Führungskrise von N26

Tayenthals unglücklicher Auftritt

Vor der versammelten Finanzcommunity hat N26-Gründungs-CEO Maximilian Tayenthal einen potenziellen Wechsel in den Aufsichtsrat ins Spiel gebracht. Kein schlauer Schachzug, zumal er damit auch BaFin-Präsident Branson in Zugzwang brachte.

Tayenthals unglücklicher Auftritt

Tayenthals ungeschickter Schachzug

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Feigheit kann man N26-Gründungs-CEO Maximilian Tayenthal jedenfalls nicht vorwerfen. Wenige Wochen, nachdem ein Machtkampf mit den Investoren seinem Co-CEO und Freund Valentin Stalf den Job gekostet hat, stellte er sich am Mittwoch auf dem „Handelsblatt Bankengipfel" der Öffentlichkeit. Der Österreicher ließ wenig Zweifel daran, dass die Führung der Neobank eine Herzensangelegenheit ist: „Ein innovatives Geschäftsmodell zu skalieren ist das Sinnvollste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe.“

Auch vor einer Skalierung der von seinem Kollegen vorgelebten zweifelhaften Governance schreckt der verbliebene Gründungs-CEO nicht zurück. Stalf strebt von der operativen Geschäftsführung in den Aufsichtsrat. Wie Tayenthal zu verstehen gab, wäre das für ihn auch eine Option, wenn er sich nicht in seiner gegenwärtigen Funktion halten kann. Natürlich unter Einhaltung der erforderlichen Cooling-off-Periode, wie er mit Blick auf den ebenfalls auf der Branchenkonferenz anwesenden BaFin-Präsidenten Mark Branson etwas halbherzig hinterherschob.

Ermessensspielraum bei der Cooling-off-Periode

Doch welche Frist ist angemessen? Die im Aktienrecht vorgesehenen zwei Jahre sind nur für börsennotierte Gesellschaften bindend. Obwohl das Berliner Einhorn immer wieder als aussichtsreicher Börsenkandidat gehandelt wird, mag sich der von seinen Investoren aus dem Amt komplementierte N26-Gründer daran offenbar nicht halten. Die Rede ist bislang von einer Cooling-off-Periode von einer nicht näher bestimmten Anzahl von Monaten, die Stalf auch Zeit für weitere Weichenstellung einräumen würde.

Welch ungeschickter Schachzug von Tayenthal, sich vor der versammelten Finanzcommunity eine Aussage zu einem potenziellen Wechsel entlocken zu lassen! Denn noch ist die Frage völlig hypothetisch, zumindest nach offizieller Darstellung. Seine Rolle neben dem ihm als Co-CEO an die Seite gestellten Marcus Mosen ist allerdings noch ungeklärt. Die Verteilung der Geschäftszuständigkeiten zwischen ihm und dem Ex-Aufsichtsratschef müsse noch geklärt werden, sagte Tayenthal. Vielleicht wäre er besser in Berlin geblieben, um diese Frage zu klären.

Kein Empfehlungsschreiben für den Aufsichtrat

Denn so sah sich auch BaFin-Präsident Branson gezwungen, öffentlich zu der Causa Stellung zu nehmen. Den Disclaimer, dass er zu Einzelfällen selbstverständlich nichts sagen könnte, dürfte ihm jedenfalls kaum jemand abgenommen haben. Sehr dezidiert fiel seine Antwort auf die Frage nach der Cooling-off-Periode für nicht börsennotierte Finanzdienstleister nicht aus. Das müsse individuell entschieden werden und hänge von den jeweiligen Gegebenheiten ab, brummelte der Schweizer spürbar unwillig ins Mikrofon.

Ob die Entscheidung im Sinne der Gründer ausgehen wird, ist jedoch fraglich. Denn neben enttäuschten Wachstumserwartungen war es ja der Ärger über den Dauerknatsch mit der BaFin, der die Investoren an den Stuhl der beiden Co-Chefs sägen ließ. Die BaFin hat N26 unter Stalf und Tayenthal gravierende Mängel im Risikomanagement und bei der Betrugsbekämpfung vorgeworfen. Ein Empfehlungsschreiben für den Einzug in das Kontrollgremium sieht anders aus.

Indem er ohne Not einen Wechsel in den Aufsichtsrat ins Spiel bringt, tut sich der verbliebene Co-CEO von N26 keinen Gefallen.