Standard Chartered übertrifft Erwartungen
hip London – Standard Chartered hat mit ihrem Ergebnis für das abgelaufene Quartal die Analystenschätzungen etwas übertroffen. Allerdings blieben die Erträge hinter den Erwartungen zurück. Wie die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht, mitteilte, stieg das bereinigte Vorsteuerergebnis um fast ein Drittel auf 1,07 (i.V. 0,81) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt 1,04 Mrd. Dollar auf der Rechnung. Die Wertberichtigungen auf Problemkredite summierten sich auf die Hälfte dessen, womit man an der Börse gerechnet hatte. “Geopolitische Unsicherheit””Die Ergebnis der ersten neun Monate spiegeln wider, dass wir den Fokus auf eine deutliche Verbesserung der Profitabilität, der Qualität der Bilanz, des Verhaltens und der Renditen gelegt haben”, sagte Chief Executive William Winters. Allerdings hätten “geopolitische Unsicherheiten” in einigen Märkten die Stimmung belastet. Alles in allem blieben die Grundlagen des Wachstums über alle Märkte hinweg jedoch solide, und die Bank sei “vorsichtig optimistisch”, was das Wachstum der Weltwirtschaft angehe. Für Februar kündigte er ein Update zur Strategie des Instituts an. Die Aktie verteuerte sich in London um 3,2 % auf 549,50 Pence.Zwar stiegen die Erträge schneller als die Kosten, das Wachstum verdeckt jedoch aus Sicht des Bankenanalysten Joseph Dickerson von Jefferies eine Schwäche im Retailgeschäft und die Stagnation der Nettozinsmarge. Die Erträge verbesserten sich um 4 % auf 3,78 Mrd. Dollar. Im Retail Banking stiegen sie lediglich um 1 %. Die operativen Kosten legten insgesamt um 1 % auf 2,65 Mrd. Dollar zu. Auf Neunmonatssicht hatte das Wachstum im Retail Banking bei 7 % gelegen. Das zinsempfindliche Einlagengeschäft entwickelte sich gut.Schwächen zeigten sich bei Hypothekendarlehen, Autokrediten und in der Vermögensverwaltung. “Eskalierende handelspolitische Spannungen und andere makroökonomische Faktoren, die sich auf die Aktienmärkte auswirken, haben in diesem Zeitraum die Stimmung der Kleinanleger in manchen Märkten der Gruppe beeinträchtigt, was das Wachstum im Wealth Management verlangsamte”, heißt es in der Quartalsmitteilung der Bank. Im Wealth Management schrumpften die Erträge im abgelaufenen Quartal auf 465 (488) Mill. Dollar. Beim Rivalen HSBC hatte sich das Geschäft der Sparte Retail Banking & Wealth Management dagegen gut entwickelt (vgl. BZ vom 30. Oktober).Die Nettozinsmarge ging im Vergleich zum vorangegangenen Quartal um einen Basispunkt auf 1,58 % zurück, was Dickerson zu der Frage verleitete, ob man hier bereits den Gipfel gesehen habe. Hinzu kommt, dass Standard Chartered weniger Kredite vergeben hat, was nicht dafür spricht, dass das Zinsergebnis in nächster Zeit stark steigen wird. Die Bank arbeite im Kreditgeschäft zwar rentabler und habe mit weniger Kreditausfällen zu kämpfen, aber am Ende könnten Banken nur mit dem Geld Gewinne erwirtschaften, das sie auch verleihen, konstatierte der Analyst Nicholas Hyett vom Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown. Dass das Kreditbuch schrumpfe, sei überraschend. Schließlich hätten die Kunden in den Emerging Markets großen Finanzierungsbedarf. Standard Chartered habe reichlich Kapital zur Verfügung und sollte daher ohne Weiteres in der Lage sein, diese Nachfrage zu bedienen, sagte Hyett. Bankchef Winters dürfte das anders sehen. Er wurde 2015 zum Nachfolger von Peter Sands bestellt, nachdem im vergangenen Jahrzehnt angesichts zweistelliger Wachstumsraten Kosten und Risiken vernachlässigt worden waren.