Ubi-Übernahme durch Intesa hakt
bl Mailand – Die geplante Übernahme der viertgrößten italienischen Bank Ubi Banca gestaltet sich immer schwieriger für Intesa Sanpaolo. Ubi will sich gerichtlich gegen das Vorhaben wehren. Die Bank mahnt Veränderungen der wirtschaftlichen Bedingungen seit Vorlage des Angebots im Februar infolge der Coronavirus-Krise an und macht dafür die Material Adverse Change (MAC) geltend. Die Klausel schützt Käufer oder Kaufobjekt bei einer negativen Entwicklung nach Vorlage einer Offerte. Meist wird diese Option vom Käufer gezogen. In diesem Fall argumentiert Ubi, die Offerte sei wegen der Coronavirus-Pandemie und ihrer Konsequenzen wirkungslos geworden. Als Bestätigung für diese These wird gewertet, dass Intesa die Konditionen für die geplante Veräußerung von Geschäftsstellen an BPER, die aus kartellrechtlichen Gründen erfolgt, im März modifiziert hatte.Intesa Sanpaolo hatte Mitte Februar ein Übernahmeangebot über 4,9 Mrd. Euro im Weg eines Aktientausches vorgelegt. Seither haben die Aktien beider Institute rund die Hälfte ihres Wertes verloren.Die Kartellbehörden untersuchen mögliche wettbewerbsrechtliche Probleme und haben Intesa-Konkurrenten wie BPER und Unicredit hinzugezogen. Beobachter sehen kartellrechtliche Probleme nicht nur in der Poebene, sondern auch in Teilen Piemonts, in Neapel und Marken. Auch die Börsenaufsicht Consob prüft die Übernahme. Offen ist, ob der Verkauf von Filialen an BPER realistisch ist, weil die Bank dafür eine Kapitalerhöhung vornehmen müsste, die wenig realistisch ist.Intesa-Sanpaolo-CEO Carlo Messina hat sich die Übernahme, die von Analysten begrüßt wurde, vermutlich leichter vorgestellt. Neben dem Management haben sich auch viele traditionelle Ubi-Aktionäre, darunter zwei Stiftungen und die Unternehmerfamilien Bombassei (Brembo) und Beretta (Waffen), dagegen gestellt. Intesa, die zunächst eine Zustimmungsrate von 66 % anstrebte, wäre nun schon mit einer Mehrheit von 51 % zufrieden. Eine so knappe Mehrheit könnte problematisch sein, glauben Experten. Stefano Caselli, Bankenprofessor an der renommierten Mailänder Bocconi-Universität, hält “eine deutliche Mehrheit für wünschenswert, um den Erfolg sicherzustellen”. Er wünscht sich, dass “der Deal nicht mehr vor Gericht als vom Markt entschieden wird”, und begrüßt die Fusion, weil er eine Konsolidierung für “notwendig” hält. Allerdings solle Intesa “die Konditionen verbessern. Damit steigen die Erfolgschancen.” Das lehnt Intesa Sanpaolo ab.Die Prüfungen durch Kartell- und Aufsichtsbehörden dürften zu Verzögerungen führen. Es wird spekuliert, der Crédit Agricole (CA) steige als Weißer Ritter in die Schlacht ein.