Südostasiens Vorzeigebank versteckt das Banking

Development Bank of Singapore will sich im Alltag der Menschen "einnisten" - Vermittler von Reisen, Autos und Strom

Südostasiens Vorzeigebank versteckt das Banking

Von Tobias Fischer, FrankfurtSie vermittelt auf eigenen Online-Marktplätzen Immobilien und Reisen, Autos und Strom. Dass Singapurs DBS, die nach eigener Darstellung größte Bank Südostasiens, dafür gleich die passenden Kredite beisteuert und vom geneigten Online-Shopper auch Aktienorders und Spargelder annimmt, kehrt sie nicht gern nach außen. Denn getreu ihrem Motto “Unsichtbares Banking mit DBS – Live more, Bank less”, einer weitaus eleganteren Version des N26-Schlachtrufs “Banking. But without the bullshit”, will die im Stadtstaat omnipräsente Development Bank of Singapore so ziemlich alles, nur nicht als Finanzdienstleister wahrgenommen werden (vgl. BZ vom 10.8.2019). “Digital bis ins Mark”Im Selbstverständnis ein Technologieunternehmen, strebt sie danach, “digital bis ins Mark” zu werden, wie Finanzchefin Sok Hui Chng es ausdrückt. Die Bank, die nicht als solche angesehen werden will, reicht mit ihren Angeboten in fast alle Lebensbereiche hinein. Ziel müsse sein, “sich im Alltag der Menschen einzunisten”, sagte Vorstandschef Piyush Gupta im Interview der “Neuen Zürcher Zeitung”. Um sich der Bigtechs à la Google, Amazon, Alibaba oder Tencent zu erwehren, die sich in der Finanzindustrie breitmachen, empfiehlt der CEO der Branche die eigene Disruption. Schon 2012 habe die DBS deshalb damit begonnen, Digitalisierung zu kultivieren. Mittlerweile fänden etwa Akquise von und Interaktion mit Kunden überwiegend digital statt: 90 % der mittelständischen Kundschaft würden so gewonnen und 40 % der Klientel in der Vermögensverwaltung. Mit den Bemühungen, die Zahl ihrer Digitalkunden weiter zu erhöhen, kommt die DBS gut voran. Das sind nach ihrer Lesart solche, die in den vergangenen zwölf Monaten über einen digitalen Kanal entweder ein Produkt gekauft oder mehr als die Hälfte ihrer Transaktionen getätigt haben. Am weitesten vorangeschritten ist sie dabei in Singapur und Hongkong. Die Zahl der digitalen Retail- und Mittelstandskunden hat sie dort im vergangenen Jahr um 400 000 auf 3,3 Millionen steigern können, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Sie tragen 46 % zu den Konzernerträgen bei.Digitalkunden verursachen wesentlich geringere Kosten als traditionelle Kunden – und das bei doppelt so hohen Erträgen. Daher sinkt die Aufwand-Ertrags-Quote in Singapur und Hongkong tendenziell (s. Grafik).Liegt die Aufwand-Ertrags-Quote eines herkömmlichen Retail- oder Firmenkunden in einer der Metropolen bei 53 %, so sind es bei einem Digitalkunden 20 Prozentpunkte weniger. Konzernweit betrug die Quote zum Halbjahr im Schnitt 39,2 % und damit weit unter dem Vorjahreswert von 44,1 %. Dass die Digitalisierung unterm Strich mit Jobverlusten einhergeht, verhehlt Gupta nicht, schließlich werde die wachsende Nachfrage nach Datenanalysten oder Cybersecurity-Experten den Wegfall von Jobs in anderen Bereichen wie Callcentern oder Filialen nicht wettmachen. Dennoch wächst die Belegschaft der DBS seit Jahren weiter, bis auf zuletzt 28 000 Beschäftigte. Zu verdanken sein dürfte dies der Expansion nach Süd- und Südostasien. In 18 Staaten unterwegsDie 1968 vom Stadtstaat zur Forcierung der Industrialisierung gegründete DBS betreut mittlerweile 11 Millionen Retail-, Wealth-Management- und institutionelle Kunden in 18 Staaten. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind neben Singapur, wo sie fast zwei Drittel ihrer 2019 umgerechnet 9 Mrd. Euro Erträge erwirtschaftet, “Greater China”, was Festlandchina, Hongkong und Taiwan umfasst (27 %), und Süd- und Südostasien vor allem Indonesien und Indien (10 %). Der Konzerngewinn beträgt 4 Mrd. Euro, die Bilanzsumme gut 350 Mrd. Euro.