Stephen Green 70
hip – Wenn Stephen Green, der ehemalige Chairman von HSBC, an seinem 70. Geburtstag am Mittwoch auf sein Berufsleben zurückblickt, dürfte er mit sich zufrieden sein. Anders als so mancher Bankmanager ist Baron Green of Hurstpierpoint unbeschadet aus der Finanzkrise hervorgegangen. Im Gegensatz zur Lloyds Banking Group und der Royal Bank of Scotland (RBS) hatte die HSBC keine staatlichen Hilfen benötigt. Green gilt als moralische Instanz.Während seiner Zeit in Hongkong hatte er Theologie studiert. Er ist ordinierter Laienprediger der Anglikanischen Kirche. Vielleicht stammt die Idee vom “moralischen Kompass”, über den Banker seiner Meinung nach verfügen müssen, von dort. Wie viele andere in der Branche erhielt er millionenschwere Boni. Auch um seine Altersvorsorge muss er sich keine Sorgen machen. Allerdings spendete Green sehr viel davon für gemeinnützige Zwecke, etwa für die Priesterausbildung und Hilfsprojekte in Kambodscha. “Serving God? Serving Mammon?”, heißt eines seiner Bücher, die leider wenig Aufschluss darüber bieten, wie er seinen Glauben und seinen Wunsch, die Armut in der Welt zu lindern, während seiner 28 Jahre in der Bank gelebt hat, die vielen als die Finanzbuchhaltung des britischen Empire galt. In “Good Value: Reflections on Money, Morality and an Uncertain World” ist von einem “neuen Kapitalismus” die Rede, der Ethik und gute Geschäfte miteinander vereinbar machen soll. Dabei fiel einst auch die Übernahme des Subprime-Kreditgebers Household International in seine Verantwortung. Der Oxford-Absolvent war von 2003 bis zu seiner Ernennung zum Chairman 2006 Chief Executive der Gruppe. Auf Einladung von Premierminister David Cameron legte er sein Amt 2010 nieder, um Handelsminister zu werden. Ihm wurde zugutegehalten, die Bank sicher durch die Krise gesteuert zu haben. Nach zwei Jahren verließ er die Regierung wieder.Er sitzt aber weiterhin für die Tories im britischen Oberhaus. Green hatte sich für den Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt und nannte den Umgang mit Irland nach dem Brexit-Votum “beschämend”. Seinen Gram über den Wählerwillen verarbeitete er in einem weiteren Buch: “Brexit and the British: Who Do We Think We Are?”. Green fungiert auch noch als Chairman des Kuratoriums für das National History Museum. Seine Karriere hatte im Entwicklungshilfeministerium (Ministry of Overseas Development) begonnen. Bevor er 1982 zu der damals als Hongkong and Shanghai Banking Corporation bekannten Bank kam, war er Berater bei McKinsey. 1998 holte ihn der damalige Chairman John Bond in den Board, wo er fortan für Investment Banking, Assetmanagement und das Privatbankgeschäft zuständig war.