UBS-Chef auf Konfrontationskurs

Ermotti lanciert zeitlich gut abgepassten Angriff auf Schweizer Regulatoren

UBS-Chef auf Konfrontationskurs

dz Zürich – Noch mehr Regulierung, noch mehr Kapitalpuffer – wer soll das alles bezahlen? Auf einer Podiumsveranstaltung des Swiss Finance Institute in Zürich ging Sergio Ermotti diese Woche hart ins Gericht mit den Schweizer Regulatoren. “Einen stabilen und wettbewerbsfähigen Finanzplatz erreichen wir nicht durch Übertreibung oder Vorauseilen”, kritisierte der UBS-Chef unter anderem den jüngsten Vorschlag der Landesregierung (Bundesrat), die Verlusttragfähigkeit der Großbanken weiter zu erhöhen. Zusätzliche Mittel aufbauenEine im April in die Anhörung geschickte Revision der Eigenmittelverordnung sieht vor, dass UBS und Credit Suisse nebst den bestehenden Kapitalpuffern auch in den einzelnen Konzerneinheiten zusätzliche verlusttragende Mittel aufbauen. Das frische “Gone-concern-Kapital” soll im Krisenfall helfen, die Aufspaltung der Konzerne und die Liquidierung einzelner Einheiten möglichst reibungslos und ohne Verluste für Kunden und Steuerzahler sicherzustellen.Der neue Vorschlag erfordere allein bei der UBS ein zusätzliches Kapital von 10 Mrd. sfr, das jährliche Kosten von 60 Mill. sfr verursache, stellte der Manager fest. “Das ist Geld, das keinen Gewinn abwirft und keine Steuern generieren kann.” Erst vor Wochenfrist hatte die für die Überwachung der Finanzstabilität zuständige Schweizerische Nationalbank (SNB) den bundesrätlichen Vorschlag begrüßt.Dass sich Großbanker öffentlich und direkt mit der SNB anlegen, kommt selten vor. Doch Ermottis Querschuss kommt in einem wohlüberlegten Moment. Er weiß, dass auch im Parlament die Stimmung gedreht hat. Die Regulierungswelle im Zuge der Finanzkrise wird dort deutlich kritischer gesehen als noch vor wenigen Jahren. Verschiedene wirtschafts- und bankenfreundliche Abgeordnete hatten seit 2017 Anträge eingereicht, mit denen die Regierung verpflichtet werden sollte, die Kompetenzen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) genauer abzustecken und deren Handlungsspielraum einzugrenzen.Die Bemühungen erwiesen sich als erfolgreich. Im Mai schickte der Bundesrat eine neue Verordnung in die Anhörung, welche die Aufgabenbereiche der Finma sowie die Regulierungsgrundsätze und die Zusammenarbeit der Behörde mit dem Finanzministerium neu regeln will. Finma-Präsident Thomas Bauer warnte an der diesjährigen Medienkonferenz seiner Behörde vor übereilten Schritten. “In ganz wenigen Bereichen, etwa beim Kapital für systemrelevante Banken, ist der Gesetzgeber über die neuen internationalen Standards hinausgegangen. Er hat den Finanzplatz damit klar in der oberen Hälfte der wichtigen Länder positioniert. Wir sollten uns davor hüten, diese zusätzlichen Errungenschaften als ,Swiss Finish` zu verteufeln oder mit der Behauptung der “Wettbewerbsfeindlichkeit” in Frage zu stellen”, warnte er. Swiss Finish im VisierErmotti zielte in seiner jüngsten Rede aber just auf diesen Swiss Finish. “Die mehrheitlich ausländischen Analysten und Investoren verstehen das Schweizer System immer weniger. Der Swiss Finish wird von einem Gütesiegel zu einer Belastung – gerade wegen seiner Unberechenbarkeit.” Diese Wahrnehmung schade nicht nur dem Ansehen des Finanzplatzes, sondern direkt auch der UBS. Ermotti klagt schon seit geraumer Zeit, dass die Bank bei den Akteuren im Finanzmarkt nicht richtig verstanden werde. Er sieht darin einen Grund für den enttäuschenden Verlauf des Aktienkurses. – Wertberichtigt Seite 6