IM GESPRÄCH: OLIVER PÖPPLAU

Sparda Hamburg plant ohne Fusion

Vorstandschef betont Weiterentwicklung des Geschäftsmodells

Sparda Hamburg plant ohne Fusion

Von Carsten Steevens, HamburgDas Lager der elf genossenschaftlichen Sparda-Banken geht in der IT getrennte Wege. Die Sparda-Banken Augsburg, Ostbayern, Baden-Württemberg, Hessen, München, West und Nürnberg als bisherige Gesellschafter der in Nürnberg ansässigen SDV-IT Sparda-Datenverarbeitung verständigten sich im Mai 2019 mit dem Dienstleister Sopra Steria auf eine Partnerschaft bis 2032. Dagegen gehört die Sparda-Bank Hamburg neben den Häusern in Berlin, Hannover und Mainz (Südwest) zu den vier Instituten, die sich dafür entschieden, künftig mit dem IT-Dienstleister Fiducia & GAD zusammenzuarbeiten. Dieser bedient insbesondere auch die Volks- und Raiffeisenbanken.Bei den ehemaligen Eisenbahner-Banken gibt es Stimmen, die davon ausgehen, dass die “Spaltung” der Gruppe in der IT eine Konsolidierung in Zukunft erschweren wird. Umgekehrt rechnet man bei den Sparda-Banken Berlin und Hannover damit, dass ihr möglicher Zusammenschluss, über den letztlich Mitte Juni die Vertreterversammlungen der beiden Häuser zu entscheiden haben, durch die Nutzung desselben Rechenzentrums erleichtert wird (vgl. BZ vom 5. Februar). IT-Migration im HerbstBei der Sparda-Bank Hamburg, die am 7. November dieses Jahres zum Rechenzentrum der Fiducia & GAD wechseln will und dadurch “deutliche betriebswirtschaftliche Vorteile” erwartet, hält man eine Fusion gegenwärtig nicht für erforderlich. Vorstandschef Oliver Pöpplau verweist im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf Fortschritte bei der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. “Wir haben vor vier Jahren angefangen, das Firmenkundengeschäft auszubauen”, sagt er. Dieses ausschließlich wohnwirtschaftlich besicherte Geschäft habe sein Gewicht in der Bilanz seitdem auf fast 300 Mill. Euro erhöht. “Wir sind keine rein auf das Privatkundengeschäft ausgerichtete Retailbank mehr.” Hinzu komme, dass das Geschäftsmodell der Tochter Sparda Immobilien in den vergangenen Jahren ausgeweitet worden sei.Das Unternehmen biete über klassische Maklerleistungen hinaus Dienstleistungen rund um Bestandsimmobilien, Neubauten, die Immobilienbewertung, Finanzierung und Vermietung. “Die Sparda Immo ist eine lukrative Tochter, die unser Geschäftsmodell nicht nur ergänzt, sondern zu einer tragenden Ertragssäule der Sparda-Bank Hamburg wird”, betont der 53 Jahre alte Sparda-Bank-Chef, der dem Vorstand seit April 2012 angehört. Auch die Zusammenarbeit, so fügt er hinzu, mit der Hamburger Volksbank und der PSD Bank Nord im sogenannten Beauftragtenwesen zeige, dass man bei der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells vorankomme. “Durch Kooperationen heben wir Synergien, die normalerweise durch Fusionen realisiert würden.”Die Sparda-Bank Hamburg, die in ihrem Geschäftsgebiet in Hamburg, Schleswig-Holstein und im Norden Niedersachsens rund 280 000 Kunden betreut, will an ihrem Netz von 20 Filialstandorten nicht rütteln. Die Gebühren für beleghafte Überweisungen sollen zum 1. April auf 1,50 Euro je Transaktion verdoppelt werden, doch am Verzicht auf Kontoführungsgebühren will das Genossenschaftsinstitut festhalten – sofern Kunden ihr Erst- und Gehaltskonto bei der Bank unterhalten. Negativzinsen möglichMit Blick auf die Belastungen durch Negativzinsen kündigt der Sparda-Bank-Chef allerdings an, bei Kundeneinlagen ab Beträgen von 50 000 Euro Negativzinsen einzuführen, sollte die EZB den negativen Zins für Bankeinlagen von derzeit -0,4 % weiter erhöhen. “Das ermöglicht uns dann auch, an der Strategie festzuhalten, für Neukunden mit einem Gehaltsgirokonto, das kostenlos ist, weiterhin offen zu sein.”Das Institut mit einer Bilanzsumme von gut 4 Mrd. Euro ist bei einem 2019 um 5,7 % auf 3,72 Mrd. Euro gewachsenen Einlagenbestand und einem um 5 % auf 2,15 Mrd. Euro gestiegenen Kreditvolumen passivlastig. Das prozentuale Verhältnis von Krediten und Einlagen zueinander werde man in etwa beibehalten, stellt Pöpplau in Aussicht. Der Bankchef hebt hervor, dass beim Provisionsgeschäft im vergangenen Jahr ein neues Allzeithoch erreicht worden sei. Die Bereitschaft der Kunden nehme zu, in Investmentfonds zu investieren, um Vermögensaufbau zur Altersvorsorge zu betreiben. Das Jahresergebnis ermögliche eine erhöhte Zukunftsvorsorge und einen angemessenen Bilanzgewinn. “Wenn wir im laufenden Jahr, in dem die IT-Migration ansteht, das Ergebnis stabil halten könnten, wären wir sehr zufrieden”, fügt Pöpplau hinzu.Die rund 226 000 Mitglieder der Bank sollen für 2019 eine stabile Dividende von 1,5 % erhalten.