IM GESPRÄCH: THOMAS RODERMANN

UBS Deutschland will 2017 profitabel sein

Vorstandschef kündigt für das kommende Jahr Investitionen an - Bank will die Zahl ihrer Berater "etwa um ein Drittel aufstocken"

UBS Deutschland will 2017 profitabel sein

Nach einer Phase der Schrumpfung will UBS in Deutschland wieder in die Offensive gehen. Deutschland-Chef Thomas Rodermann will kräftig Berater einstellen und spätestens 2017 wieder schwarze Zahlen schreiben.Von Karin Böhmert und Bernd Neubacher, FrankfurtDie UBS will in Deutschland nach roten Zahlen in den beiden zurückliegenden Jahren spätestens 2017 wieder einen Gewinn verbuchen. Im kommenden Jahr stehen zunächst einmal Investitionen in die Digitalisierung des Angebots sowie in das Beraternetz an, wie Thomas Rodermann, seit April Vorstandsvorsitzender von UBS Deutschland, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Im vergangenen Jahr verbuchte die Bank einen Fehlbetrag von 80,6 Mill. Euro nach einem Minus von 27,4 Mill. Euro im Jahr davor.”Wir wollen spätestens ab 2017 nachhaltig profitabel sein. Operativ lagen wir schon 2014 nur knapp unter der Gewinnschwelle”, erläutert Rodermann. Man habe sich aber dazu entschlossen, möglichst komfortabel für Rechtsrisiken vorzusorgen, um späteren Ergebnisbelastungen vorzubeugen. 2014 war die Bank in zweiter Instanz in einem Verfahren “im Kontext des Madoff-Betruges” zur Zahlung eines zweistelligen Millionenbetrages verurteilt worden. Das Institut hat dagegen Rechtsmittel eingelegt. Schwarze Zahlen schrieb UBS Deutschland zuletzt 2012, als die Bank einen Jahresgewinn von 12,7 Mill. Euro verbuchte.Im kommenden Jahr will die Bank Rodermann zufolge unter anderem rund 6 Mill. bis 10 Mill. Euro in die Digitalisierung investieren. UBS Deutschland hat zuletzt die IT-Plattform aus dem Heimatmarkt der Mutter übernommen. Dies hat das Geschäft seinen Angaben zufolge beinahe beliebig skalierbar werden lassen. Nun gilt es, diese Plattform den deutschen Anforderungen anzupassen. Nach Umbau des Beratungsangebots soll der Kunde dann per digitalem Zugang nicht nur Anlageempfehlungen abrufen, sondern auch Transaktionen veranlassen und Videokonferenzen mit Beratern anberaumen können. Trotz Digitalisierung werde den Kunden der Berater erhalten bleiben, betont der UBS-Deutschland-Chef. Eine neue ZielgruppeDiese Digitalisierung hat auch Konsequenzen für das von UBS angestrebte Kundensegment, da die Fixierung auf ein Mindestvermögen, welches Kunden mitbringen müssen, eigentlich entfällt, wie er erläutert. Früher war die Grenzziehung nötig, da das mit kleinen Kunden verbundene Wachstum weitere Fixkosten nach sich zog. Die Digitalisierung erlaube indes ein Angebot auch für weniger Vermögende, auch wenn dieses nicht mit derselben Beratungsintensität wie im Falle sehr vermögender Kunden verbunden sei, sagt er.Heutzutage könnten Banken ohnehin keinem Kunden mehr eröffnen, er bringe zu wenig Vermögen mit, um betreut zu werden, da sie sich damit des Zugangs zu jenen Personen berauben würden, welche in den kommenden Jahren womöglich beträchtliche Vermögen ansammeln werden. “Die Digitalisierung ermöglicht es uns, nicht nur Hochvermögende individuell und effizient zu betreuen. Insofern sind alle vermögenden Kunden bei uns willkommen”, erklärt Rodermann. Eine Untergrenze dürften indes die von UBS Deutschland aufgerufenen Provisionssätze bilden, die Rodermann je nach Vermögen des Kunden auf 40 bis 130 Basispunkte beziffert. Die Margen seien dabei in den Jahren nach 2009 zwar gesunken, entwickelten sich in den zurückliegenden Jahren aber stabil, erklärt er, ohne indes konkreter zu werden.Die Zahl der Berater will Rodermann deutlich erhöhen: “In den kommenden drei bis fünf Jahren wollen wir die Zahl der Berater etwa um ein Drittel aufstocken”, erklärt er. Im Wealth-Management-Geschäft beschäftigte UBS Deutschland Ende vergangenen Jahres 396 Mitarbeiter. Falls Schätzungen stimmen, denen zufolge knapp 40 % davon Kundenberater sind, dürfte es um die Rekrutierung von nicht weniger als 50 Beratern gehen. Keine neuen FilialenNeue Filialen seien deshalb nicht erforderlich, sagt Rodermann. Heutzutage könne man Teams dank moderner Kommunikationsmittel auch aus der Ferne ans nächstgelegene Büro anbinden: “Wir sind uns einig, dass wir eine signifikante Zahl von Filialen im deutschen Markt bald nicht mehr sehen werden. