Orcel hat Bereitschaft zum Rückzug signalisiert

Scope: Commerzbank-Übernahme gegen Widerstand der Regierung nicht ratsam

Feindliche Bankübernahmen bergen die Gefahr, dass sich nur begrenzt Synergien heben lassen, so Scope in einer aktuellen Studie zum Übernahmeversuch der Unicredit bei der Commerzbank.

Scope: Commerzbank-Übernahme gegen Widerstand der Regierung nicht ratsam

Nur Nachteile bei feindlicher M&A

Scope zufolge würde ein nicht abgestimmtes Vorgehen der Unicredit Synergien reduzieren

bg Frankfurt

Die Ratingagentur Scope hat in einer Notiz darauf aufmerksam gemacht, dass die Unicredit bei ihrem Bemühen, eine führende pan-europäische Großbank aufzubauen, allgemein auf politischen Widerstand bei grenzüberschreitenden Transaktionen stoßen wird. Deshalb bleibe man skeptisch bezüglich eines weiteren Aufstockens bei der Commerzbank an die Schwelle von 30% ohne die Zustimmung der Bundesregierung, so Analyst Allessandro Boratti. Die Unicredit hat bislang aufsichtliche Erlaubnis für einen Anteil von 29,9% beantragt.

Gute Hedges vorhanden

Dabei hat sich Unicredit bereits so positioniert, dass sie sich Scope zufolge ohne großes ökonomisches Risiko wieder zurückziehen könnte. Mit den Hedges bestehe nur eine begrenzte „Downside“ für den Fall, das bestehende Positionen behalten oder verkauft würden, heißt es. Aufgrund der kritischen Haltung der Bundesregierung sei das ein sehr vernünftiger Ansatz, so Boratti. Während ein solcher Merger in der Regel vor allem durch Kostensynergien Werte für die Aktionäre schaffen könnte, würde ein feindlicher Deal solche „Benefits“ bedrohen.

Orcels Signale

Vor dem Hintergrund seien auch die aktuellen Aussagen von Orcel zu sehen, dass Unicredit das Investment „ohne den richtigen Grad an Unterstützung aller Beteiligten“ wieder rückgängig machen könne. Unicredit lasse sich nicht in einen Deal hineinziehen zu Bedingungen, die nicht passten. Er sei aber „sehr daran interessiert“, die Gespräche mit der deutschen Regierung wieder aufzunehmen.

Im Grunde inländischer Merger

Scope weist außerdem darauf hin, dass es sich um keine klassische grenzüberschreitende Fusion handele, da sich die Vorteile aus dem inländischen Merger mit der HVB ergeben würden. Man glaube weiterhin daran, dass die Logik für Bankenfusionen eher bei inländischer als internationaler Konsolidierung liege. Denn ohne eine volle Bankenunion gebe es nur begrenzte Synergien bei Kapital und Funding, was den Nutzen von internationalen Zusammenschlüssen weiter behindere.

Deutsche Holding?

Möglich sei, dass Unicredit zunächst eine abwartende Haltung einnimmt, um noch mehr Unterstützung von den EU-Institutionen zu erhalten. Zum anderen könne man eine deutsche Holding-Struktur aufbauen, um den politischen Widerstand zu besänftigen. Die Erträge der Unicredit würden bei einem Merger zu 41% aus Deutschland kommen und nur noch zu 34% aus Italien (siehe Grafik).

Das wäre ein Profil, welches mit seiner erhöhten Diversifizierung nach Deutschland das Rating der Unicredit stärken dürfte. Zudem würde anteilig das Exposure italienischer Staatsanleihen sinken. Diese Bestände könnten gefährlich werden, wenn am Kapitalmarkt Risiken auftauchen, welche die Bonität Italiens absinken ließen. Diese befindet sich nur einen Notch über Junk. Gegen Frankreich wurde kürzlich ein Defizitverfahren eröffnet, was zu einer Angleichung der Renditen 10-Jähriger-Staatsanleihen (2,98%) mit denen Spaniens führte. Das ist seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr passiert.

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