Japans Finanzkonzerne

SBI ist mit Übernahme der Shinsei Bank fast am Ziel

Weil die Regierung in Tokio sich nicht querstellt, kann die SBI einen Großteil der Anteile am Konsumfinanzierer Shinsei übernehmen. Damit entsteht ein vierter großer Finanzkonzern in Japan.

SBI ist mit Übernahme der Shinsei Bank fast am Ziel

mf Tokio

SBI Holdings hat ihr Ziel erreicht, die Kontrolle der Shinsei Bank zu übernehmen. Zum Ablauf der dreimonatigen Frist konnte der Finanzkonzern seinen Anteil an Shinsei von 20% auf 47,8% erhöhen. Bei einem Angebotspreis von 2000 Yen – ein Aufschlag von 39% auf den Börsenkurs vor der Offerte – musste der Käufer dafür 113,8 Mrd. Yen (889 Mill. Euro) berappen.

Damit hat SBI-Chef Yoshitaka Kitao die Voraussetzung geschaffen, um eine vierte nationale Finanzgruppe neben Mitsubishi UFJ, Sumitomo Mitsui und Mizuho zu formen. Bisher übte SBI fünf Kerngeschäfte aus – Vermögensverwaltung, Wertpapierhandel, Investment Banking, Finanzdienste und Immobilienhandel. Mit Shinsei erwirbt der Konzern nun einen Konsumkreditgeber.

Die Schwelle von 48% hatte SBI ursprünglich gewählt, um nicht als Banken-Holding eingestuft und in der Folge schärfer reguliert zu werden. Doch der Finanzkonzern hat seine Strategie geändert und will laut Presseberichten doch einen Genehmigungsantrag für eine solche Dachgesellschaft stellen. Anschließend würde SBI den Anteil an Shinsei durch weitere Zukäufe erhöhen.

Der genaue Zeitpunkt dafür bleibt zwar offen. Aber auf einer außer­ordentlichen Hauptversammlung voraussichtlich im Februar plant SBI, den Ex-Chef der Finanzaufsicht FSA, Hirofumi Gomi, als Vorsitzenden des Shinsei-Verwaltungsrates durchzusetzen. Die derzeitigen Direktoren sollen zurücktreten. Für diese Wechsel braucht SBI eine breite Unterstützung der Shinsei-Aktionäre.

„Giftpille“ bleibt im Schrank

Der Kurswechsel hin zu einer Banken-Dachgesellschaft erklärt sich vermutlich daraus, dass die japanische Regierung die Übernahme von Shinsei unterstützt hat, indem sie der Ausgabe neuer Aktien nicht zustimmen wollte. Diese „Giftpille“ hatte die Shinsei-Führung vorgeschlagen, um den Besitzanteil von SBI zu verwässern.

Über die Development Bank of Japan hält der Staat noch fast 22% an Shinsei. Denn für die Rettung des Vorgängers Long-Term Credit Bank of Japan hatte die Regierung 370 Mrd. Yen an Steuergeldern investiert. Davon müssen noch 349 Mrd. Yen (2,7 Mrd. Euro) zurückgezahlt werden. Offenbar traut die Regierung SBI zu, den Wert der Shinsei Bank so zu erhöhen, so dass der Staat verlustfrei aussteigen kann.

Denn SBI hatte sich bereits zuvor an neun angeschlagenen Regionalbanken beteiligt und deren Finanzen stabilisiert. Der Zustand dieser Banken bereitet der Regierung noch immer Sorgen. SBI könnte Shinsei nun als Instrument benutzen, um diesen Banken zu neuen Geldquellen zu verhelfen, etwa durch Zugang zu internationalen Geschäften.