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Seitenwechsel von Farkas bringt Kritiker auf die Palme

fed - Adam Farkas ist nicht der erste. Er ist vielmehr einer in einer langen Reihe von EU-Funktionsträgern, die durch ihren eiligen Wechsel in Verbände oder Unternehmen scharfe Kritik provoziert haben. Die Ex-Kommissare Martin Bangemann und Charlie...

Seitenwechsel von Farkas bringt Kritiker auf die Palme

fed – Adam Farkas ist nicht der erste. Er ist vielmehr einer in einer langen Reihe von EU-Funktionsträgern, die durch ihren eiligen Wechsel in Verbände oder Unternehmen scharfe Kritik provoziert haben. Die Ex-Kommissare Martin Bangemann und Charlie McCreevy machten sich unbeliebt, weil sie ohne große Pause bei Telefónica beziehungsweise Ryanair anheuerten. Die frühere Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des EU-Parlaments, Sharon Bowles, überraschte ihre Kollegen mit der Ankündigung, bereits zwei Monate nach ihrem Abschied als EU-Abgeordnete in die Dienste der London Stock Exchange zu treten. Und der ehemalige EU-Kommissionschef José Manuel Barroso landete überaus zügig als Berater bei Goldman Sachs.Und nun Farkas. Der 51 Jahre alte Ungar wechselt tatsächlich – so wie seit drei Wochen spekuliert worden war (BZ vom 31.8.) – zur Association for Financial Markets, also zur AFME. Zu den Mitgliedern der in London beheimateten Organisation zählen die Deutsche Bank, ABN Amro und UBS ebenso wie Fitch und Standard & Poor’s. AFME versteht sich als Anwalt eines integrierten europäischen Kapitalmarktes und vertritt unter anderem große Banken. Genau diese großen Kreditinstitute hat Farkas bis vor kurzem beaufsichtigt, in seiner Rolle als Exekutivdirektor der EU-Bankaufsichtsbehörde EBA.Sein jäher Seitenwechsel bringt viele Kritiker des “Drehtür-Effekts” auf die Palme. So beschwert sich die Finanzmarktorganisation Finance Watch beim neuen EBA-Chef José Manuel Campa. Sie sieht von Farkas die Vorgabe verletzt, sich integer zu verhalten. Der Europaabgeordnete Sven Giegold schimpft: “Farkas` direkter Wechsel beschädigt das Ansehen der Bankenaufsicht.”Die EBA unterstrich gestern, dass sie dem Ungarn den Seitenwechsel nur unter Auflagen gestatte. Er dürfe keine professionellen Kontakte zu Mitgliedern der EBA in den nächsten 24 Monaten haben und sich nicht als Lobbyist für AFME engagieren. Auch dürfe Farkas die Vereinigung anderthalb Jahre lang nicht in Fragen beraten, die in direkter Verbindung mit seiner Tätigkeit als EBA-Exekutivdirektor stehen. Wie das in der Praxis umgesetzt und kontrolliert werden kann, wirft allerdings selbst bei wohlwollenden Beobachtern Fragen auf. Was den promovierten Volkswirt gerade an dem Posten bei AFME reizt, blieb in den Pressemeldungen des Verbands unausgesprochen. Vielleicht ist es ja das Gehalt. Sein Vorgänger Simon Lewis kassierte nach Agenturangaben im Vorjahr 2,1 Mill. Euro.