Schwäche von Generali ist Governance

Fusionsgespräche mit Intesa sind bereits weit fortgeschritten

Schwäche von Generali ist Governance

Von Thesy Kness-Bastaroli, MailandDas mögliche Tauschangebot von Banca Intesa Sanpaolo für den drittgrößten europäischen Versicherer, Generali, beherrscht die italienische Finanzszene. Angeblich soll die Offerte schon weiter fortgeschritten sein, als ursprünglich erwartet. Denn am Wochenende hat Intesa Sanpaolo vor Gewerkschaftsführern und Vertretern des Bankenverbandes ABI über das Projekt berichtet. Zahlen über einen etwaigen Personalabbau wurden nicht genannt. Inzwischen wurde bekannt, dass McKinsey Italia seit Wochen an der Ausarbeitung eines Fusionsplans Intesa Sanpaolo-Generali arbeitet. Intesa-Chef Carlo Messina verhandle derzeit auch mit internationalen Investoren wie BlackRock, heißt es. Auch die Großaktionäre von Generali, von Mediobanca über Leonardo Del Vecchio und Francesco Caltagirone seien laut Finanzexperten verhandlungsbereit. Generali ist bei der Verteidigung seiner Interessen inzwischen auf sich selbst angewiesen.Bei der am Donnerstag stattfindenden Boardsitzung von Intesa Sanpaolo soll das Fusionsthema noch nicht auf der Tagesordnung stehen. Einziges Thema seien die am Freitag zu veröffentlichenden Bilanzdaten, heißt es bei der Bank. Durch die Integration würde Italiens größter Finanzkonzern mit einer Kapitalisierung von 62 Mrd. Euro entstehen. Die Fusion würde zweifellos das finanzielle Gleichgewicht in Italien zugunsten von Intesa Sanpaolo ändern. Messina soll angeblich einen großen Teil der Generali-Tätigkeiten im Ausland verkaufen wollen. Damit würde einer der wenigen internationalen Konzerne Italiens zum vorwiegend nationalen Player degradiert. Noch ist nicht sicher, ob Banca Intesa ein gültiges industrielles Fusionsmodell vorweisen kann. Sollte die Beibehaltung des nationalen Charakters das vorrangige Motiv für die sich anbahnende Fusion sein, wäre weder Generali noch Intesa mit dem Zusammengehen geholfen.Es gibt mehrere Gründe für die geplante Fusion der beiden Finanzgruppen. Der Verkauf der Unicredit-Tochter Pioneer an die französische Amundi, das Zusammengehen des Brillenkonzerns Luxottica mit der französischen Esselor, das Vorpreschen des französischen Finanziers Vincent Bolloré bei Mediaset und Telecom Italia hat ein französisches Syndrom bewirkt. Generali bietet sich nach dem Rücktritt des einstigen CEO Mario Greco und seiner fähigsten Manager als ideales Übernahmeobjekt an. Die Kurse sanken in den letzten Monaten stärker als bei den Rivalen, die Rendite liegt weit unter jener von Axa und Allianz. “Bei Generali waren nie intelligente Topmanager erwünscht. Wichtig war es den Großaktionären, hörig zu sein”, kritisierte der einstige Konzernpräsident Cesare Geronzi die Governance. Diese wirkte sich in den letzten fünfzehn Jahren negativ auf die Geschäftsentwicklung aus. Mario Greco versuchte während seiner dreijährigen Amtszeit (2012 – 2015) eine Trendwende einzuleiten. Doch den Großaktionären gefiel sein Stil nicht. Mit der Ernennung von Philippe Donnet verfiel Generali wieder in die traditionelle Lethargie zurück.