R+V Versicherung muss internationaler Rechnungslegung Tribut zollen
tl Frankfurt – Die R+V Versicherung konnte zwar 2018 ihre Beitragseinnahmen erneut stärker als der Markt erhöhen, musste aber zumindest im IFRS-Konzernabschluss einen deutlichen Gewinnrückgang auf 448 (i.V. 795) Mill. Euro hinnehmen. Das HGB-Ergebnis der R+V Versicherung AG legte aber kräftig auf 300 (160) Mill. Euro zu. Daraus wird der genossenschaftliche Versicherer laut Geschäftsbericht im Rahmen eines Gewinnabführungsvertrages nach Abzug der Steuerumlage 97 (141) Mill. Euro) an den Mehrheitsaktionär (92,1 %) DZ Bank abführen. Stärker als der MarktDie Beitragseinnahmen der R+V Gruppe (Erst- und Rückversicherung inklusive Ausland) haben im Vorjahr um 4,2 % auf 16,9 Mrd. Euro zugelegt. “Wir sind erneut stärker als der Markt gewachsen”, betonte Konzernchef Norbert Rollinger auf der Bilanzpressekonferenz und verwies auf die inländische Erstversicherung, die um 2,9 (Markt 2,1) % zulegte. Besonders gut lief es in der Krankenversicherung mit +5,9 (1,7) %, allerdings von einem niedrigen Niveau, und in der Schaden-/Unfallversicherung mit +5,1 (3,3) %. In der Lebensversicherung waren die klassischen Garantieprodukte mit einem Neugeschäftsanteil von 57 (i.V. 61) % nach wie vor stark gefragt, gefolgt von den neuen Garantien mit 25 % und fondsgebundenen Produkten (18 %).Leben-Vorstand Claudia Andersch unterstrich die Absicht der R+V, auch weiterhin klassische Lebensversicherungen anbieten zu wollen. Der Run-off von Vertragsbeständen, also deren Übertragung an eine Gesellschaft zur Abwicklung, komme für die R+V unverändert nicht in Betracht. Der Zinszusatzreserve (ZZR) führte der Konzern 308 Mill. Euro zu (Bestand 3,3 Mrd. Euro). Die Ersparnis durch die gesetzlich geänderte Berechnungsmethode bezifferte Andersch auf 846 Mill. Euro.Großen Wert legt der genossenschaftliche Versicherer auf den Ausbau der Kontakte mit den Volks- und Raiffeisenbanken. Immerhin haben die 875 Volks- und Raiffeisenbanken 18,6 Millionen Mitglieder, während die R+V auf 8,6 Millionen Kunden kommt. Das digitale Angebot soll durch die gestern bekannt gegebene Kooperation mit Friendsurance deutlich ausgebaut werden. Im VR-Versicherungsmanager kann der Kunde seine Versicherungsverträge – bei der R+V, aber auch anderen Versicherern – erfassen, seinen Bedarf prüfen, Verträge vergleichen und ein Beratungsgespräch mit seinem Bankberater vereinbaren. Außerdem soll die App auf Lebensereignisse angepasste Produkte anbieten. Dafür analysiert sie, sofern der Kunde zugestimmt hat, die Kontobewegungen im Online-Banking.Der Kundenbindung soll auch ein neues Cashback-Programm dienen, das in sechs Banken getestet wurde und jetzt bei 500 Banken ausgerollt wird. Bei einem guten Schadenverlauf der jeweiligen Gemeinschaft in Gebäude-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherung werden bis zu 10 % der Beiträge zurückerstattet. “Das haben alle sechs Pilotbanken geschafft”, sagte das für die Kompositversicherung zuständige Vorstandsmitglied Edgar Martin. “Ausgezahlt wurden in der Spitze 300 Euro und im Durchschnitt 40 bis 50 Euro pro Mitglied, insgesamt 200 000 Euro.”Auf bereits erhobenen Daten der Bankpartner basieren auch die neue Wohntraumpolice für Häuslebauer (in Kombination mit der Hausfinanzierung) und die R+V Gewerbepolice, die bei Gewerbebetrieben bis 500 000 Euro Umsatz bereits innerhalb von zehn Minuten abgeschlossen werden soll.Zurückhaltend zeigt sich die R+V bei Telematiktarifen. Nach einem abgeschlossenen Test sagte Martin: “Wir bieten keinen Telematiktarif an, weil die Datenqualität noch nicht ausreicht.” Insgesamt sei die Kfz-Versicherung bei der R+V profitabel. “Die Schaden-Kosten-Quote ist bei uns vergleichbar mit dem Marktniveau.” Das liegt laut Versicherungsverband GDV bei 96 %.”Auch bei der Absicherung gegen Cyberrisiken tritt die R+V eher auf die Bremse. “Wir haben rund 2 500 Verträge mit kleineren und mittleren Unternehmen”, sagte Martin. “An Großunternehmen trauen wir uns noch nicht ran.” Die (Schaden-) Erfahrungen der vergangenen zwei bis drei Jahre seien gut. Bei größeren Unternehmen werde die R+V zukünftig Deckungen pro Einzelschaden bis 10 Mill. Euro bieten, bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen bis 500 000 Euro. “Wir tragen die Risiken aus den Cyberpolicen vollständig selbst. Rückversicherung ist sehr schwer zu bekommen.” Die konzerneigene aktive Rückversicherung zeichnet laut Vorstandsmitglied Christoph Lamby keine Cyberrisiken. Verlust aus ZeitwertänderungDas deutlich schwächere Kapitalanlageergebnis begründete der zuständige Vorstand Marc Michallet mit der Erstanwendung von IFRS 9 und den im vierten Quartal 2018 deutlich schwächeren Aktienmärkten. Dies schlug sich in den Verlusten aus Zeitwertänderungen von 2,8 (0,5) Mrd. Euro nieder. Dagegen lagen die laufenden Erträge mit 2,5 (2,6) Mrd. Euro nur leicht unter denen des Vorjahres. Michallet betonte aber: “Die Aktienquote soll so bleiben, wie sie ist.” Aktuell sind das 7,1 %, Ende 2017 waren es nach Absicherung 7,2 %. Die Immobilienquote lag bei 6 % und damit am unteren Ende des strategischen Zielkorridors von 6 bis 8 %. In Infrastrukturprojekte investiert die R+V schon seit zwölf Jahren Eigenkapital über Fonds. “Seit 2018 bauen wir auch ein Finanzierungs-Portfolio auf.”