Leasing

Streit um Kaufpreis von Franchisefirmen bei Grenke

Die Grenke AG rechnet für 2023 mit einem stagnierenden Ergebnis. Schuld daran ist nicht der schleppende Erwerb der Franchisefirmen, sondern die Millioneninvestion in die Digitalisierung.

Streit um Kaufpreis von Franchisefirmen bei Grenke

Grenke gegen Grenke

Zwist über den Kaufpreis zieht den Erwerb der restlichen Franchisefirmen in die Länge

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Mit einem Digitalisierungsprogramm will CEO Sebastian Hirsch Grenke auf Effizienz trimmen. Das drückt auf den Gewinn, soll sich aber ab 2025 auszahlen. Indessen hat das Unternehmen die Folgen der Shortseller-Attacke von 2020 abgearbeitet. Einzig, eine Rechnung ist noch offen – unter Beteiligung des Firmengründers Wolfgang Grenke.

Immer wieder hat sich Sebastian Hirsch (42) mit der Frage konfrontiert gesehen, bis wann die Grenke AG die letzten der einst 16 Franchisefirmen übernehmen würde. Noch im März hatte der CEO den Erwerb zur Jahresmitte 2023 avisiert. Doch noch immer sind fünf Gesellschaften nicht aufgekauft – je eine davon ist in Chile und Lettland sowie deren drei in Kanada angesiedelt. „Wir tun alles, um endlich einen Haken dranzumachen“, sagt Hirsch im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Bekanntlich war der Leasingkonzern im September 2020 wegen seines undurchsichtigen Franchisemodells zuerst ins Visier von Leerverkäufern und dann auch der Aufsicht geraten.

Franchisefirmen rückwirkend konsolidiert

Ungeachtet des Umstands, dass der Konzern die Franchisefirmen auf Geheiß der BaFin rückwirkend für den Konzernabschluss 2019 längst konsolidiert hat, schwelt im Hintergrund immer noch ein Streit um den Kaufpreis für die letzten fünf Gesellschaften. Von „widerstrebenden Interessen“ ist die Rede. Auf der Verkäuferseite befindet sich neben Finanzinvestoren und dem lokalen Management auch Firmengründer Wolfgang Grenke, der rechnerisch 8% an dem Baden-Badener Konzern besitzt.

Der 72-Jährige ist indirekt an der in Wien registrierten CTP-Handels- und Beteiligungs GmbH beteiligt, die die Anteile an den noch nicht erworbenen Franchisefirmen hält. Zu früheren Zeiten wurden diese von der CTP üblicherweise nach vier bis sechs Jahren an die Grenke AG veräußert. Darin, dass sich die Verhandlungen derart in die Länge ziehen, kann der Firmengründer keinen „erheblichen Nachteil“ erkennen, „da sich die Bewertungen aufgrund der ökonomischen Rahmenbedingungen gegenwärtig nicht wesentlich verändern“. Ohnehin rechne er damit, dass „einige Franchise-Gesellschaften in Kürze übertragen werden“, sagte Grenke auf Anfrage.

Erwerb mindert Eigenkapitalausstattung

Als Indikation, zu welchem Preis dies geschehen mag, nennt Hirsch für alle fünf noch nicht erworbenen Firmen einen mittleren, zweistelligen Millionenbetrag. Dieser werde beim Erwerb zwar zu keiner Ergebnisbelastung führen, aber das Eigenkapital mindern. Diese technische Folge der Konsolidierung war frühzeitig kommuniziert worden, so dass der Kapitalmarkt nicht überrascht sein sollte. Schließlich geschehe die Transaktion „ohne ökonomische Auswirkungen auf Grenke“, sagt Hirsch.

Indessen packt der CEO Themen an, die in den vergangenen Jahren liegengeblieben sind. Da ist zum einen ein Digitalisierungsprogramm, in das der Konzern bis 2026 rund 50 Mill. Euro stecken will. Damit soll die Grundlage geschaffen werden, um die Marktpotenziale maximal auszuschöpfen – insbesondere im Small-Ticket-Geschäft, wo Grenke margenträchtig unterwegs ist. Außerdem geht es um den Ausbau der Cloudtechnologie, die die Basis für weitere Folgetechnologien bilden soll. „Damit werden wir noch effizienter“, so Hirsch. Zum anderen hat der Vorstand ein langfristiges Ziel für die Aufwand-Ertrags-Quote von 48%. Um dies zu erreichen, werden die Kostenstrukturen unter die Lupe genommen werden. Derzeit stehen sechs kleinere Standorte der in 30 Ländern agierenden Gesellschaft auf dem Prüfstand.

Digitalisierungsoffensive treibt die Kosten

Nachdem in diesem Jahr bereits 15 Mill. Euro für die Digitalisierung aufgebracht wurden, sollen durch eine Reduzierung der Kosten 2025 die Investitionen egalisiert werden. Im Moment allerdings treibt das Programm noch die Kosten, was die Aufwandsquote Hirsch zufolge im dritten Quartal Richtung 60% tendieren ließ.

„Das Geld, das wir heute in die Hand nehmen, wird sich aber schnell und vor allem langfristig bezahlt machen“, versichert der CEO. Grenke will damit schnellere, reibungslose Prozesse schaffen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Leasing will man so einfach wie Streaming machen – die Automatisierung sei hierbei Mittel zum Zweck. Das Kapitalmarktumfeld erachtet Hirsch für seine Branche jedenfalls als hilfreich. „Wenn Kreditzinsen hoch sind, ist das tendenziell eher gut fürs Leasing“, erläutert Hirsch.

Konzernergebnis wird 2023 stagnieren

Unterm Strich dürfte das Konzernergebnis 2023 wegen der Digitalisierungsinvestitionen auf einem Niveau von 80 bis 90 Mill. Euro stagnieren. Im Folgejahr sollen es dann 95 bis 115 Mill. Euro sein. Bisher goutiert der Kapitalmarkt die Grenke-Story noch nicht. Immerhin notiert die Aktie des SDax-Unternehmens mit einem Börsenwert von 1 Mrd. Euro um 15% unter dem Buchwert.

Dabei stehe die Klientel von Grenke vor einem großen Investitionsstau, sagt Hirsch. Außerdem habe Grenke ein großes Potenzial mit Bestandskunden – bei einem Marktanteil von 10% wären das in Europa 1,2 Millionen Kunden – doppelt so viel wie heute. Hinzu komme, dass man eine erstaunliche Resilienz bewiesen hätte. „Wir haben in jeder Phase der jüngsten Krisen Gewinn gemacht und Dividende gezahlt“, resümiert der CEO.

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