Russlands größte Bank atmet auf
Russlands größtes Geldinstitut verdiente im dritten Quartal mehr als von Analysten erwartet. Vor allem das Privatkundengeschäft der Sberbank läuft angesichts niedriger Zinsen blendend. Insgesamt nimmt die Stabilität des russischen Bankensektors in absehbarer Zukunft weiter zu, schreiben Ratingagenturen.est Moskau – Die staatliche und russlandweit größte Bank, Sberbank, schreibt auch im dritten Quartal die Serie ihrer Gewinnsteigerungen fort. Das Institut verdiente zwar unter dem Strich mit 228 Mrd. Rubel (3,05 Mrd. Euro) nur 1,8 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Analysten in Russland hatten jedoch mit einem deutlich niedrigeren Gewinn von 191,5 Mrd. Rubel gerechnet. Für die ersten neun Monate des Jahres kann die Sberbank damit einen Gewinn von 655,5 Mrd. Rubel verbuchen, 13,7 % über dem Wert von 2017. Damit nähert sich die Bank sukzessive dem Jahresgewinnziel von 1 Bill. Rubel, das ihr Langzeitchef German Gref für das Jahr 2020 ausgegeben hat. Als Branchenprimus in Russland steht die Sberbank, die sich mehrheitlich in den Händen der Zentralbank befindet, für mehr als 30 % der Bilanzsumme in dem Sektor, der in den vergangenen Jahren die Sanktionen westlicher Staaten zu spüren bekam. Massengeschäft läuftIm dritten Quartal konnte das Geldinstitut die Zinseinnahmen um 3,2 % auf 359 Mrd. Rubel erhöhen. Gleichzeitig stiegen die Ausgaben für die Kreditvorsorge und die Neubewertung der Kredite um 52 % auf 78 Mrd. Rubel an. Die Bank erklärt dies unter anderem mit dem Kursverfall des Rubel.Vor allem das Privatkundengeschäft entwickelte sich im dritten Quartal gut – die Privatkredite legten um 6,8 % zu, während Firmenkredite nur um 2 % anstiegen.Das Retailgeschäft in Russland läuft auf Hochtouren. Gerade die Konsumentenkredite sind in den ersten acht Monaten 2018 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017 um 27,7 % hochgeschnellt, wie den Daten des Nationalen Büros für Kredithistorie zu entnehmen ist. Dies liegt zum einen an den seit Jahren rückläufigen Realeinkommen der Bevölkerung, zum anderen an dem für Russland relativ niedrigen Leitzins von 7,5 %, der allerdings laut Einschätzung der Sberbank dieses Jahr nochmals leicht angehoben werden könnte.Das wirtschaftliche Umfeld in Russland bleibt aufgrund ständig drohender neuer Sanktionen herausfordernd. Zwar ist die Talsohle der jüngsten Wirtschaftskrise längst durchschritten, aber für 2018 wird ein Wirtschaftswachstum von eher bescheidenen 1,8 % prognostiziert. Analysten optimistischVor diesem Hintergrund nimmt die Stabilität des lange Zeit gebeutelten Bankensektors dennoch weiter zu, wie die Ratingagentur Moody’s in einer Branchenanalyse Ende Oktober diagnostizierte. In den kommenden eineinhalb Jahren werde sich die Qualität der Aktiva weiter verbessern, die Kapitalausstattung werde stärker, schreiben die Analysten, die den Ausblick für den Sektor von “stabil” auf “positiv” hochstuften. Einen ähnlichen Befund lieferte kurz zuvor Standard & Poor’s, die jedoch von einem “langen und unregelmäßigen” Wiedererstehen des russischen Bankensektors sprach. Die Tendenz sei aber stabil.