S&P hält bessere Banken-Ratings für unwahrscheinlich
S&P hält bessere Banken-Ratings für unwahrscheinlich
Ratingagentur sieht nach Zinswende weiter strukturelle Nachteile deutscher Banken – Ratingausblick überwiegend stabil
phh Frankfurt
Standard & Poor’s (S&P Global) hält es für unwahrscheinlich, dass sich die Ratings deutscher Banken in den kommenden zwei Jahren verbessern werden. Das schreibt die US-Ratingagentur in ihrem kürzlich veröffentlichten Ausblick für das Jahr 2024. Im vergangenen Jahr hatte S&P Deutsche Bank und Commerzbank hochgestuft. Die Deutsche Pfandbriefbank erfuhr eine Herabstufung, wie S&P auf Nachfrage mitteilte.
Die Bonitätswächter gehen zwar davon aus, dass sich die Ertragslage deutscher Banken in diesem Jahr leicht verbessern wird, doch die Rentabilität werde eine relative Schwäche des deutschen Bankensektors bleiben. S&P führt das vor allem auf eine „ineffiziente Kostenbasis, Überkapazitäten und einen intensiven Wettbewerb“ zurück, wie es in dem Bericht heißt.
Deutsche Banken haben laut S&P ein Kostenproblem
Mit einem durchschnittlichen Kosten-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) von über 70% im Jahr 2022 und rund 65% 2023 arbeiteten deutsche Banken laut S&P zuletzt deutlich ineffizienter als ihre europäischen Wettbewerber. Während die Cost-Income-Ratios französischer Banken noch auf ähnlichem Niveau liegen, arbeiten niederländische und britische Institute (je rund 55%) sowie spanische und italienische Banken (je rund 45%) deutlich kosteneffizienter als deutsche Banken.

Die Zinswende hat deutsche Banken zwar profitabler gemacht – und damit die Cost-Income-Ratios verbessert. S&P führt das jedoch vor allem auf Erfolge auf der Passivseite der Bilanz zurück – also auf das Einlagengeschäft, wo Banken die gestiegenen Zinsen erst mit Verzug an ihre Kunden weitergegeben haben.
S&P erwartet, dass die Unterstützung durch zyklische Zinsen in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen wird. Der Anstieg sei eher auf verbesserte Margen auf der Passivseite als auf bessere Margen auf der Aktivseite der Bilanz zurückzuführen, da die Kreditnachfrage gedämpft geblieben sei. „Wir erwarten einen Druck auf die Zinsmargen, da die Finanzierungskosten etwas schneller steigen als die durchschnittlichen Kreditzinsen der Banken“, so die Ratinganalysten.
Deutsches Einlagen-Beta im europäischen Durchschnitt
Das Risiko, die höheren Zinsen an die Kunden weiterreichen zu müssen, ist das sogenannte Einlagen-Beta. Das deutsche Beta liegt mit einem Wert von etwas weniger als 30% laut S&P im europäischen Durchschnitt. Das höchste Beta hat Luxemburg mit über 40%. Das Einlagen-Beta in Frankreich (rund 37%) ist deutlich höher als in Deutschland, in Spanien und Italien (jeweils um die 15%) hingegen deutlich niedriger. Das niedrigste Beta hat Irland mit rund 10%.
Mit Blick auf die Risikovorsorge rechnet S&P für deutsche Banken mit einem „leichten Anstieg der Kreditverluste“, allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Das sei auf das umsichtige Risikomanagement der Banken, die niedrige Arbeitslosigkeit, finanziell gesunde Unternehmen und die nachgewiesene Anpassungsfähigkeit zurückzuführen.
Hauke Burkhardt, Leiter Unternehmensfinanzierung, Deutsche BankDeutsche Unternehmen sind in Summe relativ gut durch die vielen Krisen seit 2020 gekommen.
„Deutsche Unternehmen sind in Summe relativ gut durch die vielen Krisen seit 2020 gekommen – auch weil sie mit einer relativ hohen Eigenkapitalbasis in die Krisen gegangen sind und schnell auf die neuen Herausforderungen reagiert haben“, sagte zuletzt auch Hauke Burkhardt, Leiter Unternehmensfinanzierung der Deutschen Bank, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
S&P sieht kein systemisches Risiko
Auch in der Immobilienkrise sieht S&P kein systemisches Risiko, auch wenn gewerbliche Immobilien für einige deutsche Banken ein Risikofaktor seien. Diese Kredite würden oft jedoch nur einen kleinen Teil des Kreditportfolios ausmachen. Zudem seien die Verluste der zu anderen Geldgebern meist vorrangig besicherten Banken begrenzt. Den Ratingausblick für die stark auf den gewerblichen Immobilienmarkt konzentrierte Deutsche Pfandbriefbank setzte S&P dennoch auf „negativ“. Die übrigen Ratingausblicke für deutsche Banken sind überwiegend stabil.