Swedbank-Chefin muss um ihren Posten bangen
Von Tobias Fischer, FrankfurtDen vergangenen Freitag hat Birgitte Bonnesen als Chefin der größten Bank Schwedens überlebt. Selbstverständlich war ihr Verbleib in der Doppelfunktion als Präsidentin und Vorstandschefin nicht, hat sich doch viel Unmut aufgestaut, seit Mitte Februar durch einen TV-Bericht bekannt wurde, dass die Swedbank in die Geldwäsche-Affäre der Danske Bank verstrickt ist.Ein Untersuchungsbericht zu der Angelegenheit, den die Swedbank am Freitag der Öffentlichkeit vorlegte, warf mehr neue Fragen auf, als er zu beantworten vermochte. So bleibt unklar, was sich über die Aktivitäten jener 50 verdächtigen Kunden, die in dem Fernsehbeitrag zur Sprache kommen, hinaus abspielte. Das Urteil von Schwedens wichtigster Aktionärsvereinigung fiel jedenfalls vernichtend aus: “Komplett unvollständig” sei das Werk, befand sie Bloomberg zufolge.Auch Analysten fordern mehr Information, Transparenz, und Klarheit, und Schwedens Finanzmarkt- und Verbraucherminister Per Bolund appellierte an die Bank, alle Karten auf den Tisch zu legen. Die Bereitschaft dazu scheint überschaubar zu sein: Zwar hat das Institut eingeräumt, dass eine umfangreichere Prüfung vonnöten, der Erkenntnisgewinn aber nicht notwendigerweise für die Öffentlichkeit bestimmt sei. Im Krisenmanagement hat Bonnesen bislang generell keine gute Figur abgegeben. Sie müsse an ihrem Kommunikationsstil arbeiten, bei ihren Aussagen mehr Kontext liefern und stärker auf Nuancen achten, gab sie jüngst zu.Angesichts der ohnehin ausgeprägten Kritik an ihrem Kommunikationsstil ist wenig hilfreich, dass die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Bank gegen Ad-hoc-Publizitätspflichten verstoßen hat. Sie soll ihre größten Gesellschafter früher als andere über die bevorstehende Ausstrahlung des Fernsehberichts informiert hat, lautet der Vorwurf. Man sei sich keiner Schuld bewusst, verlautbart das Finanzinstitut. Seit 32 Jahren in der BankBonnesen, Jahrgang 1956, hat nahezu ihr gesamtes Berufsleben bei der Swedbank verbracht: 1987 wurde sie eingestellt und bekleidete von 2001 an verschiedenste Führungspositionen, bis sie vor drei Jahren an die Spitze berufen wurde. “Es ist einer der schönsten Berufe, die ich mir vorstellen kann”, kommentierte sie die Ernennung zur Vorstandsvorsitzenden. Nun ruft nicht nur ihre Art der Kommunikation Unverständnis hervor, sondern sie sieht sich auch mit der Frage konfrontiert, ob bzw. weshalb sie nichts von dubiosen Transaktionen mit der Danske Bank mitbekommen hat, über deren Niederlassung in Tallinn im Zeitraum von 2007 bis 2015 etwa 200 Mrd. Euro an verdächtigen Geldern geleitet wurden. Wenn sich die Vorwürfe als stichhaltig erweisen, muss Bonnesen, die von 2011 bis 2014 das Geschäft der Swedbank im Baltikum verantwortete, im Bilde gewesen sein, wie ein Geldwäsche-Experte sagt. Seit Bekanntwerden der Geldwäsche-Probleme bei der Danske im vergangenen Jahr, die nach und nach größere Dimensionen angenommen haben, erklärte sie immer wieder, die Swedbank sei sauber. Bis ein Bericht des schwedischen Fernsehens am 20. Februar möglicherweise vom Gegenteil kündete. Demnach sind von 2007 bis 2015 potenziell verdächtige Zahlungen über insgesamt 40 Mrd. skr (3,8 Mrd. Euro) zwischen der Swedbank und der Danske geflossen. Die Swedbank gab nach der Ausstrahlung bekannt, fragwürdige Aktivitäten ausgemacht und der Polizei gemeldet zu haben. Seitdem ist der Aktienkurs um 17 % eingebrochen, der Umfang möglicher gewaschener Geldströme auf 95 Mrd. skr (9 Mrd. Euro) gewachsen, haben die schwedischen und estnischen Aufsichtsbehörden, flankiert von der Finanzaufsicht und der Notenbank Litauens, Ermittlungen aufgenommen. Die Gefahr von Reputationsschäden und Strafzahlungen steht im Raum, heißt es bei LBBW Research.Ob Bonnesen auch die nächsten Wochen an der Spitze der Swedbank übersteht, hängt maßgeblich von der Hauptversammlung am morgigen Donnerstag ab. Wenn sich der Ärger voll Bahn bricht, könnten ihre Tage als CEO und Präsidentin gezählt sein.