Eigenentwicklungen sind gescheitert

Sparda-Banken tragen Teo zu Grabe

Die Sparda Baden-Württemberg wechselt auf das Kernbankensystem der Atruvia. Vorstandschef Martin Buch bezeichnet dies als Kraftanstrengung, die das Institut auf den neuesten Stand der Technik bringt.

Sparda-Banken tragen Teo zu Grabe

Institutsgruppe wechselt vollständig auf das System von Atruvia

spe Stuttgart

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg (Sparda BW) wechselt auf das Kernbankensystem der Atruvia. Im Oktober folgt noch die Sparda West. Damit vollzieht die letzte Bank der Gruppe den Wechsel zu dem genossenschaftlichen IT-Dienstleister. Der Versuch von einst sieben Sparda-Banken, zusammen mit dem französischen IT-Konzern Sopra Steria ein eigenes Kernbankensystem zu etablieren, ist damit Geschichte.

Gruppe findet wieder zusammen

„Eine Kraftanstrengung, die uns auf den neuesten Stand der Technik bringt“, nennt Martin Buch, Vorstandschef der Sparda BW, die Migration seines Instituts am letzten Juli-Wochenende auf das Kernbankensystem der Atruvia. Wie viel der Umstieg kostet, will man im Sparda-Lager nicht beziffern. Nur soviel: Nach dem Wechsel erwarte man spürbare Synergie-Effekte und eine Kosten stabile Versorgung mit IT-Dienstleistungen, sagte Buch der „Börsen-Zeitung“ anlässlich der Vertreterversammlung. „Hinzu kommt, dass sich unsere Bankengruppe wieder zusammenfindet“, erklärte der Vorstandsvorsitzende, nachdem zuvor sieben der elf Sparda-Banken in Deutschland das Kernbankensystem der Sopra Financial Technologie (SFT) implementiert hatten. Die restlichen vier hatten schon mit dem System der Atruvia gearbeitet. Die Anteile von insgesamt 49%, die die Spardas an der SFT mit Sitz in Nürnberg gehalten hatten, wurden inzwischen vom milliardenschweren französischen IT-Konzern Sopra Steria übernommen. Über den Kaufpreis wird geschwiegen. Die SFT war als Joint-Venture für ein neues Kernbankensystem mit Sopra Steria konzipiert worden. Mit SFT hatten die Partner einst einen ehrgeizigen Plan für ein neues Kernbankensystem geschmiedet, das auch weitere deutsche Geldinstitute als Kunden hätte gewinnen sollen.

Management übernimmt Comeco-Anteile

Einher mit dem Abschied von SFT geht auch das Ende der Multibanking-App „Teo“ des Stuttgarter Entwicklers Comeco, die ein Akronym für Transparenz, Einfachheit und Offenheit dargestellt hat. Die mühsam eingeführte Teo-App soll nun durch eine neue Online-Banking-App der Atruvia abgelöst werden – „und zwar für unsere Kunden so smart wie möglich“, wie Buch sagte. Funktionalitäten mit Bezug zu banknahen Themen wie Baufinanzierungen und Versicherungen sollen in der neuen App übernommen werden. Das gilt aber nicht für Elemente aus der Konsumindustrie, die mit Teo nicht den gewünschten Erfolg bei den Kunden brachten.

Wie der Vorstand weiter sagte, würden sowohl SFT als auch das Fintech Comeco die aktuelle Migration intensiv begleiten. Im Rahmen eines Management-Buyouts (MBO) hat die Geschäftsführung des Stuttgarter Fintechs, das sich künftig stärker als KI-Berater profilieren will, die Anteile der Sparda BW von 44,03 % übernommen. Dasselbe gilt für die Beteiligungen der Spardas West, Hessen, München, Nürnberg, Ostbayern und Augsburg. Die Anteile waren von den Banken bereits 2023 auf null abgeschrieben worden. In der Spitze war die Sparda BW mit knapp 50% oder 43,34 Mill. Euro beteiligt.

Rückgang der Mitglieder verlangsamt

Nachdem die Sparda BW in den vergangenen Jahren zum Teil kräftige Rückgänge bei den Mitgliederzahlen hinnehmen musste, hat sich die Entwicklung mittlerweile verlangsamt. So lag das Minus 2024 bei knapp 4.000 auf 458.731 Mitglieder. Man stehe kurz vor der Trendumkehr, sagte Buch, der insbesondere die 2024 erfolgte Senkung der Kontoführungsgebühr für Neukunden über 30 Jahre von 7,50 wiederum auf 3,90 Euro als Wendepunkt für die Kunden- und Mitgliederzahlen ansieht. Dieses Modell schlug allerdings auch in einem mit 11,4 % auf 28,7 Mill. Euro rückläufigen Provisionsüberschuss zu Buche. Im Kerngeschäft der Baufinanzierung konnte das Institut bereits 2023 mit einem Neugeschäft von 1,7 Mrd. Euro einen Aufwärtstrend feststellen, bevor es 2024 mit 1,9 Mrd. Euro weiter nach oben ging. Buch führt diese Entwicklung hauptsächlich auf die wettbewerbsfähigen Konditionen seines Instituts sowie dessen starker Präsenz auf Finanzierungsplattformen zurück.

Sparda-Banken tragen Teo-App zu Grabe

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