Warum es in Deutschland bald mehr Search Funds geben wird
Private Equity mal umgekehrt
Das Modell Search Funds ist noch wenig verbreitet in Deutschland – Experten sehen aber Potenzial
Viele Investoren sind mit dem Thema noch nicht vertraut, dabei könnte das Modell des Search Funds in Deutschland in den nächsten Jahren größer werden. In den USA ist die Entwicklung dieser Fonds schon weiter fortgeschritten. Zum Teil ist es auch Vertrauenssache, wenn es um das Thema Unternehmensnachfolge geht.
Norma Bühling und Pia Surhoff aus Berlin machen etwas, was in Deutschland noch wenig Beachtung findet. Sie haben einen Search Fund gegründet, der mit Investoren im Rücken ein Unternehmen sucht, das sie selbst operativ führen können. Das Modell steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Aber Experten vermuten, dass das Thema in den kommenden Jahren in Deutschland noch deutlich größer wird.
In den USA erfreut sich das Modell bereits breiterer Beliebtheit. „Wir sind zufällig auf das Konzept gestoßen“, erzählt Surhoff, als sie und ihre frühere Kollegin bei Zalando, sich entschlossen hatten, künftig unternehmerischer tätig sein zu wollen. Die beiden Frauen machten sich auf die Suche nach Investoren und seit etwas mehr als einem Jahr läuft die Suche nach einem geeigneten Unternehmen. Auch diese Phase finanzieren die Investoren, die laut Surfhoff auch als Mentoren fungieren. Für die Investoren hat das Modell umgekehrt den Vorteil, dass der Draht zum künftigen Management des Unternehmens recht kurz ist. Zudem beschreiben Experten das Konzept als Modell mit hohen Renditen bei vergleichsweise moderatem Risiko. Es wird häufig als Chance dargestellt, in profitable KMU’s zu investieren, die sonst oft nicht im Fokus traditioneller Private-Equity-Firmen stehen. Für diese seien sie oft zu klein, heißt es.
Weniger Risiko
Auch für die Geschäftsführer ist das Modell deshalb attraktiv, weil es weniger Risiko birgt als ein eigenes Unternehmen zu gründen. Gesucht werden vor allem kleine und mittlere Unternehmen, „natürlich keine Restrukturierungsfälle“, führt Surhoff aus. „Das Unternehmen sollte bereits gut dastehen und eine gewisse Größe haben“. In ihrem konkreten Fall liegt der Fokus auf einem Umsatz zwischen 5 und 30 Mill. Euro.
Das Thema ist auch aus anderen Gründen aktuell: Viele Unternehmen in Deutschland haben – auch angesichts des demografischen Wandels – Schwierigkeiten eine passende Nachfolge zu finden. Deshalb steckt in den Namen der Search Funds in Deutschland häufig genau das mit drin: Das Unternehmen von Surhoff und Bühling trägt deshalb auch den Namen „Thallo Unternehmensnachfolge“.
Studie: Geschäftsführer meistens Mitte 30
Surfhoff betont, dass das besondere an dem Modell des Search Funds auch sei, dass es langfristig ausgelegt ist: Sie und ihre Mitgeschäftsführerin wollen das Unternehmen dauerhaft führen – hier unterscheide sich das Modell vielleicht ein wenig von Private Equity im herkömmlichen Sinn. Die beiden Geschäftsführerinnen sind Mitte 30 – und damit liegen sie genau im Schnitt ihrer Mitstreiter aus den USA, wie eine Studie zu Search Funds der Stanford University von 2024 zeigt.

Die Studie bezieht sich vor allem auf die USA, weshalb Experten auch darauf verweisen, dass sie auch nur bedingt auf Europa übertragbar sei, gerade was Erfolge und Potenziale der Search Funds angeht. Die Studie belegt, dass 69% der Search Funds in den USA, die erfolgreich eine Akquisition durchführen konnten, Gewinne erzielen. Dazu zeigt die Studie, dass es bei der Verbreitung des Modells in Europa große Unterschiede gibt: Spanien landet bei der Zahl der im Rahmen von Search Funds getätigten Käufen eindeutig auf Platz 1, gefolgt von Großbritannien und Deutschland.
Es gibt laut Experten aber mehrere Gründe, warum das Konzept in Deutschland noch ein Nischenthema ist. So seien Investoren häufig mit dem Modell noch nicht vertraut, schreibt Benedikt von Hatzfeld, Partner von Tembo Search Partners GmbH – ein auf Search Funds spezialisiertes Beratungsunternehmen auf LinkedIn. Dazu gelte die Unternehmensnachfolge in Deutschland häufig noch als Familiensache – in Investoren werde weniger vertraut – und in Deutschland fehle die „gezielte Förderung durch Universitäten oder Business Schools“, anders als in den USA.