Spanische Großbank BBVA macht fast 6 Mrd. Gewinn dank Heimatmarkt und Mexiko
BBVA wird immer mexikanischer
Die Tochter in Nordamerika trägt mehr als die Hälfte zum Reingewinn von fast 6 Mrd. Euro bei – Auch Spanien wächst
Die gestiegenen Zinsen lassen die Gewinne der spanischen Großbank BBVA sprudeln. Eine Verlängerung der Bankensteuer in Spanien lehnt BBVA dennoch ab und schließt eine bessere Verzinsung der Spareinlagen aus. Das Überschusskapital soll über neue Aktienrückkäufe den Anteilsinhabern zugutekommen.
ths Madrid
Die regionale Diversifizierung von BBVA hat im Jahresverlauf viel Licht und auch ein wenig Schatten gezeigt. Der Reingewinn der spanischen Großbank stieg in den neun Monaten bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24% auf fast 6 Mrd. Euro, wie das Kreditinstitut am Dienstag mitteilte. Ohne Währungskurseffekte betrug das Wachstum sogar 38%. Die Bank profitierte dabei stark von den gestiegenen Zinsen in Mexiko und Europa.
Das Gewicht des mexikanischen Geschäfts nimmt weiter zu. Die Tochter steuerte mehr als die Hälfte zum Konzerngewinn bei und machte 45% der Bruttoerträge aus. Der Zinsüberschuss wuchs bis September um 38% auf 8,2 Mrd. Euro (23% nach bereinigten Zahlen). Die Spanier sehen weiterhin großes Wachstumspotenzial im noch relativ wenig entwickelten mexikanischen Banksektor sowie in der Nähe zu den USA. „Die Auswirkungen des Near-Shoring kommen in Mexiko zu an“, versicherte der CEO von BBVA, Onur Genç, vor der Presse in Anspielung auf die wachsenden Investitionen der US-Konzern im südlichen Nachbarland.
Mehr als ein Drittel der Belegschaft arbeitet in Mexiko
Doch Mexiko, wo 46.000 der 120.000 Beschäftigten der Gruppe arbeiten, zeigt auch die Probleme, die sich in Wachstumsmärkten ergeben. So wurde die Risikovorsorge dort wegen der gestiegenen Aktivität bereinigt um 28% angehoben. Auch in den anderen lateinamerikanischen Märkten musste BBVA höhere Rückstellungen bilden. Die Lage der Tochter in der Türkei verbessere sich langsam, so Genç.
Auf dem Heimatmarkt schlug sich die Zinswende in der Eurozone in einem Anstieg des Reingewinns bis September von 62% auf 2,1 Mrd. Euro nieder. Der Zinsüberschuss legte um 51% auf 4 Mrd. Euro zu. Genç versuchte, das gute Ergebnis zu relativieren. Denn die Rekorde der spanischen Banken sind für die Linksregierung die Bestätigung für die umstrittene Sondersteuer auf die vermeintlichen Übergewinne durch die Zinswende.
Sollte Ministerpräsident Pedro Sánchez in den kommenden Tagen im Parlament wiedergewählt werden, ist eine Verlängerung der auf zwei Jahre angelegten Steuer geplant. „Wir hatten jahrelang Negativzinsen. Jetzt von Übergewinnen zu sprechen ist ungerecht“, so der CEO, der vor den Auswirkungen der Steuer auf die Kreditvergabe an die spanische Wirtschaft warnte.
Bankchef erteilt der Erhöhung der Einlagezinsen ein Absage
Genç stellte sich auch gegen die andere Kritik, der die Banken in Spanien derzeit ausgesetzt sind. Während Kredite teurer werden, wird das gestiegene Zinsniveau kaum an Einlagekunden weitergegeben. Die Verzinsung des Ersparten ist in Spanien geringer als in den meisten Euro-Staaten. „Es gibt weiterhin sehr viel Liquidität im System in Spanien“, sagte der Banker: „Eine spürbare Anhebung der Verzinsung der Einlagen wird es nicht geben.“
BBVA verfügt selbst über reichlich Liquidität. Die Bank will das Überschusskapital aus dem Verkauf der US-Tochter vor drei Jahren an die Aktionäre abgeben. Im Oktober begann daher ein weiterer Aktienrückkauf in Höhe von 1 Mrd. Euro.