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Spanier führt Aufsichtsrat nach HSH-Verkauf

Von Thilo Schäfer, Madrid, und Carsten Steevens, Hamburg Börsen-Zeitung, 23.11.2018 Heide Simonis, Rainer Wiegard, Wolfgang Peiner, Thomas Mirow: In den 15 Jahren seit Gründung der HSH Nordbank standen zumeist amtierende oder ehemalige...

Spanier führt Aufsichtsrat nach HSH-Verkauf

Von Thilo Schäfer, Madrid, und Carsten Steevens, HamburgHeide Simonis, Rainer Wiegard, Wolfgang Peiner, Thomas Mirow: In den 15 Jahren seit Gründung der HSH Nordbank standen zumeist amtierende oder ehemalige Regierungsmitglieder aus Hamburg und Schleswig-Holstein an der Spitze des Aufsichtsrats. Die einzige Ausnahme: Als die Landesbank 2009 im Zuge der Finanzmarktkrise am Abgrund stand, ließ sich mit dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper ein Mann mit Bankexpertise auf den Posten ein – für knapp vier Jahre.Jetzt, wo die mit Milliardenhilfen der Ländereigner gestützte Landesbank am Ende eines EU-Beihilfeverfahrens vor der Privatisierung steht und in das Eigentum eines Konsortiums aus Finanzinvestoren um Cerberus und J.C. Flowers übergeht, soll erneut ein langgedienter Banker den Vorsitz im Kontrollgremium des Instituts übernehmen, das sich nach dem Ende November erwarteten Vollzug des Verkaufs in Hamburg Commercial Bank umbenennen will.Nachfolger von Mirow, dem ehemaligen Hamburger Wirtschaftssenator, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Präsidenten der Osteuropabank, wird der Spanier Juan Rodríguez Inciarte. Die Bekanntgabe der Personalie steht zwar noch aus, eine Meldung des “Manager Magazins” dementiert das Institut aber nicht. Rodríguez Inciarte, mit 66 Jahren ein Jahr älter als der Noch-HSH-Aufsichtsratschef Mirow, verbrachte den Großteil seiner Karriere bei Santander, bis er 2015 nach 30 Jahren aus dem Aufsichtsrat von Spaniens größter Bank ausschied. “Aus persönlichen Gründen”, hieß es damals, doch wurde der Umbau des Gremiums durch Ana Botín, die im Jahr davor den Vorsitz von ihrem verstorbenen Vater Emilio übernommen hatte, auch als Schnitt mit der Vergangenheit gewertet. Rodríguez Inciarte und sein Bruder Matías galten jahrelang als treue Gefolgsleute von Emilio Botín.Rodríguez Inciarte kam 1952 in Oviedo, Hauptstadt der nordspanischen Region Asturien, zur Welt. Er studierte Volkswirtschaft an der Universidad Autónoma de Madrid, wo er später auch lehrte. Nach Posten bei Chase Manhattan in London und der Midland Bank in Spanien kam Rodríguez Inciarte 1985 zu Santander, damals eine mittelgroße Bank. Bei dem Institut übernahm er leitende Positionen im Retail-Banking, im Geschäft mit Großkunden sowie im Bereich Konsumfinanzierung. Später leitete er die Strategieabteilung und fädelte Übernahmen der britischen Abbey National und – mit Royal Bank of Scotland (RBS) und Fortis – der niederländischen ABN Amro ein.Aufsichtsmandate übernahm Rodríguez Inciarte im Bankensektor bei RBS, First Fidelity, First Union (heute Wachovia) sowie San Paolo-Imi. Als Gesellschafter eines Flowers-Fonds und Partner der Flowers-Einheit New Amsterdam Investors entstanden auch Verbindungen zu dem bald zweitgrößten Gesellschafter der künftigen Hamburg Commercial Bank. Diese wird ihre bislang zentralen Geschäftsbereiche – das Unternehmenskunden-, Immobilien- und Schifffahrtsgeschäft – weiter betreiben. Um bereits definierte Rentabilitätsziele bis Ende 2021 zu erreichen, muss aber weiter gespart werden. Die Kostenbasis soll von rund 460 Mill. auf 300 Mill. Euro sinken. Das Ziel ist auch mit einem weiteren Personalabbau von zuletzt 1 720 auf wohl unter 1 000 Stellen verbunden.