Schuldschein wird digital

Gemeinschaftsunternehmen von LBBW und Börse Stuttgart

Schuldschein wird digital

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Börse Stuttgart haben gemeinsam das Unternehmen Debtvision gegründet. Daraus soll eine Plattform entstehen, über die Firmen ihre Schuldscheinemissionen selbständig vermarkten können. Perspektivisch soll auch die Abwicklung völlig digital laufen. Von Isabel Gomez, StuttgartDie Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Börse Stuttgart treiben die Digitalisierung des Schuldscheins voran. Das Gemeinschaftsunternehmen Debtvision ist eine Art Partnerbörse für Firmen, die einen Schuldschein begeben wollen, sowie potenzielle Investoren. Ziel ist die vollständig digitale Abwicklung von Schuldscheintransaktionen sowie ein Sekundärmarkt für den Handel mit Schuldscheinen, den es bisher nicht gibt. Zur Investitionssumme geben die beiden Gründer, LBBW und Börse Stuttgart, keine Auskunft. Am Montag startete die Plattform mit der Vermarktung eines Schuldscheins des Handels- und Dienstleistungsunternehmens Baywa. Für die kommenden Monaten sei eine “Handvoll” weiterer Schuldscheine in der Pipeline. Für die auf Privatanleger spezialisierte Börse Stuttgart ist der Betrieb der Plattform der Einstieg in das Geschäft mit institutionellen Kunden. Die LBBW will dadurch ihr Emissionsgeschäft ausbauen. Sie hatte in den vergangenen Monaten bereits Schuldscheine für Daimler und Telefónica Deutschland über die Blockchain-Technologie mit einem dezentralen Register (Distributed Ledger Technology, DLT) emittiert. Allerdings wurden die Emissionen aufgrund fehlender rechtlicher Rahmenbedingungen parallel auf dem traditionellen Weg abgewickelt. Nicht für alle Kunden geeignetDie Plattform soll sich sukzessive entwickeln. “Zunächst wollen wir sehen, ob es den Kunden jenen Nutzen bringt, den wir für sie erkennen können”, sagte der Leiter Corporate Finance bei der LBBW, Joachim Erdle, der Börsen-Zeitung. Aktuell sei eine zweistellige Anzahl an Investoren angemeldet. Die Partner hoffen auf “deutliches Wachstum”, sobald mehr Aktivität auf Debtvision stattfinde. Erdle zufolge sind jedoch nicht alle Kunden für die Plattform geeignet. Die LBBW werde kompliziert strukturierte Transaktionen weiterhin selbst betreuen. Standardisierte Produkte dagegen könnten komplett über Debtvision laufen.Die Bank geht davon aus, “dass der Kunde mindestens 50 % der Provision einsparen kann, wenn alles digital abgewickelt wird”, so Erdle. Die LBBW und die Börse wollen über ein Gebührenmodell an den Transaktionen verdienen. Zusatzdienste, wie Research, sollen im Laufe der Zeit integriert werden und kosten extra. Die Blockchain soll noch 2018 eingeführt werden. Eine vollständige digitale Schuldschein-Wertschöpfung wäre laut Erdle “ein Meilenstein”, da auf bestehenden Plattformen nur das Matchmaking digital stattfinde. Allerdings fehlen die rechtlichen Voraussetzungen. “Mit Blick auf die digitale Signatur und die rechtssichere Abbildung einer Transaktion gehen wir davon aus, dass diese Fragen spätestens bis zum ersten Halbjahr 2019 geklärt sind”, sagte Erdle. Solange die Plattform nur Emittenten und Investoren zusammenbringt, werde sie nicht reguliert. “Wenn eine kritische Anzahl an Deals über die Plattform abgewickelt sind, ist das Ziel, sie zu einem Sekundärmarkt für Schuldscheine auszubauen.”