Spekulationen um Deutsche Bank
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Spekulationen um die Deutsche Bank reißen nicht ab. Wenige Tage nach Meldungen, das Institut erwäge den Aufbau einer Holding-Struktur, hat zu Wochenbeginn ein Bericht der “Financial Times” von sich reden gemacht, demzufolge der Konzern nach Angaben eingeweihter Personen wegen des Brexit nicht nur einen großen Teil seiner in Großbritannien liegenden Aktiva nach Deutschland verlagern will, sondern auf Drängen der europäischen Bankenaufsicht zudem eine Tochter für das Geschäft auf der Insel gründen dürfte. Die dort versammelten Aktiva werden dem Blatt zufolge auf 600 Mrd. Euro geschätzt, vor allem das Investment Banking bläht die Bilanz auf.Den Angaben zu einer geplanten Tochter trat die Bank am Montag entgegen: Die Bedingungen, unter denen Banken nach dem Brexit in der EU und in Großbritannien agieren würden, blieben mangels einer politischen Einigung zwar noch unklar. “Unsere Absicht aber ist es, in Großbritannien als Zweigstelle gemäß den Richtlinien der PRA zu operieren”, hieß es mit Blick auf den britischen Aufseher Prudential Regulation Authority (PRA). In Marktkreisen stießen die Angaben der “Financial Times” auf Skepsis. Die EZB hätte wenig davon, wenn sie die Deutsche Bank dazu drängen würde, auf der Insel eine Tochter zu gründen und diese mit eigenem Kapital auszustatten, hieß es. Schließlich hätte dies nur zur Folge, dass mit dem Brexit den europäischen Bankenaufsehern der Zugriff auf Eigenkapital der Bank entzogen würde. Anreiz, auf eine britische Tochter des Konzerns hinzuwirken, hätte demnach vielmehr die britische PRA. Auch sie allerdings übt keinen Druck aus, wie es heißt. EZB will Einfluss ausübenDie Deutsche Bank wiederum wird ebenso wenig den Aufbau einer Tochtergesellschaft vorantreiben, da eine solche Einheite teurer ist als der Betrieb einer Zweigstelle. Außer Zweifel steht allerdings: Ebenso, wie Europas Bankenaufseher vereiteln wollen, dass mit dem Brexit in die EU wechselnde Institute im Aufsichtsgebiet der EZB nur Briefkastenfirmen gründen und dort hohe Risiken drehen, ohne die notwendige Ausstattung zu haben, will die EZB unterbinden, dass die Deutsche Bank nach dem Brexit von der Themse aus, außerhalb der EU, ein großes Rad dreht mit Geschäften in die Union hinein, ohne dass die Notenbank Einfluss ausüben kann.Dass die Deutsche Bank im Zuge des Brexit Aktiva von der Insel im großen Stil sukzessive in den Heimatmarkt verlagern wird, ist seit längerem klar und angesichts der jüngsten Nachrichten auch unvermeidlich. So hat das Institut wegen der Unwägbarkeiten vor dem britischen EU-Austritt begonnen, weite Teile ihres Neugeschäfts im außerbörslichen Clearing von in Euro denominierten Derivaten von London nach Frankfurt an die Eurex zu verlagern. Im vergangenen Jahr hat sich das Haus zudem für Deutschland als globales Buchungszentrum entschieden. London sei “künftig nicht mehr das vorgegebene Buchungszentrum für unser globales Geschäft”, hatte Ex-Konzernchef John Cryan Ende 2017 der Börsen-Zeitung gesagt.