PRIVATE BANKING

Überschätztes Potenzial

Seine Investition finanziert der Mittelständler bei der Sparkasse oder der Volksbank. Das private Vermögen dagegen bunkert er bei der Deutschen Bank, der UBS oder anderen großen Namen. Das sorgt in den Verbünden seit jeher für Verdruss. Beide sind...

Überschätztes Potenzial

Seine Investition finanziert der Mittelständler bei der Sparkasse oder der Volksbank. Das private Vermögen dagegen bunkert er bei der Deutschen Bank, der UBS oder anderen großen Namen. Das sorgt in den Verbünden seit jeher für Verdruss. Beide sind daher vor neun Jahren neu formiert angetreten, das Potenzial in ihrer klassischen Klientel auch auf der Anlageseite zu heben. Stefan Schwab, langjähriger Chef der DZ Privatbank, warf beim Neustart mit großen Zahlen um sich. Einen Marktanteil von 200 Mrd. Euro bei vermögenden Privatkunden attestierte er den Kreditgenossen. Die damals bei den Luxemburgern liegenden 11 Mrd. plus 4 Mrd. Euro bei den Ortsbanken selbst sollten bis Ende 2016 auf 30 Mrd. Euro verdoppelt werden. Davon ist man noch heute weit entfernt. Die Privatbank kommt aktuell vielleicht auf 17 Mrd. Euro. Es läuft einem eben nicht jeden Tag ein Dietmar Hopp als Kunde über den Weg.Die Helaba-Tochter Frankfurter Bankgesellschaft, die den Markt der “Heinis” (High Net Worth Individuals) von Zürich aus für die meisten deutschen Sparkassen beackert, ist mit einem Volumen von 10 Mrd. sfr kleiner, wuchs aber zuletzt schneller. Und sie arbeitet, anders als die mit ihren weiteren Geschäften durchaus ertragreiche DZ Privatbank, profitabel. Bei den Genossen führt die womöglich von Anfang an auch aus bilanzpolitischen Gründen überhöhte Bewertung nun zu einer heftigen Korrektur und einer Ergebnisbelastung.Von der Fehleinschätzung des Potenzials abgesehen, kann man den Verantwortlichen aber vielleicht gar kein übermäßiges Versagen vorwerfen. Der ohnehin wettbewerbsintensive Markt hat sich tiefgreifend verändert. Die Zeit der Luxemburger Drive-in-Banken mit Tiefgarage und Tresor auf einer Ebene ist lange vorbei. Hinzu kommt ein strukturelles Problem gerade dieser Privatbanken: Sie treffen bei Sparkassen und Volksbanken erst einmal auf eine Grundskepsis und müssen die Ortsinstitute davon überzeugen, dass sie nicht Konkurrent sind, sondern Partner, der helfen kann, das zweifellos vorhandene Potenzial zu heben.Ob dabei eigene Standorte nützlich oder eher hinderlich sind? Die DZ Privatbank hat sie, die Bankgesellschaft eröffnet gerade einen nach dem anderen. Bisher gelingt das Miteinander jedenfalls den Sparkässlern, die zudem von ihrem Sitz jenseits von Euroland profitieren, klar besser als den Genossen. Die mehrfach restrukturierte DZ Privatbank muss einen weiteren Neuanfang machen. Das an sich intakte Geschäftsmodell spricht dafür, dass er gelingen kann.