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung digitaler Angebote zu”, kommentiert er die Lage der Branche allgemein.Damit schaltet UBS Deutschland, jahrelang in einem defensiven Modus, wieder in die Offensive. Rodermanns Vorgänger Axel Hörger hatte, bevor er das Haus Ende März verließ, gerade erst das gemessen am verwalteten Volumen überdimensionierte Niederlassungsnetz im Private Banking ausgedünnt und die Zahl der Mitarbeiter reduziert. Innerhalb von zwei Jahren verringerte die Bank etwa die Zahl ihrer Filialen hierzulande um sechs auf nur mehr acht. In seiner alten Größe soll der Private-Banking-Apparat von UBS Deutschland für die Betreuung von weit über 50 Mrd. Euro an Private-Banking-Geldern ausgelegt gewesen sein. Derzeit verwaltet UBS Deutschland an reinen Wealth-Management-Mitteln, wie es in der Branche heißt, gut 30 Mrd. Euro. “Zu weit geschneidert”Rodermann, vor seinem Wechsel zu UBS Deutschland im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank tätig, räumt ein, dass die schweizerische Bank hierzulande auf zu großem Fuß gelebt hatte: “Die Bank hatte ein echtes Kostenthema. Ihr Anzug war sozusagen zu weit geschneidert. Es war daher wichtig, zunächst wieder eine saubere Basis zu schaffen, von der aus die Bank wieder profitabel wachsen kann.” Warum man erst abgebaut hat, um nun doch wieder aufzubauen? Organisationen dürften nicht überfordert werden, sagt er. Es wäre kaum vermittelbar gewesen, wäre UBS Deutschland, während sie in einigen Bereichen noch abgebaut hätte, in anderen Bereichen schon wieder gewachsen: “Jetzt können wir uns auf Wachstum konzentrieren. Alle Niederlassungsleiter haben die Aufgabe, Wachstumspläne zu erstellen”, sagt er. Deutschland sei “ein Kernmarkt in Europa”. Anspruch sei es dabei für UBS Deutschland, “in den nächsten Jahren mehr als die 4 % Marktwachstum zu erreichen”. Das Engagement der UBS in Deutschland ist, wie im Falle aller schweizerischen Instituten, in den vergangenen Jahren im Markt immer wieder in Frage gestellt worden. Zur Entwicklung der von UBS Deutschland verwalteten Assets sagt Rodermann: “Wir sind dieses Jahr Stand Oktober 9 % gewachsen.” Den Nettomittelzufluss beziffert die Bank auf Anfrage nicht.Einen Ergebnisschub abseits des operativen Geschäfts könnte UBS Deutschland erfahren, sollte das schweizerische Mutterhaus Frankfurt zum Sitz ihrer “Europabank” erklären. Schon seit längerem trägt sich die Großbank mit dem Gedanken, ihr den EU-Regularien unterworfenes Wealth-Management-Geschäft in einem Land zu konzentrieren, damit nicht jede einzelne Landesgesellschaft kostbares Eigenkapital vorhalten muss und die Bank Synergien erzielen kann.Für den Fall einer Zusammenlegung der europäischen Tochtergesellschaften in eine Europabank veranschlagen Marktbeobachter ein Kosten- und Ertragspotenzial von jährlich 100 Mill. bis 150 Mill. Euro. Davon würde auch Deutschland profitieren. Eine endgültige Entscheidung über die Einrichtung einer Europabank soll im zweiten Halbjahr 2016 fallen. Vor der UBS hatte bereits Julius Bär nach Übernahme von Wealth-Management-Aktivitäten von Merrill Lynch beschlossen, Deutschland zur EU-Buchungsplattform zu machen. Wie zu hören war, spielte dabei nicht zuletzt das Bild von Deutschland als Hort der Stabilität eine Rolle.