NOTIERT IN FRANKFURT

Übergang und Krise sind immer

Unter ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Martin Zielke hat die Commerzbank schon um 100 % zugelegt. Vorgänger Martin Blessing hatte einst 2013 als "Übergangsjahr" bezeichnet. Der Vornamensvetter kündigt nun gleich zwei Übergangsjahre an: 2017 und...

Übergang und Krise sind immer

Unter ihrem neuen Vorstandsvorsitzenden Martin Zielke hat die Commerzbank schon um 100 % zugelegt. Vorgänger Martin Blessing hatte einst 2013 als “Übergangsjahr” bezeichnet. Der Vornamensvetter kündigt nun gleich zwei Übergangsjahre an: 2017 und 2018. Wir dürfen ergänzen: Auch 2014 bis 2016 waren beziehungsweise sind Übergangsjahre. Die Programme haben hübsche Namen: “Roadmap 2012”, “Strategische Agenda 2016” oder aktuell “Commerzbank 4.0”. Ständig und in schneller Folge werden – das ist freilich keineswegs ein Spezifikum der Gelben – Geschäftsbereiche aufgespalten, neu sortiert, zusammengelegt. Ein Beispiel: 2009, nach der Übernahme der Dresdner, präsentierte sich “die neue Commerzbank” mit sechs Segmenten, bald waren es nur noch fünf, heute sind es vier, künftig werden es noch zwei sein. Übergang ist immer. Aber wohin? Diesmal geht es in Richtung “digitales Technologieunternehmen” mit durchaus ambitionierten Wachstums- und umso bescheideneren Renditezielen. Doch kommt die Bank überhaupt jemals ans Ziel des Übergangs?Konstanten gibt es auch. “Die neue Commerzbank wird dann schneller, schlagkräftiger und schlanker sein als je zuvor”, hieß es im Zusammenhang mit der “Roadmap 2012”, mit der die Bank “nachhaltig profitabel” werden wollte. Zielke am Freitag: Die Bank werde 2020 “schlagkräftiger, schneller und effizienter” sein. An anderer Stelle fügte er auch noch das “schlanker” ein. Die Unternehmensberater und Redenschreiber scheinen immer noch dieselben zu sein. *Ansonsten macht sich am Bankenplatz wieder einmal Weltuntergangsstimmung breit. Erinnerungen an 2008 werden wach, jenes Jahr, in dem wiederum Erinnerungen an 2001 bis 2003 wach geworden waren, als es auch schon mal unfassbare Milliardenverluste und einen schlimmen Substanzverzehr gab – und wie heute Zweifel an der Überlebensfähigkeit einzelner Institute gesät wurden. Nicht nur der Übergang, auch die Bankenkrise scheint ein Dauerzustand zu sein. Und wie immer gibt es Profiteure, die sehr daran interessiert sind, dass die Lage einzelner Adressen noch schlechter aussieht, als sie unbestreitbar ohnehin ist.Ob die Deutsche Bank bald eine Kapitalerhöhung braucht oder den nicht unwahrscheinlichen Bedarf an zusätzlichen Eigenmitteln durch alternative Maßnahmen abwenden kann? Das wissen wir nicht. Was wir aber ziemlich sicher zu wissen glauben, und das ist eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich: Die Deutsche Bank ist immer noch “too big to fail”. Schlecht ist das, weil die Regulierung im Zuge der Finanzkrise diesen Zustand längst beseitigt haben sollte. Gut, weil es alle, die wegen der aus dem Ruder laufenden Nachrichten- und Gerüchtelage ein wenig in Sorge um ihr Geld sein sollten, doch einigermaßen ruhig schlafen lassen sollte. Ob man es gut fände oder nicht: Der Staat würde im Zweifelsfall einspringen. Und noch etwas wissen wir ziemlich sicher, so abgedroschen es klingt: Panik war schon immer ein ganz schlechter Ratgeber.