Südwestbank will ihre Banklizenz aufgeben

Drei Jahre nach Übernahme durch österreichische Bawag wird Stuttgarter Haus in eine Niederlassung überführt

Südwestbank will ihre Banklizenz aufgeben

jsc Frankfurt – Drei Jahre nach der Übernahme durch die österreichische Bawag PSK und einer Schrumpfkur plant die Südwestbank die Rückgabe ihrer Banklizenz: Das Stuttgarter Traditionshaus, gegründet 1922 als Württembergische Landwirtschaftsbank, wolle künftig als Niederlassung der Mutter operieren, teile das Institut am Freitag auf Nachfrage mit. Als Marke bleibe die Südwestbank gleichwohl erhalten, für Kunden ändere sich dabei nichts. Zuerst hatte das “Private Banking Magazin” in seiner Onlineausgabe über die geplante Abgabe der Lizenz berichtet.Stark verändert hatte sich die Bank bereits zuvor. Die auf mittelständische Unternehmen und Privatkunden ausgerichtete Bank hat sich nach der Übernahme verstärkt der digital vermittelten Vergabe von Konsumenten- und Wohnbaukrediten verschrieben, wie der Vorstandsvorsitzende Constantin von Oesterreich zu Jahresbeginn im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt hat (vgl. BZ vom 18. Januar). Die Bawag hatte die Südwestbank 2017 mit dem US-Finanzinvestor Cerberus im Rücken für 641 Mill. Euro den Hexal-Gründern, den Gebrüdern Strüngmann, abgekauft und dabei auch eine Barreserve von 190 Mill. Euro übernommen. “Die Südwestbank wird als Wachstumsplattform für das Deutschlandgeschäft der Bawag ausgerichtet”, lautet die offizielle Strategie des Stuttgarter Instituts. Ziele in weiter FerneZugleich hatte die Bawag der Bank einen eisernen Sparkurs verschrieben und mit dem Betriebsrat einen umfassenden Sozialplan vereinbart. Die Wiener Bank verfolgt mittelfristig das Ziel, eine Eigenkapitalrentabilität jenseits von 15 % zu erreichen sowie die Aufwand-Ertrags-Relation unter die Schwelle von 40 % zu drücken. Die Südwestbank, die mit einer rasant schwindenden Ertragsbasis zu kämpfen hat, hinkt diesen Werten hinterher: Die Rentabilitätskennziffer liegt für das vergangene Jahr bei 5 %, die Aufwand-Ertrags-Relation bei 51 %. Beide Kennziffern sind für das Institut laut Geschäftsbericht für 2019 “zentrale Steuerungsgrößen”. Separate Zielgrößen für die Südwestbank allein nennt der Bericht aber nicht.Die Aufgabe der Banklizenz dient nach Darstellung der Bank nun dazu, die rechtlichen Strukturen zu vereinfachen. “Als Teil einer größeren Bankengruppe benötigt die Südwestbank keine Banklizenz, um in Deutschland tätig zu sein.” Für Kunden soll es zugleich keine Änderungen geben, die Bank stellt vielmehr eine bessere Betreuung in Aussicht. Auch ein weiterer Stellenabbau sei nicht mit der Aufgabe der Banklizenz verbunden.Unklar bleibt, in welcher Rolle Bankchef von Oesterreich künftig agiert. Der Manager, der einst die ehemalige Landesbank HSH Nordbank anführte, kam vor knapp einem Jahr zur Südwestbank, während sein Vorgänger Wolfgang Kuhn vor Ablauf seines Vertrags in den Ruhestand trat. Von Oesterreich werde die Niederlassung aber “im Wesentlichen in ähnlicher Weise” weiterführen und sich mit dem derzeitigen Vorstand auf die Strategie der Bank konzentrieren, erklärte das Institut. Mutter an Börse unter DruckDie Bawag blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Vor der Jahrtausendwende hatte sich die Bank für Arbeit und Wirtschaft mit Spekulationsgeschäften verhoben, so dass der damalige Eigentümer, der Österreichische Gewerkschaftsbund, sie im Jahr 2000 vor der Insolvenz bewahren musste. In den Folgejahren versteckte die Bank Verluste über Briefkastenfirmen in der Karibik, wie 2006 ans Licht kam. Von der Österreichischen Postsparkasse, die 2005 endgültig mit der Bawag fusioniert wurde, ist das Kürzel “PSK” geblieben. Ein von Cerberus geführtes Konsortium hatte das Institut 2007 für 3,2 Mrd. Euro erworben, ehe 2017 der Börsengang folgte.Am Kapitalmarkt steht das Institut unter Druck: Seit Börsengang im Oktober 2017 hat die Aktie etwas mehr als ein Drittel an Wert verloren. Mit einem Kurs von 30,52 Euro am Freitagabend ist die Bank insgesamt rund 2,7 Mrd. Euro wert.