Die Raiffeisenlandesbanken sind mit 60,6% an der RBI beteiligt.