HAUPTVERSAMMLUNG DER DEUTSCHEN BANK

Sewing kündigt klare Renditeziele an

Wie der Vorstandschef die Deutsche Bank wieder nach vorn bringen will

Sewing kündigt klare Renditeziele an

Von Anna Sleegers, FrankfurtChristian Sewing baut die Deutsche Bank um, wenn auch vorerst nur verbal. Auf der Hauptversammlung am Mittwoch zeichnete der Vorstandschef in der etwa zur Hälfte gefüllten Frankfurter Festhalle das Bild von einer Deutschen Bank, an deren Geschäft regelmäßig wiederkehrende Erträge einen höheren Anteil haben, einer Deutschen Bank, deren Geschäftsbereiche ohne Wenn und Aber klare Renditevorgaben erfüllen. “Und das gilt für alle”, setzte Sewing mit Nachdruck hinzu.Vor dem naheliegenden Schluss, das volatile und zuletzt wieder defizitäre Investment Banking zurückzustutzen, schreckt die Deutsche Bank jedoch nach wie vor zurück. Alexandra Annecke, Portfoliomanagerin bei Union Investment, sprach in diesem Zusammenhang von einer “massiven Fehlallokation von Kapital” im Geschäftsmodell. “Zwei Drittel des Kapitals werden immer noch für die Unternehmens- und Investmentbank eingesetzt, die nicht nur im Vergleich zu den US-Banken fast kein Geld verdient”, sagte sie. Ihr Kollege Andreas Thomae von Deka Investment empörte sich darüber, dass die Deutsche Bank im Investment Banking zwar immer weiter zurückfalle, dieses Versagen aber mit hohen Boni honoriere: “Das ist ein Luxus, den sich die Deutsche Bank nicht leisten kann!” Nützlichkeit als Stärke?Sewing dagegen betonte, die Deutsche Bank habe 2018 begonnen, die Unternehmens- und Investmentbank auf ihre Stärken auszurichten. Darunter versteht Sewing jedoch nicht zwingend besonders renditestarke Geschäftsfelder, oder solche, in denen das Institut eine starke Marktposition hat. Als “Stärke” lässt es der Vorstandschef auch gelten, wenn ein Geschäftsbereich für andere nützlich ist. Als konkretes Beispiel nannte er das Beratungs- und Emissionsgeschäft, über das Kontakte in die Chefetagen geknüpft und gepflegt würden. Auch Gedankenspiele über einen Rückzug aus dem Aktiengeschäft, nicht gerade eine Paradedisziplin der Deutschen Bank, oder aus dem wenig profitablen US-Geschäft lösen offenbar hinsichtlich der Marktposition des Instituts Verlustängste aus.Die Umdefinition von Stärke in Nützlichkeit birgt jedoch die Gefahr, unprofitables Geschäft dauerhaft mitzuschleppen. In seiner Rede kassierte Sewing sein eingangs aufgestelltes Postulat von strikten Renditezielen für alle somit gleich wieder ein. Sinnvoller dürfte es vielmehr sein, über Partnerschaften nachzudenken, die zu niedrigeren Kosten Nutzen für die anderen Geschäftsbereiche brächten. Für Portfoliomanagerin Annecke ist klar, dass die Deutsche Bank die Interessen der Aktionäre hintanstellt, wenn sie im Investment Banking als Vollsortimenter agiert. Das nütze lediglich Kunden und Mitarbeitern.