State Street setzt auf Jobverlagerung

Der US-Finanzdienstleister streicht 3 400 Stellen in Hochlohnländern und erzielt Gewinnsprung

State Street setzt auf Jobverlagerung

Was tun, wenn die Margen im Wertpapierverwahrgeschäft schneller zusammenschmurgeln, als man automatisieren kann? Ronald O’Hanley hat die Antwort in Billiglohnländern gefunden. Gut ein Jahr nach seinem Antritt als Chef von State Street feiert ihn die Börse für den damit erzielten Gewinnsprung.lee Frankfurt – Dank hoher Einsparungen und besserer Marktbedingungen hat der US-Finanzdienstleister State Street das abgelaufene Quartal mit einem Gewinnsprung abgeschlossen. Wie der in Boston ansässige Wertpapierverwahrer am Freitag mitteilte, stieg der Nettogewinn im Schlussquartal um gut ein Fünftel auf 704 Mill. Dollar. Der Gewinn pro Aktie lag mit 1,73 Dollar nicht nur deutlich über dem Vorjahresquartal (1,03 Dollar), sondern auch über den Erwartungen. Die vom US-Finanzportal CNN Business befragten Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 1,70 Dollar pro Aktie gerechnet.Chief Executive Officer (CEO) Ronald O’Hanley zeigte sich erfreut über die Ergebnisentwicklung: “Sie spiegelt die harte Arbeit und die verbesserten Prozesse innerhalb unserer Organisation wider.” Das abgelaufene Jahr habe wegen der Marktschwäche und des zunehmenden Preisdrucks für die Branche herausfordernd begonnen. O’Hanley, der gleich zum Amtsantritt vor einem Jahr einen groß angelegten Stellenabbau angekündigt hatte, sieht sich durch die starken Zahlen in seiner aggressiven Gangart bestätigt. Im Ergebnis habe State Street etwa 415 Mill. Dollar Kosten reduziert. Vor einem Jahr hatte sich O’Hanley das Ziel gesteckt, 350 Mill. Dollar an laufenden Aufwendungen zu sparen.Statt wie zunächst geplant 1 500 Stellen fielen dem Sparkurs im vergangenen Jahr sogar 3 400 Stellen in Hochlohnländern zum Opfer. Der größte Teil dieser Stellen verschwand jedoch nicht einfach, sondern wurde offenbar in anderen Teilen der Welt wieder aufgestockt. Jedenfalls beschäftigt State Street den Angaben derzeit rund 39 000 Mitarbeiter weltweit, Ende 2018 waren es laut Geschäftsbericht noch etwa 40 000 gewesen. Datenplattform ausgebautO’Hanley signalisierte jedoch, dass es dabei wohl nicht lange bleiben wird. State Street werde weiterhin auf Innovation, Automatisierung und die Verbesserung der Produktivität setzen, um den besten Service für den Kunden zu bieten. Die Aktionäre zeigten sich erfreut über die schneidigen Ankündigungen: Der Aktienkurs schnellte in einem von Kursgewinnen geprägten Marktumfeld zeitweise um 4,4 % in die Höhe. Die Verwahrung von Wertpapiervermögen ist bereits seit Jahren durch geringe Margen geprägt, der Kostendruck auf die Anbieter ist hoch.Als reiner Kostenmanager sieht sich O’Hanley gleichwohl nicht. Der Manager unterstrich, dass im Zuge des Transformationsprozesses auch der Kundenservice verbessert und die Datenplattform State Street Alpha weiterentwickelt worden sei. Die Plattform werde sowohl vom Finanzdienstleister selbst als auch von Kunden zur Risikoanalyse von Investmententscheidungen genutzt.Die Strategie, dem Preis- und Margenverfall im angestammten Geschäft mit neuen Dienstleistungen entgegenzuwirken, lässt sich offenbar gut an. So verbuchte State Street im Investment Management zwar zuletzt Nettomittelabflüsse von 3 Mrd. Dollar, die nur zum Teil durch Zuflüsse im Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETF) aufgefangen wurden. Unter dem Strich aber lagen die Erträge über den Erwartungen des Marktes. Die Gesamterlöse stiegen den Angaben von State Street zufolge im Schlussquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 1 % auf 3,05 Mrd. Dollar, erwartet worden waren lediglich 2,94 Mrd. Dollar. Der Löwenanteil entfiel den Angaben zufolge auf Provisionen, die um 1,8 % auf 2,37 Mrd. Dollar zulegten, während die Zinseinnahmen um 8,8 % auf 636 Mill. Dollar nachgaben.