UBS und Credit Suisse gefordert

Schweizerische Nationalbank: Weiter schrumpfen oder bis zu 70 Mrd. sfr zusätzliches Kapital mobilisieren

UBS und Credit Suisse gefordert

Die Stimmung den Schweizer Großbanken gegenüber ist alles andere als positiv. Die Ermahnung im aktuellen Stabilitätsbericht der Schweizerischen Nationalbank passt ins Bild.dz Zürich – Die Übergangsfristen, in denen die international tätigen Großbanken ihre Kapitalpuffer weiter verstärken sollen, haben auf den Finanzmärkten offensichtlich keine Bedeutung. Das beweisen die scharfen Kursreaktionen auf den gestern veröffentlichten jährlichen Bericht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zur Finanzstabilität. Die Aktien der Credit Suisse tauchten zwischenzeitlich auf ein 25-Jahres-Tief, und auch die Titel der UBS mussten mächtig Federn lassen.Das im Juli in Kraft tretende, verschärfte Too-big-to-fail-Regime und die laufenden Anpassungen der internationalen Kapitalstandards im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht zwingen die beiden Großbanken zu einer weiteren Aufstockung ihrer Kapitalpuffer oder zu einer Fortsetzung der Bilanzverkleinerung. Der Stabilitätsbericht spricht von einem Bedarf von rund 10 Mrd. sfr an zusätzlichem Eigenkapital je Institut für das laufende Geschäft (Going Concern) sowie von einem Bedarf von Krisenkapital (Gone Concern) von 20 Mrd. bis 25 Mrd. sfr. Hohe VerschuldungsquoteDer Kapitalbedarf für das fortlaufende Geschäft ergibt sich zunächst aus dem Umstand, dass die internationalen Standards zur Berechnung der Risikoaktiva in den Bilanzen der systemrelevanten Großbanken derzeit verschärft werden. Das führt automatisch zu niedrigeren Eigenkapital- bzw. zu höheren Verschuldungsquoten. Das Problem der Schweizer Großbanken ist dabei nicht eine zu geringe Eigenkapitalquote, sondern die zu hohe Verschuldungsquote – die sogenannte ungewichtete Leverage Ratio. Diese bewegt sich bei den beiden Banken aktuell und unter Vorwegnahme der bis Ende 2019 nötigen Anpassungen bei 3,9 %. Die maximale ungewichtete Verschuldungsquote liegt nach den aktuellen regulatorischen Vorgaben bei 5 %.Das Going-Concern-Kapital dient in der Logik der Too-big-to-fail-Regulierung der Krisenprävention. Das Gone-Concern-Kapital dient dagegen einer besseren Krisenbewältigung. Diese Puffer werden benutzt, wenn eine Bank insolvent wird und ohne staatliche Unterstützung stabilisiert werden muss. Das Kapital besteht in der Form von Fremdkapitalinstrumenten, die entweder abgeschrieben oder automatisch in Risikokapital umgetauscht werden. Der Stabilitätsbericht der SNB beziffert den Bedarf solcher zusätzlicher Kapitalpuffer mit 20 Mrd. bis 25 Mrd. sfr pro Institut.Der für den Stabilitätsbericht zuständige SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg verwies gestern bei der Pressekonferenz der Notenbank auf das nach wie vor hohe Verlustpotenzial der Banken, wie es sich in aktuellen Stresstests gezeigt habe. Die größte Belastung ergäbe sich für die Großbanken aus einer Rezession in den USA mit entsprechend negativen Folgen für den dortigen Kreditmarkt. Das hohe Verlustpotenzial der Großbanken sei im Vergleich zur Größe der schweizerischen Volkswirtschaft zu sehen, begründete Zurbrügg den Kapitalbedarf.Die UBS nahm den Stabilitätsbericht etwas verstimmt “zur Kenntnis” und hielt in einem Statement fest, dass man einer Reihe von Einschätzungen nicht zustimme. Die Credit Suisse betonte ihrerseits, dass die bestehende Kapitalplanung bereits Dispositionen für den geforderten Kapitalaufbau enthalte.—– Bericht Seite 6