Spaniens Banken senken Prognosen
Die Aussichten auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik haben Hoffnungen der spanischen Banken zunichtegemacht, den Zinsüberschuss erhöhen zu können. Bei stark vom Retailgeschäft abhängigen Instituten wie Caixabank purzelten die Aktienkurse. Die Wachstumsprognosen wurden zurückgenommen. ths Madrid – Spaniens Banken geraten wegen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend unter Druck. Am Freitag kürzten Caixabank und Banco Sabadell, zwei der größten Finanzinstitute des Landes, ihre Wachstumsaussichten für dieses Jahr, nachdem EZB-Chef Mario Draghi tags zuvor weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt hatte. An der Madrider Börse fielen daher nicht nur die Kurse dieser beiden Banken, sondern auch die von Mitbewerbern wie der verstaatlichten Bankia, die am Montag ihre Halbjahresergebnisse präsentiert.Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am Freitag erklärte Caixabank, das drittgrößte Kreditinstitut des Landes, dass es für 2019 nur noch von einem Anstieg der Einnahmen von 1 % statt von 3 % ausgeht. Banco Sabadell, die Nummer 4 im Land, erwartet, dass der Zinsüberschuss in diesem Jahr stagniert oder sogar um 1 % fällt, anstatt der bisherigen Prognosen eines Anstiegs von 1 bis 2 %.Die spanischen Banken sind besonders stark vom Leitzinsniveau abhängig, da sie sich vornehmlich auf das klassische Retailgeschäft mit Hypotheken und anderen Darlehen konzentrieren. Anfang des Jahres hatten die Kreditinstitute sogar noch Hoffnungen auf eine mögliche Anhebung der Zinsen durch die EZB gehegt, doch diese schwanden bald. Daher sind die Kurse der Banken schon seit Monaten unter Druck. Die Aktien von Caixabank und Bankia haben seit Jahresbeginn rund 20 % an Wert verloren, Banco Sabadell fast 10 %. Bezeichnenderweise liegen die Kurse der beiden Branchenführer Santander und BBVA im laufenden Jahr deutlich im Plus, da sie einen großen Teil ihrer Einnahmen außerhalb der Eurozone erzielen.Fast alle Banken haben die Negativzinsen bereits auf die Einlagen ihrer Unternehmens- und Großkunden umgelegt. Der Kleinkunde wurde bislang jedoch verschont, obwohl dies die Geldhäuser teuer zu stehen kommt. Der CEO von Caixabank lehnte am Freitag gegenüber Analysten einen Kurswechsel nach den Ankündigungen Draghis ab. “Wir haben entschieden, die Kosten nicht auf unsere Retailkunden abzuwälzen. Auf die großen Kunden schon, und das machen wir auch weiter. Wir wollen, dass das Retailgeschäft mit Privatkunden durch eine Beziehung rentabel ist, die über das Sparkonto hinausgeht”, sagte Gortázar.Abgesehen von der Kürzung der Wachstumsprognosen enttäuschten auch die Halbjahreszahlen der beiden Banken die Anleger und Analysten. Caixabank machte in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 622 Mill. Euro 52 % weniger Gewinn als im Vorjahreszeitraum, weil die hohen Kosten für die Umstrukturierung verbucht wurden. Die ehemalige Sparkasse aus Barcelona legte für den mit den Gewerkschaften vereinbarten Abbau von 2 000 Stellen 978 Mill. Euro beiseite. Ohne diesen Aufwand wäre der Nettogewinn leicht um 0,7 % auf 1,3 Mrd. Euro gestiegen, so Caixabank. Der Zinsüberschuss wuchs um 1,9 % auf knapp 2,5 Mrd. Euro, während die Provisionen fielen.Beim katalanischen Mitbewerber Banco Sabadell verhielt sich der Effekt der Sonderposten genau umgekehrt. Die Bank steigerte den Nettogewinn im ersten Halbjahr um 340 % auf 532 Mill. Euro, da im Vorjahr hohe Kosten wegen Problemen mit der IT-Plattform bei der britischen Tochter TSB und eine höhere Risikovorsorge angefallen waren. Der Zinsüberschuss von Banco Sabadell lag mit 1,8 Mrd. Euro leicht unter dem Wert des ersten Halbjahres 2018.Caixabank und Banco Sabadell versuchen wie der Rest der Branche, dem Niedrigzinsumfeld durch erhebliche Anstrengungen bei der Kostensenkung zu begegnen. Dazu gehören der Stellenabbau wie bei Caixabank und Santander, die zunehmende Digitalisierung des Geschäfts und auch der weitere Abbau notleidender Kredite (NPL). Die Banken haben in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte bei der Abwicklung ihrer hohen Erblasten aus der Immobilienblase gemacht. Caixabank etwa hatte 2013 noch faule Aktiva in Höhe von 28 Mrd. Euro in der Bilanz. Vor einem Jahr waren es nur noch 12,7 Mrd. Euro, die bis Juni auf 10,4 Mrd. Euro gefallen sind.Doch die Ratingagentur Moody’s senkte vor kurzem ihren Ausblick für die spanische Bankbranche von “positiv” auf “stabil”, da sie eine Abschwächung des Abbaus der bestehenden notleidenden Kredite erwartet. Die Analysten der LBBW betrachteten die Lage in einer Studie von Mai dagegen optimistischer: “Wir rechnen daher mit einer niedrigen Risikovorsorge sowie mit einer anhaltend erfolgreichen Reduktion der NPL. Der Bestand an notleidenden Krediten ist jedoch nach wie vor umfangreich. Auch sorgt das Niedrigzinsumfeld weiterhin für Ertragsdruck, da das Nettozinsergebnis die Haupteinnahmequelle der spanischen Banken darstellt.”