Ausblick

Schweizer Banken schielen auf höhere Zinsmargen

Die Schweizer Banken sind zuversichtlich. Trotz aller Krisen erwarten sie in den nächsten Jahren glänzende Geschäfte, wie das alljährliche „Bankenbarometer“ von EY zeigt.

Schweizer Banken schielen auf höhere Zinsmargen

dz Zürich

Trotz Kriegs und Rezessionsgefahr in Europa wittern die Schweizer Banken Morgenluft. Das zeigt die jährliche Umfrage der Beratungsfirma EY in beispielloser Deutlichkeit. Von den 100 befragten Geschäftsleitungsmitgliedern in ebenso vielen verschiedenen Banken zeigen sich 98 überzeugt, dass der Geschäftserfolg des eigenen Instituts binnen drei Jahren um bis zu 10% oder mehr zunehmen werde.

„Die Banken werden sehr viel mehr Geld mit dem Zinsgeschäft verdienen“, prophezeite auch EY-Partner Patrick Schwaller anlässlich der Präsentation des „Bankenbarometers“ in Zürich. Der Grund für diesen überbordenden Optimismus ist ganz einfach die Zinswende. Die Nationalbank hatte diese im Juni mit der ersten Leitzinserhöhung seit über 15 Jahren eingeleitet und mit zwei weiteren Leitzinserhöhungen auf aktuell 1% fortgeführt.

In diesen 15 Jahren ist der Hypothekarkreditbestand der Banken in der Schweiz von etwas mehr als 600 Mrd. sfr auf über 1100 Mrd. sfr hochgeschnellt. Und trotzdem sind die Gewinne der Banken nicht explodiert. In der Finanzkrise wurde auch das Schweizer Notenbankgeld zu einem Gut ohne Preis. Die Kreditzinsen sanken auf historische Tiefstände, während Normalsparer auf ihre Bankguthaben immerhin nie Negativzinsen entrichten mussten. Als Folge schrumpften die Zinsmargen der Banken von rund 1,8% im Jahr 2007 auf gut 1% im vergangenen Jahr. Allein die Kreditexpansion verhinderte einen Gewinneinbruch.

Die Bankiers haben Grund, sich auf bessere Zeiten zu freuen. Trotz Inflation dringen die Sparer nicht mit aller Macht auf höhere Sparzinsen. Dass höhere Zinsen manche Schuldner auch in Schwierigkeiten bringen können, ist eine Gefahr, die viele jüngere Bankangestellte nur aus der Theorie kennen. Und damit rechnen die Banken auch jetzt nicht. Zwar erwarten 22% der Banker kurzfristig eine negative Geschäftsentwicklung, und 31% der Banken rechnen im Vergleich zum Vorjahr mit höheren Wertberichtigungen auf Wohnbaukredite. Aber diese Risiken sind laut Schwaller nur Ausdruck einer Rückkehr in die Normalität.