Multibanking-Plattform

Sparda-Bank rechnet 2024 für Comeco mit schwarzen Zahlen

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg sieht auf mittlere Sicht die Zukunft von Comeco als gesichert an. Die Bank hat durch die Einführung der Girokonto-Gebühren und dem BGH-Urteil zu AGB-Änderungen Mitglieder und Kunden verloren.

Sparda-Bank rechnet 2024 für Comeco mit schwarzen Zahlen

Sparda-Bank erwartet 2024 für Comeco schwarze Zahlen

Fintech hat wegen Einführung von Girokonto-Gebühren und AGB-Änderungen Mitglieder und Kunden verloren

spe Stuttgart

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg in Stuttgart sieht zumindest auf mittlere Sicht die Zukunft von Comeco als gesichert an. „Das Fintech ist bis 2025 ausfinanziert“, sagte CEO Martin Hettich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Comeco ist der Betreiber der Multibanking-Plattform Teo, auf die die Stuttgarter sowie die Spardas Augsburg, München und Nürnberg in den vergangenen Jahren mühevoll die zuvor gültige Sparda-App migriert haben.

Wie aus dem Geschäftsbericht des Stuttgarter Fintechs hervorgeht, schrieb das Unternehmen 2021 einen Verlust von knapp 13 Mill. Euro – eine Größenordnung, mit der laut Hettich auch für 2022 zu rechnen sei. Noch liegt der Jahresabschluss 2022 von Comeco nicht vor. Für das laufende Jahr erwartet der CEO, dessen Institut mit 44,03% größter Anteilseigner an Comeco ist, schließlich ein ausgeglichenes Ergebnis, bevor dann von 2024 an schwarze Zahlen geschrieben werden sollen.

Comeco hat, anders als bei Start-ups üblich, in das Projekt Teo – ein Akronym, das für Transparenz, Einfachheit und Offenheit steht – selbst investiert und dieses Engagement gegen das Eigenkapital laufen lassen. Per Ende 2022 lag das bilanzielle Eigenkapital bei 5,8 Mill. Euro und das gezeichnete Kapital bei 18,8 Mill. Euro. Nachdem man noch bis in 2022 hinein auf Investorensuche war, spreche man derzeit keine potenziellen Anteilseigner mehr an, sagte Hettich. Nicht so richtig vom Fleck kommt indessen das Feld „Beyond Banking“, wo über die Teo-App Konsumartikel feilgeboten werden. Hier habe man wohl die Marktmacht von Amazon und Zalando unterschätzt, so Hettich.

Der CEO gestand zu, dass die Sparda in den vergangenen Jahren durch die Einführung der Girokonto-Gebühren, das BGH-Urteil zu AGB-Änderungen, aber auch durch die Implementierung der Teo-App Kunden wie Mitglieder verloren hat. „Das waren harte Jahre“, so Hettich.

Nach dem Kundenhöchststand von 713.000 (davon 537.000 Mitglieder) 2019 sind die Zahlen bis 2022 auf 642.000 (469.000) geschrumpft. „Dafür aber hat bei den verbliebenen Kunden die Nutzung der neuen App bei Banking-Themen deutlich zugenommen“, so Hettich, der die durchschnittlichen Online-Aufrufe auf monatlich 17 pro Kunde beziffert.

So erfolgten inzwischen bis zu 50% der Abschlüsse über die Teo-App, die dazu beigetragen habe, Finanzinhalte besser zu vermitteln – und das mit reduziertem Personaleinsatz. Teo sei mittlerweile nicht nur ein wesentlicher Vertriebs- und Kommunikationskanal, sondern auch ein Weg, bürokratische Themen mit den 390.000 Teo-Nutzern zu behandeln.

Um den Rückgang der Mitgliederzahlen und die damit verbundenen rückläufigen Haftsummen zu stoppen, hat die Sparda 2022 die zeichenbare Zahl der Geschäftsanteile zu je 52 Euro von 30 auf 100 erhöht. Inzwischen könnten 70% der Neukunden auch als Mitglieder gewonnen werden. Die stärksten Zuwächse erlebe man dabei in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen. Unterm Strich wurde das gezeichnete Kapital damit von 179,8 auf 292,2 Mill. Euro erhöht.

Inzwischen akquiriert die Sparda in Stuttgart mehr als 50% ihrer Baufinanzierungen über Plattformen wie Dr. Klein, Interhyp und andere, die bei Abschlüssen Provisionen von 0,5 bis 1,2% berechnen. Dadurch kann das Institut Kunden gewinnen, mit denen man sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Gleichzeitig ist der Bank aber auch ein zusätzlicher Provisionsaufwand von 7 Mill. Euro entstanden, der das Provisionsergebnis gedrückt hat. „Man muss da schon unter den besten fünf sein“, sagte Hettich mit Blick auf die Konditionen. Gleichzeitig versuche man an den Plattformen vorbei provisionsfrei Abschlüsse zu generieren.

Den Umstand, dass die Sparda im abgelaufenen Jahr eine Halbierung des Jahresüberschusses von 12,5 auf 5,6 Mill. Euro hinnehmen musste, begründete Hettich mit „der schnellen und drastischen Zinswende“ 2022. Außerdem habe es eine Rolle gespielt, dass das Institut bereits von September 2022 an begonnen hatte, den Kunden wieder Einlagenzinsen zu bezahlen, ohne je ein Verwahrentgelt erhoben zu haben. Dadurch sei es auch gelungen, Einlagen zurückzugewinnen. Für 2023 erwartet Hettich ein Ergebnis in der Größenordnung des Vorjahres.

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