Sparkasse Aachen sucht Chancen in der Krise
ab Köln
Die Covid-19-Pandemie hat das Geschäftsjahr der Sparkasse Aachen geprägt, aber nicht beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommt Vorstandschef Norbert Laufs im Pressegespräch. Natürlich hat sich die Pandemie auch im Sparkassenbetrieb niedergeschlagen – im ersten Lockdown war etwa die Hälfte der 86 Filialen geschlossen, aktuell sind 23 Standorte nur für Beratung geöffnet –, für Laufs stand und steht jedoch im Vordergrund, dass Bargeldversorgung und Zahlungsverkehr reibungslos funktionier(t)en.
Zudem hat die Pandemie auch zahlreiche Digitalisierungsprozesse beschleunigt, die Laufs als „Riesenchance“ betrachtet. Denn vieles, was sich vor der Krise nur als Trend abzeichnete, ist inzwischen geübte Praxis. Von daher hält die Sparkasse zwar weiterhin an ihrem Filialnetz fest und wird auch investieren, doch werden im Zuge der Sanierung und Modernisierung auch manche Filialen zusammengelegt. Wie groß das Filialnetz im Endzustand sein soll, will Laufs derzeit noch nicht sagen. Klar ist nur, dass der Trend zur Digitalisierung nicht mehr zu stoppen ist. Entsprechend haben die Aachener im Juli 2020 eine digitale Geschäftsstelle eröffnet, in der ein fünfköpfiges Team die komplette Angebotspalette der Sparkasse feilbietet. Insgesamt zeigt sich der Chef der ertragsstärksten Sparkasse mit dem im Ausnahmejahr 2020 Erreichten „recht zufrieden“. Zwar ging das Betriebsergebnis vor Bewertung im abgelaufenen Turnus auf 0,87 (i.V. 1,03) % der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) zurück, kalkuliert hatte die Bank jedoch mit 0,84 % der DBS.
Der Grund dafür waren jedoch keineswegs die Pandemie und ihre Folgen, sondern die Niedrigzinsphase, die sich künftig noch tiefer ins Ergebnis fressen wird. Auf der Habenseite stand dafür ein brummendes Kreditgeschäft, eine ungebremste Einlagenflut und ein dynamisches Wertpapiergeschäft, wie Laufs ausführt. Gerade im Kreditgeschäft lief es für die Aachener rund, kam das Neugeschäft doch abermals um 1,9 Mrd. Euro voran, ein Plus von 105 Mill. Euro. Natürlich ermöglichte auch die Sparkasse ihren von der Pandemie betroffenen Kunden für die Dauer von maximal neun Monaten Tilgungsaussetzungen. Im Frühjahr war davon eine Darlehenssumme von 14,6 Mill. Euro betroffen. Zum Jahresende gab es noch bei knapp 700 Darlehen im Volumen von 7,6 Mill. Euro entsprechende Vereinbarungen.
Nachholeffekte befürchtet
Keiner dieser Kunden sei bislang ausgefallen, freut sich Laufs. Allerdings ist das offizielle Moratorium inzwischen ausgelaufen und wie es für Kunden weitergeht, die angesichts geschlossener Läden und Betriebe weiteren Stundungsbedarf haben, steht dahin.
Banken, die ihren Kunden bei der Tilgung weiterhin entgegenkommen, müssen das zulasten ihres Eigenkapitals tun. Daher werde die Sparkasse nun auf Einzelbasis entscheiden. „Unsere Aufgabe wird es jedenfalls sein, unseren Kunden als verlässlicher Partner zur Seite zu stehen“, betont Vorstandsmitglied Christian Burmester.
Im Bewertungsergebnis für das Kreditgeschäft habe die Coronakrise bislang noch keine Spuren hinterlassen. Doch geht der Vorstand davon aus, dass es 2021 Nachholeffekte geben wird. Vor diesem Hintergrund will die Sparkasse über die Rücklagendotierung vorsorglich ein entsprechendes Reservepolster anlegen.
Da die Zinsen absehbar niedrig bleiben, gibt es für die Sparkasse mit Blick auf den Zinsüberschuss keine Entwarnung. Insofern sind die Aachener bestrebt, den Provisionsüberschuss, der 2020 mit 75 Mill. Euro weitgehend auf Vorjahresniveau verharrte, auszubauen.